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Transkript
Anja Hallo und herzlich willkommen zum INNOQ Podcast. Mein Name ist Anja und ihr hört den zweiten Teil der Reihe INNOQ Perspectives. Ich habe mich wieder mit fünf meiner Kollegys darüber ausgetauscht, wie ihre alltägliche Arbeit in der IT Beratung so aussieht. Und dabei wird euch auffallen, dass sie verschiedene Herangehensweisen und Perspektiven auf ihre Arbeit haben. Wir beginnen mit Matthias Deja. Matthias schätzt es wirklich sehr, wenn ihm sehr viel Freiraum bei der Arbeit gelassen wird. Außerdem sagt er von sich selbst, dass er sich in keiner Technologie so wirklich tief auskennt. Aber das ist gar keine Schwäche, sagt er. Hallo, Matthias.
Matthias Hallo Anja.
Anja Sag mal, wie lange bist du denn schon bei INNOQ? Und was machst du so den ganzen Tag?
Matthias Ich bin so ungefähr anderthalb Jahre bei der INNOQ als Senior Consultant, wie wahrscheinlich die meisten. Ich bezeichne mich zum Beispiel meiner Mutter gegenüber oder anderen Leuten, die sich nicht so in der Branche auskennen vielleicht als Programmierer. Und Leuten, die bisschen mehr wissen, sage ich IT Berater.
Anja Hmm, ja, kenn ich. Was hast du denn vor INNOQ gemacht?
Matthias Vor INNOQ war ich tatsächlich selbstständig. Ebenfalls als IT Berater, ungefähr zehn Jahre lang. Und dann kam eben die Corona Krise. Ich habe nicht mehr so die Projekte gefunden, die mir zugesagt haben und habe dann mal die INNOQ gefragt, ob sie mich einstellen will.
Anja Aber ist es dann nicht eine krasse Einschränkung für dich, wenn du mal selbstständig warst, dann in einem Unternehmen angestellt zu werden als Berater?
Matthias Ja, tatsächlich. Das war auch mein größter Zweifel. Ich kannte aber jemanden bei der INNOQ, der mir schon seit ziemlich langen Jahren bekannt ist. Und über den habe ich so ein bisschen gehört, wie das bei der INNOQ zugeht. Habe dann irgendwann festgestellt, dass die INNOQ das einzig mir bekannte Unternehmen war, von der ich mir vorstellen könnte, mich anstellen zu lassen, weil ich es wahrgenommen habe, dass die Leute, die bei der INNOQ arbeiten, alle so relativ ähnliche Arbeitseinstellungen haben, wie ich. Und auch ähnlich, fast schon wie kleine Selbstständige agieren.
Anja Wie meinst du das genau, kleine Selbstständige?
Matthias Diesen alten Chef aus den alten Tagen, den man noch kennt, der sozusagen hinterm Schreibtisch steht und einem über die Schulter guckt, alles ganz genau kontrollieren will, was man macht und jede Abrechnung noch mal überprüft, das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Meine Erfahrung ist, je mehr du Leute so einschränkt, je mehr du Leuten misstraust und sie kontrollierst, desto mehr werden sie sich auch unbeholfen verhalten. Wenn du ihnen Freiheiten gibst, dann gibt es natürlich immer mal wieder Leute, die das auch ausnutzen. Aber die Leute, die sozusagen gerne sich freischwimmen möchten und ihr volles Potenzial erst entfalten können, wenn du sagst „Mach mal, wie du meinst und mach nicht, wie ich meine“. Die florieren dann so richtig in so einer Atmosphäre und das hat mir halt auch so gefallen als Selbständiger. Und das habe ich dann bei der INNOQ auch wiedergefunden.
Anja Aber mit der Freiheit kommt ja auch sehr viel Verantwortung, mit der man umgehen muss.
Matthias Ja, das ist richtig. Das ist vielleicht eine kleine Anekdote in der Zeit, als ich bei der INNOQ noch ganz neu war. Da gibt es natürlich immer so eine Person, die einem dann zur Verfügung gestellt wird als Ansprechpartner, eine Person, die einem alles zeigen soll. Und eine der ersten Fragen, die ich gestellt habe „Wie stellt man hier eigentlich einen Urlaubsantrag? Da habe ich noch gar nichts gesehen. Gibt es da vielleicht ein Tool im Intranet oder so, da gibt es ein bestimmtes Formular.“ Die Antwort war die rhetorische Frage „Du kannst doch selber bis 30 zählen, oder?“ Und das hat mir sehr imponiert. Und die Geschichte habe ich seitdem auch schon ein paar anderen Leuten erzählt, weil die für mich sinnbildlich ist für die Art, wie man bei der INNOQ arbeitet. Man erlaubt dir, kein Idiot zu sein. Man erlaubt dir, selbstständig eigenständig zu denken und auch eigenständig zu handeln, weil man zu Grunde legt, dass du positiven Einfluss haben wirst.
Anja Bist du gerade in einem Projekt, von dem erzählen möchtest?
Matthias Ja, aktuell habe ich kein Projekt, weil das vorige Projekt eben zu Ende gegangen ist und jetzt gerade keins da ist. Das ist aber kein Problem. In der Zeit wird man natürlich von der INNOQ ganz normal weiter bezahlt und man schaut dann, dass man sich zum Beispiel weiterbildet, dass man sich fit hält, auch geistig, und wartet auf das nächste Projekt.
Anja Jetzt haben wir drüber gesprochen, dass du schon viel Erfahrung als Berater hast. Aber was genau ist denn so deine Tätigkeit? Hast du irgendwelche Steckenpferde? Mit welchen Technologien beschäftigst du dich?
Matthias Ja, also genau das ist so eine Sache, die mir als Berater immer so ein bisschen schwer fiel, alles auf den Punkt zu bringen. Steckenpferde habe ich natürlich auch, wie jeder andere. Ich habe mich in ein paar Technologien so ein bisschen verliebt. Zum Beispiel ist das aktuell die Scala Programmiersprache, gibt es gerade nicht so viele Projekte mit. Ich komme eigentlich so aus der Java Welt. Aber im Grunde genommen mag ich alle Technologien und ich kenne mich in keiner so richtig tief aus. Ich bin in nichts der Experte. Ich habe eher ein sehr breitgefächertes Wissen. Das ist dann in der Anwendung im Projekt, meiner Meinung nach, immer wieder nützlich. Und ich hatte dann auch zum Beispiel, als ich selbstständig war, immer glückliche Kunden. Lässt sich aber ziemlich schwierig beschreiben, wenn du sagst, es ist einer, der kann alles, aber nichts so richtig gut. Dann werden die Leute erst mal misstrauisch.
Anja Es kann aber auch ein Vorteil sein.
Matthias Es kann auch ein Vorteil sein. Wenn es jetzt um eine ganz bestimmte Technologie geht, um ganz bestimmte Spezifika, dann lasse ich gerne den Experten den Vorrang. Ich dränge mich dann nicht vor, und ich freue mich, wenn jemand sich supergut auskennt. Ich sehe mich eher in der Funktion zu überlegen Was passt gut zusammen? Gibt es vielleicht Alternativen, die wir übersehen haben? Gibt es irgendwelche Edge Cases, gerade so bei Concurrency Problemen, bei asynchroner Kommunikation. Da sehe ich mich relativ gut drin, solche Dinge frühzeitig zu entdecken, bevor sie wirklich zum Problem werden. Du hast mich vorhin gefragt, was ich vor der INNOQ gemacht habe. Diese Frage habe ich sehr wörtlich genommen und dir gesagt, was ich unmittelbar vorher gemacht habe. Aber ich wollte noch mal kurz, wenn es in Ordnung ist, ein bisschen weiter ausholen und sagen, wie ich zur IT gekommen bin. Das war nämlich nicht unbedingt der gewöhnliche Weg. Ich habe erstmal damals angefangen zu studieren, ungewöhnliches Fach auch, Computerlinguistik und Künstliche Intelligenz an der Universität Osnabrück. Da war ich ziemlich gut drin. Meine Professoren haben mich auch vorgeschlagen für die Studienstiftung des deutschen Volkes, für ein Stipendium. Das ich leider nicht bekam, obwohl ich in der engeren Auswahl war. Es gab aber zu viele Leute, das Los entschied gegen mich und es hat mich damals immer sehr gestört, dass ich ein ziemlich hohen Bafög Satz bekam, das Gefühl hatte, während ich hier studiere, sammele ich Schulden an. War ja nicht nur ein Gefühl, sondern auch die Realität. Es ergab sich dann, dass ich eine gute Gelegenheit fand, als Student irgendwo zu arbeiten, auch mit Computern was zu tun zu haben. Ich war die einzige Person in der Firma, die was mit Computern konnte, als studentische Hilfskraft. Und da habe ich dann für studentischen Verhältnisse auch gar nicht mal so schlecht verdient und bin einfach dabei geblieben. Irgendwann habe ich mich dann beworben bei einer Consultingfirma. Die haben mich dann trotz des fehlenden Studienabschlusses genommen und so war ich dann eine ganze Weile nicht mehr an der Uni und habe mich dann irgendwann exmatrikuliert. Und so ist es bis heute geblieben.
Anja Das heißt, du hast gar keinen Abschuss gewollt.
Matthias Ich hätte natürlich schon einen gewollt und aus heutiger Sicht würde ich zu jedem, der sich auf dem gleichen Weg befindet, sagen "Mach auf jeden Fall deinen Abschluss. Einmal war die Welt damals ein bisschen anders. Es gab nicht unbedingt so viele Bewerber, wie man es jetzt zum Teil in manchen Bereichen hat. Wenn es weniger Bewerber gibt, dann guckst du dir die einzelnen Bewerber persönlich an und dann kannst du auch den einen rausfischen, der jetzt vielleicht nicht die guten Noten hat, nicht den tollen Abschluss hat, aber der was auf dem Kasten hat. Und du kannst auch die Leute identifizieren, die vielleicht super Noten haben, aber jetzt nicht so zu dem passen, was du mit deiner Firma gerade vorhast. Das ist natürlich anders, wenn du viel mehr Bewerber hast, wie es vielleicht heutzutage manchmal der Fall ist. Darum würde ich jedem raten, wenn du einen guten Abschluss machen kannst, dann mach es. Aber wenn du es nicht kannst und dich in einer Situation befindest, wie vielleicht ich damals, dass du dich so ein bisschen weder ganz hier noch ganz da empfindest oder zwischen zwei Stühlen sitzt, verzage nicht. Denn wenn du dich gut verkaufst, wenn du dir deiner Talente bewusst bist. Wenn du weißt, was du kannst, selbstbewusst auftrittst und auch ganz klar sagst „Das und das kann ich eben nicht so gut“, dann werden dich die Leute ernst nehmen und dann werden sie erkennen, was an dir gut ist. Und du wirst am Ende in eine Position kommen, die zu dir passt.
Anja Ja, so wie bei dir. Du kannst schlaue Fragen stellen. Du kannst Dinge miteinander verbinden, wo vielleicht Fachidiotinnen nicht drauf kommen. Wenn man ein breites Spektrum an Wissen hat, was vielleicht nicht ganz so tief geht, dann kann man auch sehr erfolgreich sein in dem, was man tut.
Matthias Genau. Das war vielleicht auch ein bisschen so mein Wunsch an dieses Interview. Wenn es da draußen nur eine Person hört, die sich ein bisschen unsicher ist und sich vielleicht ein bisschen motiviert davon fühlt, dann würde ich mich sehr freuen.
Anja Ja, Matthias, das ist doch ein super Schlusswort. Vielen Dank, dass wir miteinander sprechen konnten.
Matthias Ja, ich bedanke mich bei dir, war wirklich toll.
Anja Tschüss.
Matthias Tschüss.
Anja Als nächstes habe ich mit Joy Heron gesprochen. Joy, die sagt, dass sie Zeit allein braucht, um Dinge gründlich zu durchdenken. Und das klappt am besten durch asynchrone Zusammenarbeit und zum Beispiel durch den Prozess des Herunterschreibens von Code. Hallo Joy.
Joy Hallo.
Anja Sag mal, du arbeitest schon eine ganze Weile bei uns, oder?
Joy Also ich arbeite seit sieben Jahre bei INNOQ.
Anja Was machst du so?
Joy Ich bin Fullstack Entwicklerin. In der letzten Zeit konzentriere ich mich eher auf Frontend, vor allem im Bereich Accessability, Barrierefreiheit. Das macht mir sehr viel Spaß und deswegen habe ich das als Fokus genommen die letzten paar Jahre, mache aber auch gern CSS, Design, HTML, aber auch manchmal so Backend Themen zum Beispiel Open ID Connect einrichten, Clients einrichten, sowas. Also wirklich alles von unten im Stack bis zum Frontend.
Anja Ja, das hört sich ziemlich umfassend an. Man kennt dich aber auch von Konferenzen und dem ein oder anderen Podcast. Mit welchen Themen beschäftigst du dich denn bei den Podcasts, sind das dieselben Themen?
Joy Ja, so ähnliche Themen. Also ich bin eine von den Hosts von den Case Podcast. Ich habe seit längerem nicht mehr so viel da gemacht. Wenn ich da die Gelegenheit habe, die Zeit habe, könnte ich mir vorstellen das wieder zu machen. Ansonsten bin ich oft auf dem INNOQ Podcast, mehrmals und da spreche ich meistens mit dem Lucas über irgendetwas CSS bezogen. Auf Konferenzen halte ich gerne Vorträge. Ich mache in der letzten Zeit nicht so gerne vor Ort Vorträge, aber im nächsten Jahr hoffe ich, dass ich so ein paar Gelegenheiten habe, so was Remote vorzutragen, weil mir das schon Spaß macht.
Anja Wie sieht denn das Tagesgeschäft für dich aus? Was machst du so bei deiner täglichen Arbeit?
Joy Also ich bin in Projekten unterwegs, wo ich sehr viel Entwicklungsarbeit mache. Manchmal auch so ein bisschen Architekturarbeit, aber hauptsächlich bin ich als Entwickler in den Projekten eingeplant und mache das sehr gerne. Ich entwickle am liebsten und dann, wenn ich andere Dinge tun muss, dann mache ich die auch. Aber Entwicklung ist so die erste Liebe.
Anja Ja. Arbeitest du da in einem Team oder alleine?
Joy Ich arbeite im Team.
Anja Und wie unterscheidet sich deine Arbeitsweise von der Arbeitsweise deiner Kolleginnen?
Joy Also ich arbeite sehr gerne asynchron. Ich arbeite auch tatsächlich sehr gerne mit diesem Pull Request oder Merge Request Arbeitsmethode von GitHub, ursprünglich bekannt, aber jetzt auch GitLab, dass man wirklich sich Gedanken darüber macht, all seine Arbeit in einer Branche schreibt und dann wirklich über die Commits drüber schaut und schaut, habe ich alles richtig gemacht. Dann kann man mit Zeit ein Merge Request stellen. Andere Kollegen können darüber schauen, wenn sie Zeit haben und dann hat man immer die Zeit, darüber nachzudenken und so was Gutes zu produzieren.
Anja Das bedeutet, es gibt schon Kolleginnen in deinem Team, die das anders machen und anders praktizieren.
Joy Ich habe aktuell so zwei Projekte. Also in einem Projekt arbeiten wir alle ziemlich asynchron, in einem anderen Projekt eher auch. Aber es ist manchmal eher der Fall, dass wir gerne zusammen Pair Programming oder so was Kleines machen.
Anja Und wie geht es dir denn dabei, wenn ihr Pair Programming macht? Weil das ist schon ein großer Unterschied, oder?
Joy Ich Mag tatsächlich gerne Pair Programming einsetzen, wenn es dafür so ein gerichtetes Ziel gibt. Also zum Beispiel, wenn jemand eine bestimmte Frage zu einem Thema hat oder vielleicht nicht so viel Erfahrung in einem Bereich hat und ich da gerne unterstützen kann. Oder wenn ich etwas lernen möchte, dann arbeite ich sehr gerne in diesem Pair Programming Modus, wo man zusammen kommt und beide das angucken, also zu zweit. Wo ich nicht so gerne arbeite, ist tatsächlich Mob Programming. Also da ist es für mich einfach sehr schwierig, so viele Menschen in einer Runde und für mich ist es dann auch nicht so einfach zu arbeiten. Ich denke tatsächlich am besten während ich tippe. Und dieses Muster, dass man sagt, mit Mob Programming sagt man, wenn man tippt, sollte man eher nicht denken, sondern von den anderen gesagt bekommen, was man zu tun hat. Und wenn man dann nicht tippt, sollte man dann den Input liefern. Aber bei mir ist es meine Stärke tatsächlich, während ich tippe, kann ich auch gut denken. Und wenn ich dann nicht mehr an der Tastatur bin, fallen mir oft Dinge schwerer, so zu denken.
Anja Gibt es Dinge, bei denen du ungerne Kompromisse eingehst? Beispielsweise wenn jetzt in einem Team klar ist, wir arbeiten eher im Mob oder bevorzugt im Mob.
Joy Also ich müsste tatsächlich darüber nachdenken, ob ich das tun wollen würde. Also langfristig nicht. Ich würde sagen, ich wäre bereit, wenn wir sagen wir müssen die gesamte Architektur von der Anwendung gemeinsam aufsetzen, Dass wir das irgendwie für zwei, drei Tage zusammen machen, könnte ich mir vorstellen, so ist es nicht. Aber wenn man sagt, das wäre so meine tägliche Arbeitsweise, ich würde einfach versuchen dagegen zu argumentieren, weil ich glaube, ich kann einfach viel mehr liefern, wenn ich asynchron arbeiten kann. Also einfach die Zeit nehmen für die bestimmten Themen, die ich brauche und nicht das Gefühl haben, ich müsste synchron mit den anderen zusammen programmieren, auch dabei mich unterhalten und mir dazu Gedanken machen und dann das Gefühl haben, ich kann tatsächlich nicht ausreichend Zeit, zum Beispiel über den Code nachdenken, zu sagen, ob ich das gut finde oder nicht. Ich mag zum Beispiel sehr gerne Code Reviews machen. Das finde ich, das ist eine meiner Stärken, dass ich das gut kann. Und wenn ich zum Beispiel ein Code Review mache, schaue ich mehrmals über den gleichen Code rüber. Als erstes, funktioniert es? Das ist das Wichtigste. Tut es das, was es soll? Kann ich sehen, ob es irgendwelche architektonischen Verbesserungen gibt, die man verbessern könnte. Und dann am Ende kann man die Kleinigkeiten noch finden. Ob es Rechtschreibfehler gibt oder Code Style oder irgendwas anderes. Und ich finde, wenn ich die Zeit habe, dann kann ich das sehr, sehr gut machen. Ich glaube in Mob Programming Situationen ging das bei mir zu schnell. Könnte das wahrscheinlich nicht machen, während der Mob läuft und danach hat man nicht mehr Zeit, weil man den ganzen Tag im Mob gesessen hat.
Anja Deine Checkliste, das hört sich für mich wie eine Checkliste an für Coach Reviews, hört sich sehr sinnvoll an, ich glaube, das mache ich auch in Zukunft. Erst einmal so iterativweise rübergehen okay, funktioniert es? Ist es eine gute Architektur Entscheidung und am Ende erst auf die Kleinigkeiten zu achten. Das ist ziemlich schlau, muss ich sagen.
Joy Ich finde das einfach, man sieht natürlich, wenn irgendwas nicht so ganz richtig ist, aber es ist halt nicht so wichtig, wenn eine Variable einen falschen Name hat. Und wenn man weiß, okay, ich schaue nachher noch mal drüber, kann ich das erst mal ausklammern und auf eine andere Muster achten.
Anja Das funktioniert natürlich nur für Pull Requests, die nicht ganz so groß sind. Aber ich glaube, dann hat man ein anderes Problem.
Joy Genau das ist aber tatsächlich auch etwas, was ich sehr gerne mag an Merge Request, Pull Request Art zu programmieren. Also dass man lernen kann und soll, wie Features kleiner zu schneiden. Was ist wirklich der kleinste Nenner, was ich zusammenbauen kann, damit das Feature das tut, was es soll. Und dann kann ich das fertig machen, dokumentieren und irgendwie gut verpacken. Also ich mag auch gerne, das ist vielleicht ein bisschen zu viel für viele, aber ich mag tatsächlich auch eine sehr saubere Git Historie. Das heißt, dass ich tatsächlich diese Arbeit, die ich mache, Merge Request oder Pull Request, meistens besteht es nur aus einem Commit und dann beschreibe ich in dem Commit das, was ich gemacht habe. Die Commit Beschreibung ist nachher die Merge Request Beschreibung. Und dann hat man nachher so eine sehr schöne Git Historie. Ich weiß, dass es vielen Leuten nicht wichtig ist, wenn die Git Historie schön ist, aber das gefällt mir tatsächlich sehr gut.
Anja Joy vielen Dank für das Gespräch. Ich habe einiges mitgenommen.
Joy Sehr gerne. Danke für die Einladung. Tschüss.
Anja Das nächste Gespräch habe ich mit Markus Harrer geführt. Markus unterscheidet sich von den meisten Consultants bei INNOQ, denn er arbeitet nicht wirklich in einem Entwicklungsteam, sondern vorrangig allein und beratend bei KundInnen und gibt auch Schulungen. Die Besonderheit bei seiner Arbeit besteht darin, dass er für alle erdenklichen Fälle bestens vorbereitet ist.
Anja Markus erzähl mal, wie lange bist du schon bei INNOQ und wie sieht deine alltägliche Arbeit so aus?
Markus Ja, ich bin jetzt schon seit 4 1/4 Jahren bei INNOQ mittlerweile, seit September 2018. Und was mache ich? Ja, ich bin, ich sage mal ganz kurz, der reisende Berater. Also zumindest früher, vor Corona, jetzt der virtuell reisende Berater. Und ich gehe zu ganz vielen unterschiedlichen Kunden, um denen einfach weiterzuhelfen und das in diversen Dingen. Richtung Software Modernisierung, Richtung Software Detour anschubsen oder auch bei der Unterstützung, der Ausbildung, bei der Konzeption von Trainings oder beim Durchführen von Trainings. Also ganz viel Zeug, kunterbunt gemischt. Und das ist das, was ich so mache bei INNOQ.
Anja Das ist interessant, weil das ist ja anders, als die meisten von uns arbeiten. Die meisten von uns arbeiten in so mittel bis langfristigen Projekten als Teil eines Entwicklungsteams, die meisten nicht alle. Bei dir ist das ja anders. Das bedeutet, dass deine Aufträge auch eher kürzer sind, also eher auf Trainings Basis, Review Basis. Das sind ja nur wenige Tage bis maximal zwei Wochen oder so?
Markus Ja, genau richtig. Ich sage immer, mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Ich nehme diesen Long Tail, wenn das jemandem etwas sagt, also Resterampe ist nicht das richtige Wort, aber ich nehme immer das, was nicht so lange ist, wo man sich nicht halbes Jahr, jahrelang irgendwie beschäftigen kann damit, sondern eher die die kleineren Beratungsaufträge. Und das ist etwas, was mich total fasziniert, denn das ist total die Abwechslung für mich. Und dadurch, dass ich schon ein bisschen was gehört habe und gesehen habe da draußen in der Welt, habe ich auch keine Berührungsängste. Ich mag das im Gegenteil, ich kann mir das nicht mehr so gut vorstellen tagtäglich, sehr regelmäßig zu programmieren bzw. immer am gleichen Projekt mitzuarbeiten über einen längeren Zeitraum. Ich brauche mittlerweile diese Abwechslung und das versuche ich irgendwie auszubalancieren, Richtung Arbeit selbst zu haben, aber dann auch wieder Freiräume zu haben, um auch ein bisschen runterzukommen von den doch sehr stressigen Einzelberatungs Projekten.
Anja Hmm, kann ich mir vorstellen, dass es stressig ist. Ja, du brauchst diese Cooldown Phasen, aber es ist vielleicht auch mal schwer dich richtig auszulasten? Musst du dir deine Projekte selber suchen, kurzfristig Projekte?
Markus Ich versuche schon immer wieder, wenn ein kompletter Leerlauf da wäre, haben wir das Kund zu tun. Wir haben hier auch einen Wochenstatus, wo wir ein bisschen berichten. Da habe ich auch die Möglichkeit eben das niederzuschreiben, das ich etwas suchen würde, dass irgendwie Arbeit ausläuft. Aber im Endeffekt habe ich ja noch ein zweites Standbein, das ist ja dann Trainings an sich, das lastet mich zeitlich einigermaßen aus. Aber auch vom Umsatz her, ist ja kein Geheimnis, dass wir Bonusziele haben, die versuchen, irgendwie zu erreichen. Das funktioniert damit auch ganz gut und bietet mir so eine Grundbasis, eine Zuversicht, die ich über das Jahr habe, um zu sehen, ich komm da voran, ich erreiche meine Ziele und dann ist das nicht ganz so krass, dass man immer gucken muss, wo man bleibt während des Jahres. Natürlich braucht man da viel Planung auch und muss ein bisschen Taktieren. Ich habe zufälligerweise gestern meine Auslastungsplanung vorgenommen für dieses Jahr, um mal zu gucken, dass ich einerseits nicht zu wenig mache, aber auch nicht zu viel. Es bringt auch nichts, wenn ich irgendwie nachts um zehn irgendwelche Vorträge noch vorbereite oder für einen Kunden irgendwelche Präsentationen noch erstelle, sondern das muss auch immer sehr gut in Balance gehalten werden, um sich selbst nicht zu überarbeiten. Da muss ich eben noch einen besonderen Wert darauf legen, um da auch gut umgehen zu können, diesen Einzelberatungs Aktivitäten zusammen mit den Trainings.
Anja Wenn man dich kennt, dann weiß man ja, dass du ein sehr bescheidener Mensch bist. Du teilst gern dein Wissen, du teilst gerne Material, du organisierst interne Workshops, damit auch deine Kolleginnen davon teilhaben, was du so an Trainingsvorbereitung machst und an Workshops gibst. Ich glaube, das ist genau das gegenteilige Bild, was man so normalerweise von so typischen Beratungspersonen hat, die halt nicht mehr entwickeln, sondern nur noch beratend tätig sind. Und das in Eigenregie.
Markus Vielleicht zwei Dinge dazu, ich habe den altbekannten Spruch gehört „Wissen ist das Einzige, das sich vermehrt, wenn man es teilt.“ Ich glaube, das hat mich ein bisschen angespornt. Und auch wurde ich mal am Anfang meiner Konferenz Karriere von jemandem zur Seite genommen und gesagt „Markus bleib bescheiden“, das kommt schon, das war wirklich ein sehr cooler Cooldown kann man schon fast sagen, der mich da auch am Boden gelassen hat. Und ich glaube, diese Kombi, das Wissen teilen und auch nicht irgendwie abzuheben, das hat sich bisher ganz gut bewährt und macht mir auch Spaß. Gerne teile ich auch bei den Kollegen, wenn ich irgendwas gefunden habe, was ich cool finde. Ich habe ja auch die Zeit, auch mit diesen Konferenz Themen Konferenz Geschäft oder Workshop Geschäft, da auch Dinge weiterzuentwickeln, aufzubereiten für andere. Und das mache ich einfach gern.
Anja So das Bild, was ich von so einer typischen Beratungsperson habe, ist ein sehr extrovertierten, etwas lauteren Menschen, der sich zu schade ist, Code anzufassen und sagt, wo es lang geht. Aber wenn ich mir dich angucke, dann bist du genau das Gegenteil. Findest du das auch? Wie unterscheidet sich denn die Arbeitsweise, glaubst du, von dir, wie die dieses typischen Bildes, das sich in meinem Kopf gebildet hat?
Markus Ja, lass mal überlegen, das ist eine sehr gute Frage. Ja, also der Eindruck kann schon entstehen. Aber irgendwann, glaube ich, habe ich mir auch überlegt, das Thema oder die Themen, die ich so beackere, dieses Thema Software Modernisierung oder auch die Analyse von Software Daten, um da auch voranzukommen mit der alten Software, die man so entwickelt hat. Das war für mich so ein wichtiges Thema, das hat mich auch so richtig beschäftigt und da habe ich mich richtig reingefuchst und viel selbst gemacht. Und habe auch gesehen, dass das auch ziemlich cool funktionieren kann, was ich da so tu. Und da war es mir einfach wichtig, den Leuten zu zeigen und vielleicht auch so ein Stück weit Hoffnung zu geben, dass man mit diesen Methodiken auch selbst weiterkommt. Und da hilft es ja nicht, irgendwie das nur für sich zu behalten, sondern da muss man einfach raus. Und glücklicherweise gibt es ja diverse Möglichkeiten, das zu tun. Jahrelang war ich nur auf Barcamps unterwegs und habe beispielsweise auch Vorträge von anderen gehalten. Die habe ich vorher angeschrieben, weil die ein cooles Thema hatten und ich dachte mir, das kann ich nie so gut rüberbringen, was die erzählen. Deswegen hab ich einfach gefragt kann ich die nehmen? Natürlich mit Referenz zu dir, um den Leuten mal zu zeigen, was du für eine coole Sache machst. Und so hat meine „Konferenz Karriere“ in Anführungsstrichen dann auch gestartet auf Barcamps. Wo es eben nicht so ist, dass man jetzt vor 100 Leuten sprechen muss, sondern einfach vor 10, 20, 30. Da habe ich gesehen, es war gar nicht so schlimm. Und dann macht man eben das Thema, geht auf ein Meetup und macht einen Vortrag bei einer Java User Group (JUG) oder sowas. Man sieht, ich lebe immer noch danach und traut sich dann auch mal irgendwie bei einer Konferenz was einzureichen und dann mit Leuten auch zu diskutieren, zu sprechen, auch nach dem Vortrag. Und das transferiert sich dann natürlich dann auch ins tägliche Arbeitsleben. Dann ist man auch mehr aktiver bei Meetings dabei. Ich bin eigentlich ein klassischer Angestellter, auch jahrelang angestellt bei diversen Firmen gewesen und da fängt dann auch so ein Umdenken an, dann geht man auch ein bisschen aus der Reserve raus oder aus der Defensive raus und versucht mitzugestalten. Da kann man einfach reinwachsen, Schritt für Schritt und dann merkt man irgendwann okay, es ist wieder nichts passiert, weil ich meinen Mund aufgemacht habe im Meeting, sondern was Positives hat sich daraus ergeben und dann traut man sich mit der Zeit immer mehr zu, weiß auch, wie man mit Leuten reden muss und kommt dann eigentlich auch ganz gut zurecht.
Anja Das bedeutet, du kannst auch einfach so einen Konferenzvortrag aus dem Ärmel schütteln?
Markus Genau. Vielleicht ist das nur etwas, was ich bewusst oder unbewusst verschwiegen habe. Also ich bin ein total krasser Vorbereiter. Das ist mir auf jeden Fall hängengeblieben. Es hat schon mal Extreme angenommen, sage ich mal so. Wenn man in das Konferenz Geschäft mal kurz schaut. Ich glaube, meinen ersten Vortrag hatte ich erst fertig, den hatte ich schon zweimal für mich gehalten und danach habe ich erst in Abstract geschrieben, um den einzureichen bei einer Konferenz. Einfach nur um sicher zu gehen, dass dieser Vortrag funktioniert, dass ich da keine Risiken eingehen. Also so bin ich da immer irgendwie drauf. Und deswegen glaue ich auch, am Anfang das Thema mit den Recyceln von eins, zwei Vorträgen von Bekannten von mir, okay, da ist eine schöne Struktur da. Das ist für mich sozusagen sicher, den Vortrag zu geben. Ich weiß, der hat schon mal funktioniert, bei jemand anders und so bin ich da rein. So spontan Vorträge geben, vielleicht jetzt mittlerweile mehr als früher. Also ich habe mich schon erwischt, dass ich eine Slide, die ich auf einer Konferenz präsentiert habe, noch während ich die vorherige Slide erklärt hatte, noch umgeschrieben habe. Das geht ja mittlerweile in Powerpoint voll gut. Also das ist etwas, wo ich nicht dazu aufrufen würde. Also mittlerweile habe ich schon solche Dinge auch mit, es funktioniert, ist überall sicherer, vielleicht auch zu sicher, aber generell versuche ich schon, Vorträge gut vorbereitet zu haben und da schon mehr Zeit reinzustecken, als vielleicht andere es dann tun an der Stelle
Anja Du hattest schon mal die Frage beantwortet, warum du mehr Beratung machst und weniger in die Entwicklungsarbeit gehst. Weil es dir sonst so langweilig wird und du willst gerne mehr Abwechslung haben. Aber vermisst du es nicht auch mal in einem Team zu arbeiten, in einem Entwicklungsteam an Software zu arbeiten?
Markus Also ich habe bei INNOQ nicht das Gefühl, dass ich da so ganz alleine bin. Wenn ich so Bewertungen mache, dann ist es meistens mit ein oder zwei Kollegen, Kolleginnen. Also von dem her arbeitet man schon zusammen. Ich bin auch der Maintainer für diverse Trainings Unterlagen und habe auch diverse Kontaktpunkte mit anderen Trainer und Trainerin. Wir tauschen uns da regelmäßig auch aus, geben zusammen auch Trainings und arbeiten Feedback ein. Und natürlich mit INNOQ Events, haben wir auch immer mit zu tun, miteinander auch ganz schön immer. Da fühl ich mich vom reinen Gefühl her gar nicht allein oder allein gelassen. So Gedanken kamen noch nie bei mir auf bisher. In Teams arbeiten finde ich natürlich nach wie vor nicht schlecht an der Stelle. Das ist der Nachteil, ganz klar der Nachteil, dass man eben mehr alleine unterwegs ist oder zu zweit, bei dieser Arbeit, die ich so mache. Das muss man in Kauf nehmen, das ist einfach der Trade off, den man da irgendwie hat, wo man abbiegen muss. Ich kann mir schon vorstellen, in Teams wieder zu arbeiten, wenn es beispielsweise darum geht, auch mal ein bisschen länger ein System wieder auf die Füße zu stellen. Aber dann muss es auch wieder irgendwann ein Ende haben. Weil vielleicht andere Kunden warten, die man auch mal ein bisschen weiterhelfen kann, die würden da irgendwie zu kurz kommen. Das ist so ein komisches Gefühl, wenn ich da länger gebunden bin, anderen Leuten nicht weiterhelfen kann. Ganz komisch irgendwie. Aber das macht es aus, dass ich dann eben auch nicht in längerfristigen Teams wahrscheinlich dann noch mit drin sein kann, weil ich mich sonst nimmer so viel rausziehen müsste aus dem Team, was vielleicht auch ein bisschen negativ auf die Zusammenarbeit sich dann niederschlagen kann.
Anja Ja, gut. Vielen Dank, dass ich mit dir sprechen durfte, es war sehr interessant.
Markus Ja. Vielen Dank für die Einladung Anja.
Anja Gerne. Tschüss.
Markus Danke, ciao!
Anja Das folgende Gespräch habe ich mit Dajana Günther geführt. Bei Ihrer Tätigkeit als Organisatorin von Tech-Konferenzen muss sie jederzeit reaktionsfähig sein, da sich auch die Umstände bei ihrer Arbeit ständig verändern. Dabei ist vor allem wichtig, ruhig zu bleiben, ohne sich zu verzetteln.
Anja Hallo Dajana.
Dajana Hallo Anja.
Anja Sag mal, wie verlief denn dein Weg bis zur INNOQ, bis du zur INNOQ gekommen bist?
Dajana Ich bin gelernte IT-System Elektroniker, das heißt ich komme eigentlich von der Hardware Seite, hab da so ein bisschen im Support gearbeitet für Notebooks und Drucker und habe gemerkt, dass mir das Arbeiten mit den Menschen eigentlich ganz gut liegt und habe überlegt, was kann ich denn machen? Und bin dann noch mal in die Uni gegangen und habe Erziehungswissenschaften studiert und Psychologie, da den Bachelor gemacht und danach dann auch noch mal einen Master in Erwachsenenbildung, weil ich Menschen was beibringen wollte. Ich wollte Menschen helfen, auf ihrem Weg weiter zu kommen und zu lernen und sich fortzubilden, weiterzuentwickeln und bin dann in meiner Freizeit auf die Rails Girls gestoßen. Und da ich ja, wie gesagt aus der Hardware Ecke komme, dachte ich, ich guck mal, ob ich vielleicht doch programmieren kann. In meiner Ausbildung hat das leider nicht geklappt. Egal was ich probiert habe, es ging einfach nicht rein in mein Gehirn. Rails Girls habe ich gemacht und habe gemerkt, ist immer noch nicht so meins, aber die Organisation der Workshops, das fand ich spannend. Und das habe ich dann auch tatsächlich eine ganze Weile gemacht. Dann wurden wir als Rails Girls angesprochen, ob wir auch so ein Workshop mal bei einer Konferenz machen könnten, also quasi vor der Konferenz. Und dann habe ich gemerkt Mensch, so eine Konferenz ist ja wie ein großer Workshop. Hab den Menschen da so ein bisschen über die Schulter geschaut, das war so eine Community, es war jetzt nicht von einer Firma oder so, es war die Ruby Community und fand das total spannend. Die haben mich dann auch tatsächlich angesprochen, ob ich nicht nächstes Jahr auch diese Konferenz mitorganisieren will. Joa, das klingt super und habe das dann auch irgendwie zwei, drei Jahre gemacht. Und dann ist mein letzter Arbeitgeber auf mich zugekommen, hat gesagt „Wir brauchen jemanden in Berlin.“ Lustigerweise ist dieser Kontakt zustande gekommen über Oliver von INNOQ, Oliver Wolf. INNOQ kannte ich von der Konferenz, die ich organisiert habe. Das heißt, so ein bisschen bin ich schon länger mit INNOQ verbandelt. Die Firma, für die ich dann gearbeitet hatte, hatte auch kein Büro in Berlin. Dann meinte Oliver „Na ja, du kannst ja bei uns im Büro sitzen, bei INNOQ.“ Ja, super, klar. Und dann habe ich quasi aus dem INNOQ Büro für meine Firma gearbeitet und habe da halt auch dann so richtig Konferenzen als mein Job organisiert. Und dann irgendwann kam Corona, hab dann privat eine kleine Auszeit genommen. Die kleine Auszeit ist jetzt zweieinhalb Jahre alt. Und irgendwann habe ich gedacht okay, jetzt möchte ich mal gerne irgendwie woanders hin, was anderes machen und bin dann tatsächlich wieder mit Oliver zusammengekommen und bin vor einem Jahr ungefähr dann bei der INNOQ auch als Event- und Konferenzmanagerin gelandet.
Anja Aber du hast ja gesagt, du wolltest was anderes machen, aber jetzt machst du ja wieder Event Organisation. Ist es denn wirklich anders?
Dajana Es ist anders, ja. Die Konferenzen, die ich für die andere Firma gemacht habe, die waren halt groß, also wirklich groß und kommerziell. Und das waren halt keine so kleinen Sachen. Und bei der INNOQ ist es so, dass ich halt die internen Events mitorganisiere, die ja so im Vergleich zu dem, was ich vorher gemacht habe, schon relativ klein sind. Und auch die Konferenzen, bei denen INNOQ mit dabei ist, um die zu organisieren, sind kleiner und mehr so in den Community Bereich gehend, wo ich eigentlich herkomme, von den Rails Girls und der anderen Community Konferenz oder Konferenzen. Und das fand ich dann spannend, mal wieder auf die andere Seite zu gehen, mehr oder weniger. Und zu gucken, was kann man denn da jetzt noch verändern? An welchen Stellschrauben kann man drehen, was kann man da anders machen?
Anja Arbeitest du bei der Event Organisation eigentlich im Team? Also ich meine für unsere INNOQ Events, glaube ich, brauchst du nicht wirklich ein Team, oder? Aber wenn du diese großen Events organisiert hast, hattest du dann ein Team von Mitarbeitenden?
Dajana Ja, also bei den Community Events war das so, dass wir meistens alle zusammen die ganzen Aufgaben gemacht haben. Aber bei der Firma, bei der ich vorher gearbeitet habe, wurden die einzelnen Aufgaben tatsächlich verteilt. Also ich war Conference Manager, das hieß, ich habe mich um die großen Dinge gekümmert, wie die Venue und alles, was damit zu tun hat. Also den Veranstaltungsort, Essen, Aufteilung der Räume, Sitzmöglichkeiten und so weiter und so fort. Dann hatte ich aber noch eine Kollegin für die Sponsoren, eine Kollegin fürs Marketing, eine Kollegin für Community Outreach. Bei den großen Konferenzen, die so sind, ist es normalerweise immer so, dass sich die Aufgaben entweder geteilt werden oder dass einer für eine bestimmte Aufgabe verantwortlich ist. Und das machen wir bei unseren Events auch so, dass halt einer für die Technik zuständig ist, einer fürs Hotel, der nächste für die Restaurants oder jemand macht Hotel und Restaurants zusammen. Das kommt dann immer ganz auf das Team an. Ich arbeite total gerne im Team, da kann man sich nämlich auch austauschen. Ist nicht so schön, wenn man die ganze Zeit so im eigenen Saft schmort und dann nicht so richtig weiß, ist es gut für alle oder nicht? Ich würde sagen ja, aber ich brauche noch mal zwei, drei andere Stimmen dazu.
Anja Ja, Feedback ist super wichtig. Als Event Organisatorin musst du ja auch sehr strukturiert arbeiten, oder? Ich stelle mir das so vor, man muss halt sehr viel im Voraus planen und sehr strukturiert sein.
Dajana Ja, man braucht schon einen Plan. Jeder, der schon mal auf einem Event, einer Konferenz oder auch einer großen Hochzeit war, ist ja auch nichts anderes als ein Event, der weiß, dass sich sowas an bestimmte Zeiten halten muss. Es ist klar dann und dann gibt es Essen dann und dann wird ein Vortrag gehalten, dann und dann sind Pausen. Und wer muss eigentlich wann wo sein, wer ist für was verantwortlich usw. da muss es natürlich eine Struktur geben. Das sieht dann hoffentlich vor Ort auch so aus wie ein choreographierter Tanz, sage ich mal, wo jeder weiß, wer wo wann zu stehen hat und welche Schritte gemacht werden muss. Also muss vorher natürlich auch alles organisiert sein. Also die Choreografie muss stehen. Wie die Choreografie allerdings zu Stande kommt, also dass alle richtig stehen und dass alle richtig tanzen, ist eine ganz andere Geschichte.
Anja Aha, okay.
Dajana Also ich kann ja mal kurz aus dem Nähkästchen plaudern. So ein Tag bei mir ist jetzt nicht so strukturiert, wie man sich das vorstellt. Zum Beispiel während ich mit dem Veranstaltungsort telefoniere, kommt eine Email vom Caterer herein oder eine Speakerin sagt für die Konferenz ab und es muss Ersatz gefunden werden. Oder die Druckerei meldet sich, dass irgendwas nicht in Ordnung ist mit dem Druck von den Bannern, die wir bestellt haben. Dann muss ich noch mal mit den Grafikern telefonieren, dann sagen die aber da haben wir gar nicht die Daten für. Dann muss ich wieder zurück zur Druckerei, dann muss ich wieder zum Veranstaltungsort. Was genau können wir bei euch noch mal machen? Und so geht das halt immer hin und her, hin und her, hin und her. Im Prinzip halte ich da die ganzen Fäden zusammen. Bei mir ist halt kein Tag so, wie er aktuell von mir geplant ist. Für Außenstehende mag das, also so wie ich arbeite hier mal telefonieren, dann schnell eine Email zwischendurch, dann muss ich da noch mal anrufen, bestimmt total chaotisch aussehen. Wer meinen Schreibtisch schon mal gesehen hat, der weiß, dass ich ganz, ganz viel mit Post-Its arbeite. Einfach um meine Gedanken nicht zu verlieren, weil da immer wieder was von der Seite reinkommt. Und das ist total befreiend, wenn ich ein Post-It abnehmen kann und sage jo, ist erledigt, weg damit.
Anja Ja, man muss ganz viel im Kopf behalten, klar.
Dajana Genau.
Anja Aber was reizt dich dann daran, IT-Events zu organisieren? Es hört sich so an, als könnte man diese Arbeit auch für jede andere Konferenz machen, die halt nichts mit IT zu tun hat. Also was reizt dich daran, das nur für IT Events zu machen?
Dajana Ich bin ein Nerd und ich komme aus der IT und ich fühle mich wohl in der IT. Und auch wenn ich selber keine Entwicklerin bin, bin ich total gerne mit Entwicklern zusammen, weil die einfach genauso denken wie ich auch. Auch wenn ich nicht selber programmiere, verstehe ich doch das, was in den Vorträgen gesagt wird, das meiste davon. Manche Dinge sind auch ein bisschen zu hoch für mich und ich bilde mich quasi dann auf den Konferenzen, die ich organisiere, auch selber weiter. Und es ist interessant zu sehen, wie sich die Softwareentwicklung über die letzten zehn Jahre entwickelt hat. Auch wenn ich da selber nicht mitarbeite, sage ich mal.
Anja Klasse! Vielen Dank, dass ich mit dir reden durfte, Dajana.
Dajana Es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Danke Anja. Tschüss.
Anja Mein letztes Gespräch habe ich mit Lena Kraaz geführt. Lena stellt sich ganz in den Dienst ihres Teams und bezeichnet sich dabei selbst als Schmiermittel, um ihr Team so optimal zu unterstützen.
Anja Hallo Lena.
Lena Hi Anja.
Anja Du bist ja so P* bei uns.
Lena Genau.
Anja Also alles was so mit Produkten zu tun hat und Projektmanagement, was zählt noch dazu? Genau richtig.
Lena Genau richtig. Agile Sachen, also alles was so mit den Prozessen zu tun hat Agile Coach, Scrum Master oder Facilitation im weitesten Sinne.
Anja Und wie lange machst du das schon bei uns?
Lena Ich bin jetzt viereinhalb Jahre bei INNOQ und war in dem einen oder anderen Projekt in der Zeit und habe da verschiedene Sachen gemacht.
Anja Ja, was hast du so gemacht?
Lena Ich war in drei Projekten mittlerweile, die waren alle etwas länger und ich habe dort zum Beispiel Product Owner Tätigkeiten übernommen. In einem Projekt gab es einen Product Owner, der aber Unterstützung brauchte und gleichzeitig gab es aber auch eine Scrum Masterin die Unterstützung brauchte. Und ich habe dann beides gemacht, tatsächlich in diesem Projekt. Habe quasi versucht zu helfen, wo es Lücken gab und wo ich gebraucht wurde. Ich habe dann ein bisschen versucht, die zu coachen. Eben in die eine oder andere Richtung und habe unterstützt, dass die mit ihren Sachen vorankamen. In einem anderen Projekt war ich die Product Ownerin. Und jetzt, im letzten Projekt, war ich als Scrum-Masterin unterwegs. Das hat mir auch richtig viel Spaß gemacht und da hatte ich das Gefühl, das ist noch mal so ein anderer Schwerpunkt. Das ist sehr Team lastig gewesen, wenig fachlich und auch wenig technisch, sondern wirklich sich so auf die Gruppe zu konzentrieren und wie die gut zusammenarbeiten können. Das fand ich super.
Anja Vor INNOQ hast du ja auch mit Gruppen gearbeitet. Erzähl doch mal von deinem Hintergrund.
Lena Genau. Ich habe Sozialwissenschaften studiert in Hamburg und habe anschließend über einen Umweg, ich habe dann erst mal eine Zeit lang in einer Psychiatrie gearbeitet, tatsächlich auf der Station für Jugendliche und habe dann anschließend irgendwann den Arbeitgeber gewechselt und habe dort mit Gruppen gearbeitet, wo junge Erwachsene teilgenommen haben. Junge Erwachsene sage ich deshalb, die Waren zwischen 18 und 25 und das ist ziemlich nah noch an der Pubertät und an der Jugendlichkeit. Tatsächlich sind die erwachsen, aber irgendwie auch noch nicht. Deswegen ist das ein bisschen so eine spezielle Gruppe, finde ich. Und die kamen alle mit unterschiedlichen Voraussetzungen in diese Gruppen. Und die wollten aber alle Fuß fassen, also eine Ausbildung anfangen oder abschließen, erstes Geld verdienen, vielleicht noch mal einen Schulabschluss machen. Und die kamen alle mit unterschiedlichen Voraussetzungen und schwierigen Voraussetzungen vor allen Dingen. Und wir haben diese Gruppen da angeboten, wo es darum ging, sich auszutauschen und sich gegenseitig zu supporten in diesen Gruppen, Ziele zu erarbeiten, sich Feedback zu holen. Ich habe unter anderem diese Gruppen geleitet und moderiert.
Anja Gut, also Feedback geben und Ziele definieren. Das hört sich schon nach deiner alltäglichen Arbeit an, oder?
Lena Ja, genau, das ist auch gar nicht so weit weg davon, tatsächlich. Es sind Menschen, die miteinander kommunizieren. Es geht inhaltlich vielleicht, natürlich geht es um andere Sachen. Der Unterschied ist, dass die Gruppenarbeit, die ich vorher gemacht habe, war sehr bezogen auf die Probleme, mit denen diese jungen Erwachsenen kamen. Das war immer auch irgendwie im Vordergrund. Warum es bis jetzt noch nicht so richtig klappt, wie geplant. Und der Schwerpunkt ist jetzt ein bisschen anders. Das ist jetzt auch nicht so sehr auf einer Beziehungsebene. Dieser Gruppenarbeit vorher war sehr beziehungslastig und dadurch auch sehr anstrengend. Und das, was ich jetzt mache, da geht es auch genau um Ziele. Es geht um Feedback geben, es geht um Kommunikation. Aber es ist ein bisschen, wie soll ich das ausdrücken, es ist ein bisschen sachlicher.
Anja Wie kommt es denn dazu, dass du zur IT gewechselt bist?
Lena Ich habe in meiner Studentinnenzeit, da bin ich vom tiefsten Land nach Hamburg gezogen und bin dort in einem Studentenwohnheim untergekommen. Und das war sowieso schon ein Kulturschock für mich, nach Hamburg zu kommen. Aber dann war ich in einem Studentenwohnheim, wo ich mit fünf Menschen zusammen gewohnt habe, die alle an der Technischen Universität waren. Und einige davon haben, ich weiß nicht genau, wie der Studiengang hieß, aber irgendwie Informatik studiert. Und ich war die einzige, die was sozialwissenschaftliches studiert hat. Und das war also eine ziemlich wilde Mischung für mich. Und ich hatte von da an immer relativ viel Kontakt zu ITlern, weil die hatten natürlich auch ihre Kommilitonen aus der Uni und die waren dann auch ständig irgendwie bei uns. Und tatsächlich habe ich auch immer noch Kontakt zu denen. Also das ist irgendwie so eine Gruppe, die bestehen geblieben ist. So hatte ich immer schon so einen Link zu Menschen, die programmieren können. Und so kam letzten Endes auch diese Idee, mich überhaupt bei INNOQ zu bewerben, kam auch tatsächlich von einer Person, die auch programmieren kann. Und ich hatte halt erzählt, dass ich eigentlich gerne was machen würde, was nicht ganz so viel Beziehungsarbeit bedeutet, weil ich in der Zwischenzeit auch Kinder bekommen hatte und Zuhause schon viele Beziehungen hatte sozusagen. Da wurde mir dann nahegelegt, hat irgendjemand mal gesagt INNOQ, das ist ein super Laden, guck dir das mal an, geh mal auf die Webseite, vielleicht bewirbst du dich einfach mal? Und dann habe ich gedacht okay, was soll schon schiefgehen? Ich kenne da niemanden. Also selbst wenn die denken, was ist das denn für eine, dann ist das halt so und dann habe ich mich einfach beworben. Und tatsächlich war das der Anfang meiner INNOQ Geschichte.
Anja Wunderbar. Das bedeutet, du konntest mit deiner Kommunikationsfähigkeit punkten, weil das ja genau dein Beruf ausmacht.
Lena Ja, genau. Also ich habe im Vorstellungsgespräch dann davon auch viel erzählt. Ich weiß natürlich nicht, was die hinterher noch besprochen haben, aber ich hatte gleich das Gefühl ja, das passt. Und genau in so einer Umgebung kann man so was auch tun und machen und wird das auch gebraucht. Ich habe mich nie irgendwie als Paradiesvogel oder irgendwie was ganz Außergewöhnliches gefühlt, sondern ich habe immer während meiner Zeit bei INNOQ gedacht Ja, genau so eine Rolle passt hier auch.
Anja Das ist interessant. Wie unterscheidet sich denn deine Arbeitsweise zu der Arbeitsweise deiner Kolleginnen in deinem Team? Ich meine, du bist ja dann die einzige P-Sternchen. Alle anderen sind Entwicklerinnen?
Lena Ja, richtig. Also ich würde sagen, dass ich kommunikationsfähig bin, auch proaktiv. Ich bin häufig die Person, die ein Gespräch startet oder was initiiert. Und das ist auch nichts, was ich anstrengend finde, sondern die Worte kommen einfach aus meinem Mund raus und das ist für mich leicht zu kommunizieren. Und ich versuche halt in dem Team das eben zu fördern, dass die Kolleginnen und Kollegen miteinander kommunizieren. Also nicht mit mir, auch mit mir, aber vor allen Dingen miteinander. Und ich versuche sozusagen so eine Art Schmiermittel zu sein für die Kommunikation zwischen denen. Und egal, was wir dann im Team gerade erarbeiten müssen, muss man irgendwie gemeinsame Ziele erarbeiten, muss man sich auf irgendwelche Sachen einigen, die man zusammen machen möchte, auf eine Arbeitsweise, muss man klären, wie man etwas umsetzen möchte, muss man mit Leuten sprechen, die Anforderungen haben, es ist völlig egal. Letzten Endes geht es immer darum zu sprechen, miteinander oder auch manchmal zu schreiben. Und diesen Prozess, den fördere ich und versuche auch das Team zu fordern dahingehend, dass sie das tun. Und dadurch, dass ich nicht so technisch versiert bin, das hilft sogar manchmal tatsächlich, finde ich. Ich kann die oft die Fragen stellen, wo wahrscheinlich eigentlich die Antwort den meisten offensichtlich ist. Ich bin aber die perfekte Person dafür, dann eben diese Frage noch mal zu stellen, weil es mir vielleicht noch nicht ganz klar ist. Und dann wird manchmal auch klar, dass auch andere das noch gar nicht richtig verstanden haben. Und dafür finde ich tatsächlich meine Rolle ganz gut, eben diese offensichtlichen Fragen zu stellen.
Anja Das passiert mir in meiner Arbeit auch sehr häufig. Man schaut in die Runde, man versteht nichts und man denkt sich alle verstehen es. Okay, ich muss noch weiter nachdenken, dabei versteht es keiner und alle denken dasselbe.
Lena Richtig, genau. Und wenn ich das nicht verstehe, dann nimmt mir das sowieso keiner übel. Dann denken sie okay, Lena, die hat es halt nicht verstanden, ist in Ordnung. Und alle die, die es auch nicht verstanden haben, atmen dann vielleicht auf.
Anja Genau. Und dann und dann kommt das richtige Gespräch zustande.
Lena Ja, genau.
Anja Super. Vielen Dank für das Gespräch, Lena.
Lena Gerne. Vielen Dank dir. Tschüss.