Shownotes & Links
Transkript
Stefanie: Hallo und herzlich willkommen zum INNOQ Podcast. Heute mal wieder mit mir, Stefanie. Ich darf euch heute eine Woman in Tech vorstellen, die Aminata. Hey Aminata! Schön, dass du heute da bist.
Aminata: Ja, ich freue mich auch sehr.
Stefanie: Aminata, eine kurze Frage: Warst du heute schon beim Power Liften?
Aminata: Heute war ich tatsächlich nicht beim Power Liften, aber normalerweise mache ich das ganz gerne vor der Arbeit. Schöne Intro Frage.
Stefanie: Zufällig weiß ich nämlich, dass du regelmäßig Gewichte stemmst, Langhanteln, wenn ich richtig informiert bin. Und wir kommen dann gleich im Podcast noch darauf. Ich finde nämlich, das ist ein Sport, der ganz hervorragend zu dir passt. Wir reden heute ein bisschen über deinen Werdegang. Wie bist du überhaupt zur IT gekommen? Was hast du schon alles erlebt in deiner Karriere? Wir reden aber auch über ein gesundes Selbstbewusstsein, das man gerade als Frau auch haben darf, dass man sich auf seine Kompetenzen besinnt und diese auch selbstbewusst vertreten kann nach außen. Da freue ich mich darauf, dass wir da gleich darüber sprechen. Aber bevor wir hier loslegen, stell dich doch mal kurz vor, damit unsere Zuhörerinnen und Hörer auch wissen, wer du bist und was du bei uns machst.
Aminata: Genau, ich bin die Aminata. Ich bin bei INNOQ Principal Consultant. Das ist bei uns eine Mischung aus dem Senior Consultant, der auch Key Accounting macht, also der auch Kunden Verantwortung hat oder die auch Kunden Verantwortung hat, und das ist eine ganz schöne Sache, weil man kann seine Fachlichkeit mit einer Kundenbetreuung auch vereinen, weil ich halt schon recht viel Erfahrung habe. Es ist eigentlich eine sehr gesunde Mischung aus dem Doing, aber auch aus dem Begleiten von vielen verschiedenen Themen. Ich finde das sehr spannend. Ich habe meinen fachlichen Schwerpunkt in der digitalen Produktentwicklung. Das heißt, ich befasse mich mit allem, wo ein Mensch mit einem digitalen Touchpoint interagiert. Das heißt recht viel User Experience, also wie ticken Nutzer bzw. wie finden wir das heraus, wie Nutzer ticken? Wie benutzen sie Produkte? Wie bauen wir Produkte? Und dann natürlich ganz wichtig: Wie vereint man eigentlich diese Produkt-Denkweise mit Architektur und Organisation? Ich glaube, dass sind gerade so die hippen Themen, die wir haben, die uns beschäftigen. Genau, und ich kann das alles so ein bisschen miteinander verbinden. Wir haben bei INNOQ keine reinen Accounter, also Menschen, die etwas verkaufen, von denen sie keine Ahnung haben. Also wir haben irgendwo alle unsere fachlichen Stärken und wie gesagt, dass ist so mein Schwerpunkt: Nutzer, Produkt, Frontend, das ist so mein Steckenpferd.
Stefanie: Und du bist die erste Frau als Principal bei INNOQ gewesen, oder?
Aminata: Ja, tatsächlich. Ich bin tatsächlich die erste Frau gewesen. Jetzt ist natürlich noch eine super Kollegin dazugekommen, die Martina Freers. Ich war tatsächlich die erste. Das war ein Meilenstein, glaube ich, bei INNOQ. Sehr viele Leute und gerade die Mädels haben gesagt: Super, dass endlich eine Frau als Principal da ist. Das tut uns gut. Und ich war da recht unaufgeregt, weil ich habe mir da gar keine Gedanken darüber gemacht, aber ich fand das sehr interessant, das zu sehen, was das so gemacht hat mit den Leuten.
Stefanie: Ja, super. Du bist seit vier Jahren bei INNOQ?
Aminata: Vier Jahre und drei Monate. Ja, also Anfang Juni, vor vier Jahren habe ich angefangen.
Stefanie: Auch schon ein alter Hase.
Aminata: Ja.
Stefanie: Du bist jetzt Principal Consultant bei INNOQ, aber war das überhaupt schon immer dein Wunsch, in die IT zu gehen?
Aminata: Ja und nein. Ich glaube, wenn man ganz jung ist, hat man ganz viele verschiedene Vorstellungen, was man werden will oder was man werden kann. Letzten Sommer war meine Mutter bei uns im Garten und da habe ich eine Pizza gemacht, dann hat sie gesagt, dass ich früher immer Pizza Bäckerin werden wollte. Das hat mich auch total fasziniert, wie Pizzen gemacht werden, wenn sie durch die Gegend geflogen sind. Das hat mich total beeindruckt. Früher waren es solche Gedanken, aber ich habe recht früh dann gemerkt, gerade so, als es mit dem Internet losging, war ich immer so ein bisschen technisch interessiert. Habe lieber mal am Rechner etwas gemacht, als jetzt mit Barbies gespielt. Also um das jetzt mal ein bisschen überspitzt darzustellen, aber als dann so das Internet kam, hat mein Papa mir auch direkt ein Modem geschenkt zu Weihnachten und hat dann so gesagt: Willkommen im Internet. Und das hat mich direkt beeindruckt. Ich war so fasziniert von dem Internet, mit den Möglichkeiten und dann habe ich herausgefunden, wie man Websites baut. Das war so bei mir der Anfang. Da war ich hin und weg. Da war ich recht jung. Ich weiß jetzt gar nicht, wie alt ich da war, wahrscheinlich 16 oder 17. Und dann war es eigentlich für mich klar, dass ich etwas mit Medien mache, was ja irgendwie jeder gesagt hat damals. Und das war für mich so der entscheidende Kick, dass ich wusste, irgendwo in diese Richtung muss es gehen, das interessiert mich, da ist mein Herz. Und irgendwie habe ich alle Entscheidungen darauffolgend so auf dem basierend auch gemacht. Informatik-Kurse gewählt in der Schule und solche Sachen halt gemacht, weil es mich einfach super interessiert hat. Und ich denke, dass war auch die richtige Entscheidung, weil es nach wie vor sehr viel Spaß macht.
Stefanie: Hattest du damals schon so im Kopf: Okay, da mache ich einen Beruf draus?
Aminata: Nein, gar nicht. Tatsächlich konnte ich es damals gar nicht greifen. Ich weiß nicht, wie das bei dir war, aber wenn man jung ist, weiß man gar nicht, wo das Ganze hinführen soll. Es gibt so ein paar Leute, die sagen: So, ich werde Ärztin oder ich werde Anwältin oder ich mache BWL. Sie haben sehr konkrete Vorstellungen, was sie studieren wollen und wo das hinführen soll teilweise. Ich hatte gar keine Vorstellung von dem, wo es mich hintreibt. Teilweise hat es mir Angst gemacht, aber teilweise fand ich das auch wieder spannend, weil ich ja irgendwann gemerkt habe, es passiert die ganze Zeit irgendwie etwas. Und so einen konkreten Beruf hatte ich ehrlich gesagt nie vor Augen. Gerade jetzt, mit diesem Principal Dasein, dass ist ja nur ein Resultat aus der jahrelangen Arbeit. Ich bin jetzt bei INNOQ gelandet, aufgrund meiner Historie und nicht, weil ich ein Studium gemacht habe in Principal Consultant in der IT. Das kann man ja nicht lernen in dem Sinne. Das prägt einen durch die Erfahrung. Die Erfahrung, die man gemacht hat in seinem Leben prägen einen und dadurch kann man halt gewisse Berufszweige ergattern. Gerade wir bei INNOQ haben keine großen Hierarchien. Es ist nur so, dass ich diese Aufgaben, die ich übernehme, die kann ich ja wirklich nur wegen meiner Erfahrung auch machen.
Stefanie: Genau, in deiner Principal Rolle.
Aminata: Genau.
Stefanie: Aber du hast dann tatsächlich nach der Schule erst mal eine Ausbildung gemacht?
Aminata: Genau. Ich habe nach meinem Fachabitur tatsächlich eine schulische Ausbildung gemacht zur Medien und Kommunikationsdesignerin. Was sehr gut war. Es war fachlich sehr tiefgehend. Das habe ich tatsächlich gar nicht erwartet am Anfang. Wir haben sehr viel mit 3D Modeling gemacht, 3D Animation, Fotografie, Video, Videoschnitt, Videoaufnahmen, sehr viel audiovisuelles Gestalten. Das war sehr tiefgründig, hat sehr viel Spaß gemacht. Und da dachte ich tatsächlich, dass ich vielleicht in die Richtung Produktdesign gehe, weil ich das ganze 3D Visualizing ziemlich cool fand. Finde ich immer noch sehr spannend. Aber mich hat es tatsächlich dann durch ein Praktikum, das ich dann machen musste, weil wir halt eine schulische Ausbildung gemacht haben, hat es mich irgendwo in Richtung Informatikstudium gedriftet, weil alle gemerkt haben: Oh, die kann gut programmieren, da ist irgendwie mehr. Ich habe recht viel im Praktikum Frontend, Backend Entwicklung, Datenbanken gemacht und sowohl der Arbeitgeber vom Praktikum als auch meine Lehrer haben alle gesagt: Studier doch Informatik, das ist genau dein Ding.
Stefanie: Das heißt, während der Ausbildung hast du dann gemerkt, wo deine Vorlieben und deine Stärken tatsächlich liegen.
Aminata: Ja und nein. Ich bin ja auch eigentlich künstlerisch sehr interessiert. Ich habe immer gern gezeichnet, gern gemalt. Ich war auch total gerne Gestalterin. Ich habe total gern gestaltet, Animationen gebaut. Darum habe ich, glaube ich, auch diese Liebe zum Frontend. Da kommt das, glaube ich, so auch so ein bisschen her. Ich war auch immer gut in Mathe. Das hat mir auch immer sehr viel Spaß gemacht, aber ich habe nie darüber nachgedacht, Informatik zu studieren. Das war für mich völlig weit weg. Ich dachte, dass ist so abstrakt für mich, warum sollte ich Informatik studieren? Es war nie in meinem Kopf. Und es haben mir dann andere Leute gesagt und dann habe ich das auch tatsächlich gemacht.
Stefanie: Du hast deine Ausbildung erst mal abgeschlossen und dann anschließend Informatik studiert, weil dir das von vielen dann auch empfohlen wurde, es könnte genau dein Ding sein, probiere das mal aus. Und weil du gesehen hast, dass ist das, was mir auch Spaß macht.
Aminata: Genau, ich habe dann auf andere Leute gehört, habe dann gedacht: Ach komm, ist eigentlich eine coole Idee. Also wenn studieren, dann ist das eine gute Sache. Es hat mich interessiert. Ist aber tatsächlich dann daran gescheitert, dass ich gemerkt habe, es ist doch nicht ganz so mein Ding. Ich finde das Studium immer noch super, aber es hatte auch mehrere Gründe, warum ich dann nach ein paar Semestern leider abbrechen musste. Also zum einen war das so das Thema Geld. Also ich musste sehr viel arbeiten, um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren, weil meine Eltern mir leider nichts dazugeben konnten, was ja nicht schlimm ist, aber ich musste halt arbeiten und ich habe auch nicht mehr zu Hause gewohnt. Und das war halt nicht mehr vereinbar. Das Studium war so intensiv, ich konnte gar nicht mehr lernen plus ich musste anderthalb Stunden pendeln am Tag, um überhaupt zur Uni zu kommen. Das heißt, ich war drei Stunden am Tag nur im Zug, musste noch arbeiten, musste studieren, musste lernen und das war an und für sich schon ein Killer Kriterium. Und dann war das inhaltlich einfach, wo ich gesagt habe: Okay, pass auf, ich will keine Rocket Science machen. Ich will niemals irgendwelche Embedded Systeme für Raketen bauen, darum pass auf, irgendwie ist das jetzt nicht der Zeitpunkt, es ist nicht das Umfeld, es passt einfach nicht. Und dann habe ich auch tatsächlich ein Jobangebot bekommen von der Firma, bei der ich das Praktikum damals gemacht habe während meiner Ausbildung. Und das habe ich dann auch ehrlich gesagt sofort angenommen, weil ich dachte, ich bin so der praktische Mensch, ich mache das jetzt, weil das macht alles jetzt gerade keinen Sinn mehr.
Stefanie: Das heißt, du hast dann auch die Chance beim Schopfe gepackt, die sich dir da geboten hat, weil ich denke immer so, okay, so ein abgebrochenes Studium, also ich habe auch mein Studium abgebrochen, da dachte ich so: Hast du jetzt nicht durchgezogen, hast es nicht geschafft. Ich wollte es dann einfach nicht weitermachen, aber trotzdem blieb bei mir so der Gedanke: Okay, das hat jetzt nicht geklappt. Das kann auch was negatives mit einem machen. Aber bei dir habe ich so das Gefühl, dass ist eher von einer Gelegenheit zur nächsten springen und einfach beim Schopfe packen. Täuscht mich mein Eindruck da?
Aminata: Ja und nein tatsächlich. Ich glaube, es wäre fatal zu sagen, dass ich keine Ängste hatte. Also so Zukunftsängste. Was macht das denn mit einem? Es gibt immer zwei Seiten. Ich habe es nicht durchgezogen. Oh Gott, was mache ich denn jetzt ohne Studium? Halt Ängste, die dann kommen.
Stefanie: Manche Leute brauchen auch die Sicherheit eines Abschlusses. Das ist ja auch was, was erst mal auf so einer Bewerbung drauf steht. Und dann ist man ja schon mal was. Ganz oft ist das ja einfach auch die Eintrittskarte in überhaupt irgendeinen Job. Also ohne das geht es nicht oder man wird gleich aussortiert, wenn man keinen Abschluss hat. Hast du dir da Gedanken gemacht in der Richtung?
Aminata: Ja, natürlich. Also ich glaube, alles andere wäre so ein bisschen fahrlässig, wenn man sich nicht sehr bewusst Gedanken darüber macht, welchen Schritt man jetzt so in einer wichtigen Phase halt auch geht. Breche ich das ab oder breche ich das nicht ab? Aber es gab für mich halt auch keine Option und ich habe halt die Gelegenheit genutzt, weil ich habe mich sehr wohl in diesem Praktikum gefühlt. Ich habe gesagt, ich kann dieses Studium allein aus den Gründen wegen des Geldes einfach nicht mehr leisten, wegen dem Pendeln, das klappt einfach alles nicht. Was soll das denn? Warum soll ich das jetzt weitermachen, nur um es zu machen? Das macht überhaupt keinen Sinn. Das heißt, schau lieber, dass du irgendwo mal Fuß fasst und anfängst, dass du mal normal Geld verdienst. Und vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt, wenn du mal besser im Leben stehst, wenn du vielleicht einen Puffer hast finanziell, vielleicht kannst du dann dein Studium wieder aufnehmen. So habe ich eigentlich gedacht. Es waren so viele Ängste und Fragen und aber auch sehr positive Aspekte dabei. Ich dachte dann, nein, ich fange jetzt einfach mal an zu arbeiten, um mein Leben irgendwie aufzubauen, damit ich eben Geld habe, damit ich eben mal das Leben richtig beginnen kann. Du musst auch mal überlegen, was das mit einem macht, wenn man kein Geld hat und wenn man niemanden hat, der einen finanziell unterstützen kann, dann lebst du einfach von Monat zu Monat und denkst, wie zahle ich das jetzt eigentlich? Diese Ängste gegen die anderen Ängste abgewogen. Da war die Entscheidung dann recht einfach und da musste ich dann auch einfach selbstbewusst dahinterstehen und sagen: Ich mache das jetzt und ich steh da auch hinter und ich habe das jetzt abgebrochen. Und das musst du auch erst mal deinen Eltern sagen. Ich habe jetzt mein Studium abgebrochen, jetzt geh ich arbeiten.
Stefanie: Ich kann mich noch daran erinnern als ich es meinen Eltern gesagt habe beim Forelle essen an Silvester. Die Gräten wären fast im Hals steckengeblieben.
Aminata: Kann ich mir vorstellen. Sie meinen es ja nur gut, aber letztendlich haben es dann auch meine verstanden, weil sie wussten, dass sie mich nicht unterstützen können. Wie gesagt, das ist gar kein Vorwurf. Ich sage nur, es waren halt meine Umstände. Und so war das, glaube ich, die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können, weil diese Entscheidung hat ja auch dazu geführt, dass ich jetzt da bin, wo ich bin.
Stefanie: Du bist dann abgeworben worden von der Uni, oder? Also du bist dann gleich in den Job bei einer Agentur gelandet. Erzähl mal was du gemacht hast und was daran gut, aber auch schlecht war.
Aminata: Genau. Ich habe in einer kleinen Agentur angefangen. Ich glaube, wir waren vier, fünf Leute und wir haben recht viel für die Musikindustrie gemacht. So EMI und Sony, diese ganzen Plattenlabels, die es gibt, aber auch für die Unilever. Coole Brands und damals fand ich das halt sehr spannend, war ja auch sehr jung, weil wir sehr viel Kampagnen Sachen gemacht haben. Sehr viel bunte, schrille Sachen. Und jeder, der ein bisschen älter ist, der kennt das auch noch, wir haben sehr viel mit Flash gemacht, viel Animation, sehr viel Datenbank, sehr viele verrückte Sachen, Visualisierungen und ich fand das mega spannend für coole Künstler wie Robbie Williams, Kylie Minogue coole Websites zu bauen mit Animation. Es hat mich total geflasht. Ich fand das so spannend und so toll, weil ich einfach sehr viel auch gelernt habe. Mein damaliger Chef, der war auch so ein bisschen im positiven Sinne verrückt, weil er immer wieder neue Sachen ausprobieren wollte, hat irgendwelche Technologien in Japan gesehen, hat die eingekauft und dann haben wir zum Beispiel mal für eine Kampagne, haben wir mal Guitar Hero nachgebaut in der Flash App. So richtig komplexe Sachen haben wir auch gemacht, damals schon Augmented Reality und so, also das war ziemlich cool. Ich konnte sehr viel Erfahrung sammeln. Ich habe wirklich alles gemacht. Ich habe Frontend, Backends gebaut, Datenbanken aufgebaut, Datenstrukturen. Es war super spannend, aber es war eine Kampagnen Agentur. Jeder, der jetzt zuhört und in einer Kampagnen Agentur arbeitet wird verstehen, was ich damit meine, aber um das mal zu ergänzen, dass ist halt einfach ein harter Job gewesen. Es war wirklich so, in Schüben kam der Chef rein und hat gesagt: So, jetzt sechs Wochen von Freunden und Familien verabschieden, es gibt eine neue Kampagne und dann wird dann sechs bis sieben Tage die Woche eigentlich durchgearbeitet. Das geht halt auch nicht anders, weil das muss halt fertig werden, weil dann werden Werbespots geschaltet, dann passiert halt alles und bis dahin muss die App oder was auch immer, muss halt fertig sein, da gibt es keine Optionen. Und das war dann so das, was mir letztendlich irgendwann nicht mehr gepasst hat. Dieses Verschleißen von meiner Person einfach, war mir irgendwann einfach zu viel. Es hat keinen Spaß mehr gemacht.
Stefanie: Du hattest, glaube ich, auch ein einschneidendes Erlebnis, was dich dann auch dazu bewogen hat zu sagen: Okay, hier geht es jetzt nicht weiter.
Aminata: Ja, ich hatte tatsächlich einen Burnout. Also ich würde mal sagen, es war wahrscheinlich eine Vorstufe zu einem Burnout, weil ich konnte tatsächlich nicht mal mehr durch das Tor laufen zu unserem Büro, weil ich dann Panikattacken bekommen habe. Anfangs dachte ich, ich hätte Asthma. Ich wusste gar nicht, was das ist. Und ich bin dann zu meiner Ärztin gegangen und dann hat sie gesagt: Na ja, sie sind kurz vorm Burnout. Was haben sie denn für eine Last auf der Arbeit? Und dann habe ich ihr das kurz erzählt und sie hat gesagt: Sie müssen jetzt mal aufhören zu arbeiten. Es war wirklich so schlimm, musste in die Tüte reinatmen und alles. Ich bin durch das Tor gelaufen und habe eine Panikattacke bekommen. Das war wirklich krass.
Stefanie: Also nicht nur so ein bisschen überarbeitet, nimm dir eine Woche Urlaub, dann geht’s wieder, sondern es ging einfach nicht weiter. Hast du dann gekündigt?
Aminata: Das war natürlich der letzte Tropfen als ich dann gemerkt habe, jetzt reagiert mein Körper schon darauf, dass ich hier nicht mehr arbeiten sollte, habe ich mich umgeschaut und dann bin ich tatsächlich auch auf eine Firma gekommen. Da muss ich jetzt ein bisschen weiter ausholen. Ich habe mal auf einer Party von einer ehemaligen Arbeitskollegin jemanden kennengelernt und wir haben uns unterhalten und wir kamen irgendwie auf das Thema Programmierer. Und ich sagte: Oh, ich mach sowas auch. Dann haben wir uns so ein bisschen unterhalten und er hat erzählt, wo er arbeitet und er meinte, ich solle mich mal bewerben. Dann meinte ich: Nee, ich bin gerade ganz glücklich. Und mir fiel das dann wieder ein, dieses Gespräch und dann habe ich mal geschaut und habe dann gesehen, dass sie noch Leute suchen. Und dann habe ich mich einfach mal beworben und habe gesagt: Komm, ich schreib denen mal! Habe mich einfach ganz normal beworben. Und die haben dann tatsächlich direkt geschrieben, haben gesagt, wir wollen dich kennenlernen. Es hat dann auch tatsächlich direkt geklappt. Also ich habe mich auch nur da beworben, es hat geklappt. Und das war dann tatsächlich der Arbeitgeber bei dem ich jetzt vor INNOQ fast neun Jahre war.
Stefanie: Wahnsinn. Das ist fast ein Jahrzehnt.
Aminata: Ja, so alt bin ich schon.
Stefanie: Darauf wollte ich jetzt nicht hinaus, aber neun Jahre ist eine stolze Zeit. Das ist heute nicht mehr so gang und gäbe.
Aminata: Auf jeden Fall.
Stefanie: Was waren da so deine Aufgaben und wie haben die sich im Laufe der Zeit verändert?
Aminata: Ich habe da tatsächlich auch als in Anführungszeichen normale Entwicklerin, als Full Stack Entwicklerin angefangen. Habe da meinen Flash Kram gemacht, habe aber auch sehr viel Backend, Datenbanken und solche Sachen gemacht. So Individualentwicklungen hauptsächlich. Ist immer sehr spannend. Ich fand dieses Standard Zeug nie interessant. Darum bin ich bei INNOQ auch sehr gut aufgehoben, weil wir auch nicht so Standard Zeug machen. War immer sehr spannend Individualentwicklungen zu machen. Und innerhalb der knapp neun Jahre habe ich mich da so entwickelt, also von in Anführungszeichen normaler Entwicklung zum Senior Consultant. Und damals habe ich einfach sehr viel über so Speerspitzen-Themen gesprochen. Ich habe damals schon gesagt: Ja, JavaScript wird sich voll verrückt entwickeln. Weil ich habe es halt gesehen, weil Flash, die Programmiersprache zu Flash kommt aus der JavaScript Ecke. Und ich habe damals schon gesagt, dass was JavaScript, was da gerade passiert, auch dass man da serverseitig arbeiten kann, das wird durch die Decke gehen, dass muss der nächste heiße Scheiß hier werden. Und es ist dann tatsächlich auch passiert. Ich habe die ganze Zeit über solche Themen gesprochen und mein werdender Chef hat das dann so ein bisschen mitbekommen, der war damals schon ein Director da in der Firma. Und mit dem habe ich immer diskutiert und er hat dann irgendwann vorgeschlagen, bei einer Organisationstransformation, dass ich einen Bereich leiten sollte. Also dass ich ein Team aufbauen sollte mit Leuten, die sich wirklich hauptsächlich auf Frontend Entwicklung, JavaScript und User Experience in irgendeiner Form spezialisieren. Das fand ich sehr cool, aber das war dann so mein Werdegang. Entwicklung, Senior Development, Lead Entwicklung, also etwas in der Leitung machen und gar nicht mehr so viel selber rumfummeln.
Stefanie: Das heißt, du hattest ein kleines Team erst mal zum Anfang.
Aminata: Ja, genau. Ich hatte dann erstmal meine Kollegen als Team. Es war dann dieser Schritt, der manchmal sehr schwierig ist. Weil wir da halt hierarchisch aufgestellt waren, es waren deine Kollegen und du bist dann die Vorgesetzte. Das war so dieser Sprung, den ich hatte. Und es war eine Handvoll Leute, die sich darauf spezialisieren wollten und spezialisiert haben. Ich glaube vier, fünf waren wir bei mir im Team. Und das Team habe ich dann sukzessive ausgebaut. Am Ende waren wir fast 20, also es war ziemlich cool, hat auch sehr viel Spaß gemacht, weil wir ziemlich coole Sachen gemacht haben.
Stefanie: Wie war der Übergang von der reinen Entwicklung zur Leitung eines Teams? Das sind ja zwei verschiedene Ebenen.
Aminata: Auf jeden Fall. Ist auch ein bisschen eine Entwicklungssache. Ich habe ziemlich früh für mich selbst entschieden: Bis ich 30 bin, habe ich keine Lust, die ganze Zeit nur zu coden. Ich liebe coden, ich finde das mega. Ich mache das in meiner Freizeit auch immer. Ich finde das mega toll. Ich wusste nur, dass ich das nicht hauptberuflich machen kann. Die ganze Zeit rumsitzen und coden. Ich muss mit Menschen reden, muss man beim Coden aber auch, jetzt nicht falsch verstehen, aber vielleicht ist es deshalb so, das Principal Dasein, ich kommuniziere viel, ich mag Workshop Formate, ich mag rausgehen, präsentieren. Das ist mein Typ einfach. Und ich wusste eigentlich schon, dass ich nicht bis zum Ende meines Lebens coden will, auch wenn das ein super Job ist. Und das hat sich automatisch ergeben, dass ich dann Entscheidungen auch wieder auf dieser Annahme getroffen habe. Und diese Transformation zum Vorgesetzten zu werden, ist natürlich auch nochmal so ein richtig krasser Schritt, den du auch lernen musst und den du akzeptieren musst und aus dem du auch lernen musst. Du bist nicht von heute auf morgen ein guter Vorgesetzter. Das funktioniert nicht so einfach. Ich habe sehr viel darüber gelesen, dass man sich selbst immer wieder Fragen stellen muss. Also was für eine Art von Vorgesetzter willst du eigentlich sein? Wie willst du mit deinen Mitarbeitern umgehen? Wie willst du mit deinen Mitarbeitern im Unternehmen umgehen? Und auf Basis dieser Fragen entscheidet sich eigentlich, wie du dich verhältst. Und ich musste mich auch sehr viel damit befassen und mit mir auch selber noch mal ins Reine kommen, um zu überlegen, wie gehe ich jetzt damit um?
Stefanie: Und war das für dich auch ein Thema, in so einer männlich dominierten Branche auch als Vorgesetzte zu arbeiten? Hast du da jemals schlechte Erfahrungen gemacht?
Aminata: Nein. Witzigerweise habe ich tatsächlich noch nie so richtig schlechte Erfahrungen damit gemacht, weil ich mir nie Gedanken darüber gemacht habe, wenn ich ehrlich sein darf. Es gibt so ein paar Themen, über die mache ich mir erst Gedanken, seitdem sie so viel in den Medien auch rum kursieren. Ich habe ehrlich gesagt immer nur darüber nachgedacht, was ich kann oder was ich nicht kann und was ich besser können sollte. Da habe ich mich nur auf mich konzentriert und nicht auf das, was andere meinen könnten. Und ich stand eigentlich immer hinter dem, was ich wirklich sehr gut kann. Und ich bin auch sehr gut in dem, was ich mache, also kann ich auch dahinterstehen. Ja, mal irgendwelche Kommentare oder dass man mal vielleicht nicht ernst genommen wurde, vielleicht so unterschwellig, ich weiß nicht, ob ich das darauf beziehen würde, dass ich eine Frau bin. Ich will mir das auch manchmal nicht zu leicht machen und sagen: Ja, der macht das jetzt nur, weil ich eine Frau bin oder er macht das jetzt, weil ich schwarz bin. Du weißt, was ich meine. Also ich mache mir da gar keine Gedanken darüber, weil wenn jemand mit mir diskutieren will, kann er das gerne machen, weil ich kann diskutieren. Ich kann darüber reden. Ich kann meinen Standpunkt vertreten. Und ich glaube, das ist immer so das Wichtigste, immer hinter dem zu stehen, was man kann und sich da nichts sagen zu lassen. Und um die Frage abschließend zu beantworten: Ich hatte tatsächlich keine schlechten Erfahrungen. Es liegt aber wirklich wahrscheinlich auch an meiner Sichtweise, dass ich da gar nicht darüber nachgedacht habe, wenn da vielleicht mal was kam, dass es damit zusammenhängen könnte, dass ich eine Frau bin. Das kann viele verschiedene Gründe haben und am Ende ist der Grund vielleicht nur eins: Die Person, die es sagt, ist ein Arsch. Und das ist vielleicht die Antwort auf viele Fragen.
Stefanie: Ja, das hat vielleicht auch ein bisschen damit zu tun, auf welcher Ebene man Feedback bekommt. Wenn es konstruktives inhaltliches Feedback ist oder Kritik zum Beispiel, dann unterhält man sich auf einer inhaltlichen Ebene. Wenn man aber jetzt offensichtlich wegen seines Geschlechts, seiner Hautfarbe oder was auch immer irgendwie niedergemacht wird oder so, dann ist es eine andere Ebene, weil es offensichtlich ist, da ist kein Fundament darunter.
Aminata: Gar nicht. Diskriminierung ist mit das Unterste, was man machen kann. Es ist so niveaulos, Diskriminierung in irgendeiner Form. Und bei mir ist das so, vielleicht habe ich dann das einfach auch nicht mitbekommen, vielleicht bekomme ich so was einfach nicht mit, wenn so was passiert. Ich habe einen Migrationshintergrund, jetzt sieht man mich nicht, aber man sieht mich auf Fotos. Mein Vater war aus dem Senegal, meine Mutter war Deutsche. Ich bin eine Frau im IT Bereich. Ich bin mit einer Frau zusammen und ich komme aus einem Haushalt, der nicht viel Geld hat. So, jetzt kann ich mir immer eins von den vieren irgendwie aussuchen, weswegen irgendwelche Dinge passieren und sagen: Ach, das passiert mir, weil ich arm war. Das passiert mir, weil ich schwarz bin. Das passiert mir, weil ich eine Frau bin. Ich habe alle vier Faktoren immer aus meinem Gehirn gestrichen und mich darauf irgendwo nicht ausgeruht. Ich habe gar nicht darüber nachgedacht. Ich habe das nicht mit einbezogen in meine Gedanken, sondern immer was du meintest, ist die Kritik jetzt konstruktiv? Ist sie nicht konstruktiv? Wenn sie nicht konstruktiv ist, muss ich mal mit der Person reden. Was ist da passiert? Dann frage ich auch nach. Haben wir irgendwie ein Problem? Was ist los? Und oft erfährt man dann auch, was da abging. Also offiziell ist mir noch nie was Schlimmes passiert, aber ich denke es ist schon mal passiert.
Stefanie: Was du dann nicht so wahrgenommen hast oder schon so ad acta gelegt hast unter: Okay, der wollte mir jetzt irgendwie ans Bein pinkeln, kann ich ignorieren. Du machst das so, dass du dich darauf verlässt, was du kannst. Du weißt, was du kannst und dementsprechend kannst du auch selbstbewusst auftreten. Ich finde das tatsächlich gar nicht so leicht, für sich zu formulieren und zu identifizieren, das sind meine Stärken. Das habe ich jetzt vielleicht auch im letzten Jahr gewuppt und für euch gemacht, hier als Firma. Nehmen wir das Beispiel Gehaltserhöhung. Dann muss man das auf den Punkt formulieren und Werbung für sich machen. Hast du einen Tipp, wie man das angeht?
Aminata: Ich finde Gehaltsverhandlungen ein sehr spezielles Thema, weil ich glaube, das macht niemand gerne. Das mache ich auch nicht gerne. Niemand verhandelt gerne über sein Gehalt. Alle wollen mehr haben, aber dann darüber wirklich auch zu diskutieren ist ein bisschen, weiß auch nicht. Finde es schade, dass da immer so ein Thema daraus gemacht wird, weil letztendlich ist es auch ein gutes Recht, das zu machen. Gerade bei meinem ehemaligen Arbeitgeber habe ich es immer so gemacht, dass ich mir wirklich sehr genau Gedanken darüber gemacht habe, was habe ich denn getan bzw. was tue ich denn da eigentlich gerade? Ich versuche immer Sachen zu reflektieren. Ich würde von mir selbst behaupten, dass ich ein sehr reflektierter Mensch bin. Immer wenn Dinge passieren oder Sachen, Projekte beendet werden, versuche ich immer für mich selbst positiv zu denken, was kann ich besser tun? Das ist immer ganz wichtig, nicht was habe ich schlecht gemacht, sondern was kann ich eigentlich nächstes Mal besser tun, weil das nicht so optimal gelaufen ist. Und ich habe mir sehr bewusst Gedanken darüber gemacht, wie mein Jahr gelaufen ist. Also wirklich in allen Aspekten. Was ist passiert? Wie habe ich mich entwickelt? Aus welchen Situationen habe ich gelernt? Das ist ganz wichtig, aus welchen Situationen habe ich eigentlich gelernt und wie habe ich mich eigentlich weiterentwickelt? Und ich glaube, durch eine sehr gesunde Reflektion auf sein eigenes Verhalten, verhandelt man automatisch besser. Gerade bei meinem ehemaligen Arbeitgeber habe ich das auch sehr stark einsetzen müssen, weil das war wirklich immer eine Diskussion um das Gehalt. Man musste es immer ansprechen und ich habe es dann auch getan. Ich habe gesagt: Pass auf, ich leiste hier sehr gute Arbeit. Es ist mir auch egal, was die anderen machen. Ich leiste sehr gute Arbeit. Ich mache hier dies und das und tralala. Und ich habe einfach mehr Geld verdient, weil ich weiß, dass man das verdienen kann mit dem, was ich mache. Und da muss man selbstbewusst sein, weil warum denn nicht? Wenn ich meine Arbeit gut mache, wieso kann ich nicht selbstbewusst dahinterstehen? Muss man sich auch mal selbst fragen. Es geht doch nur darum, darüber zu reden. Es geht doch nicht darum, absurde Forderungen durchbringen zu wollen. Ich mache gute Arbeit und sag, was du verdienen könntest. Immer bei sich bleiben. Ich habe mal einem ehemaligen Kollegen, der bei mir im Team war und mich gefragt hat, was kann er eigentlich fordern, wenn er jetzt den Job wechselt, da meinte ich: Du, mach doch mal folgendes. Bewirb dich doch mal bei drei Firmen, wo du gar nicht hin willst und mach einfach mal wilde Zahlen rein und schau mal bis wohin du gehen kannst. Und das forderst du dann da, wo du hin willst. Also ganz banaler Tipp. Schau, wie viel du eigentlich wert bist auf dem Markt, um das als Diskussionsgrundlage zu nehmen. Sei nicht absurd, aber stehe hinter dir und deinem Können. Ich glaube, dass ist das Allerwichtigste.
Stefanie: Mir hilft das immer und das habe ich auch erst im Nachhinein gemerkt, denn wir halten im Marketing immer am Ende des Jahres eine Präsentation, wo wir noch mal zeigen, was wir im Jahr gemacht haben. Und das hilft so sehr, um auch noch mal für mich selbst zu wissen: Schau mal, das alles haben wir jetzt hier gewuppt im letzten Jahr. Das ist gar nicht so schlecht. Und das kann man natürlich auch ohne Präsentationsdruck machen, dass man sich das einmal noch mal vor Augen führt und damit dann in ein Gespräch reingeht oder für sich selbst auch noch mal so im Zuge der Reflexion sich vor Augen führt.
Aminata: Ja, und das ist eigentlich sehr spannend, weil wenn wir mal darüber nachdenken, wie oft wir sagen: Ach ja, die Zeit vergeht so schnell, ist wieder nichts passiert in einem Jahr. Und wenn man mal aber darüber nachdenkt, wie viel da eigentlich passiert ist, was in dieser angeblich kurzen Zeit alles passiert, dann denkt man wahrscheinlich selbst: Krass, was wir jetzt doch geschafft haben. Und so geht es ja jedem auch, der seine Arbeit auch gut macht. Und wenn ich darüber nachdenke ich glaube, da kommt noch mal so ein Aha-Moment: Ach krass. Ja, das habe ich geschafft und das habe ich geleistet. Und das Wichtige ist, es können ja auch nur Kleinigkeiten sein. Ich muss ja jetzt nicht die Welt gerettet haben, um das irgendwie zu erwähnen, sondern nur: Was ist da passiert? Was hat das mit mir gemacht? Was hat das bewirkt? Weil sobald ich anfange an mir selbst zu arbeiten, fangen Dinge auch an, sich zu verändern. Das passiert automatisch. Und das ist eigentlich ganz spannend, so ein Prozess, wenn man einfach sowas mal anfängt zu machen. Ich glaube, das ist wichtig. Und ich glaube, wichtig ist auch noch mal, es bedeutet nicht, sich kurz vor dem Jahresgespräch hinzusetzen und einen Zettel machen, sondern wirklich in sich gehen. Die Ruhe vielleicht an Weihnachten nutzen und einfach mal sacken lassen. Was will ich, was will ich nicht? Also beispielsweise bei dem ersten Arbeitgeber, bei dem ich war, ich musste auch erst mal die Ruhe haben, das sacken zu lassen, dass ich das alles nicht will. Und nie wieder will ich das so haben. Es ist manifestiert im in mir drinnen. Ich werde das nie wieder so machen, nie wieder.
Stefanie: Es wäre so einfach gewesen einfach den nächstbesten Job anzunehmen. Also das was man vorher auch gemacht hat, nur bei einem anderen Arbeitgeber. Und vermutlich wäre es dann auch das gleiche Ergebnis gewesen, dass der Burnout dann da gewesen wäre.
Aminata: Exakt.
Stefanie: Bei deiner beruflichen Entwicklung, wie wichtig ist denn so ein Mentor? Oder jemand, der zusammen mit dir reflektiert, wo die Reise hingehen soll?
Aminata: Ich finde oder ich fand es bis jetzt eigentlich immer sehr wichtig. Ich hatte gerade bei meinem ehemaligen Arbeitgeber einen Mentor, der damals auch dann mein Chef geworden ist, von dem ich eben erzählt habe, der mich dann auch empfohlen hat, dass ich die Leitung übernehmen soll. Mir war das sehr wichtig, weil der mich schon so ein bisschen gerettet hat. Also er hat immer sehr intensiv mit mir geredet, wo so Themen sind, an denen ich arbeiten sollte. Er hat gesagt: Pass auf, du kannst sehr viel erreichen, wenn du so und so. Ich war zum Beispiel damals sehr aufbrausend. Ich habe sehr schnell sehr laut reagiert und mittlerweile ist das anders. Ich bin sehr ruhig mittlerweile, aber er hat gesagt, dass ist nicht gut für dich und deine Entwicklung, wenn du einfach direkt laut wirst, wenn einer mit dir redet. Und er hat mir damals tatsächlich dann auch zum Beispiel ein Persönlichkeitscoaching gegeben. Also jemand, der dir einfach zeigt, wie du in gewissen Situationen einfach auch mit Dingen umgehen kannst, wo du deine Energie investierst, was mir sehr geholfen hat. Und durch dieses Mentoring bin ich eigentlich so geworden, wie ich geworden bin. Gerade eben beruflich, aber auch allgemein im Leben. Er hat mir gezeigt, wie man so weiterkommt und was vielleicht nicht so gut ist für einen selbst. Und was dann doch ein guter Weg ist, ohne zu sagen, du machst das schlecht, sondern das ist einfach nicht gut für dich. Wir sollten daran arbeiten. Und ich glaube, Mentor Figuren sind schon gut, wenn sie richtig besetzt sind. Einen Mentor zu haben, um einen Mentor zu haben, ist Quatsch. Die Person muss schon richtig besetzt sein und muss auch wirklich dann Ausgleich bringen und auch wirklich sehen, wo deine Defizite sind, die du beheben musst. Jeder hat Defizite aber, die du beheben solltest.
Stefanie: Der Mentoring-Bedarf, den man hat, ist mitunter auch nicht mit einer Person abgedeckt, sondern vielleicht ist der eine dafür da, inhaltlich zu beraten auf fachlicher Ebene. Und der andere für die persönliche Weiterentwicklung, dass man diesen großen Blick einmal von außen darauf werfen kann auf die eigene Entwicklung, auf die eigene Karriere.
Aminata: Das ist sehr wichtig, was du gerade gesagt hast. Stimmt, man muss das differenzieren. Also fachliches Mentoring versus Life Coaching. Jemand, der wirklich dich als Menschen sieht und sagt: Pass auf, da gibt es einfach Themen, an denen solltest du arbeiten. Das geht in Richtung Social Skills, was auch ein absolut wichtiges Thema ist für jeden von uns und überall. Und das Thema Social Skills, was du wirklich sehr gut differenzieren kannst, weil es gibt ja verschiedene Baustellen, an denen man arbeiten kann. Bei mir war das halt wirklich so, wo ich meine Energie einfach mit verschwende, also Einflussbereiche. Worauf habe ich Einfluss? Und da habe ich das halt auch gelernt, dass man den besten Einfluss auf sich selber hat. Also was kann ich zu 100 Prozent verändern? Worauf habe ich zu 100 Prozent Einfluss, dass ich es verändern kann? Das bin ich selber. Wenn ich mich verändere, verändert sich automatisch mein Umfeld. Also du kannst mal schauen, wenn du irgendwie an einer Kasse bist und eine Kassiererin dich grimmig anschaut, lächel die einfach mal an und dann schau mal, was passiert. Das ist sehr interessant, das zu beobachten. Ich kann auch sagen: Die hat jetzt wieder grimmig geschaut. Das kann ich tun oder ich kann einfach lächeln, dann lächelt die wahrscheinlich zurück, weil sie einfach gestresst ist. Das hat nichts mit dir zu tun. Das ist eigentlich sehr interessant, was das macht, wenn man nur so Kleinigkeiten verändert wie beim Einkaufen ab und zu mal die Leute anzulächeln, anstatt auch noch grimmig daher zu schauen, weil die mich grimmig anschauen. Das ist eigentlich ganz spannend solche Sachen auch zu lernen, sich bewusst darüber Gedanken zu machen.
Stefanie: Hast du heute bei INNOQ auch einen Mentor oder bist du eher in der Rolle der Mentorin?
Aminata: Ich glaube beides. Unsere Geschäftsführung, die sind ja immer für einen da, wenn man ein offenes Ohr braucht, wenn man mal Rat braucht. Das sind für mich auf jeden Fall Mentoren, auf die ich jetzt in gewissen Situationen zugehe. Und ich selber versuche natürlich auch immer da zu sein und zu unterstützen. Ich habe jetzt nicht eine Person. Wie nennt man das eigentlich jemanden, den man mentort. Also ich bin der Mentor und was ist er?
Stefanie: Mentee? Aber das ist vielleicht nur unsere Ausdrucksweise.
Aminata: Aber du weißt, was ich meine. Ich habe jetzt nicht dediziert eine Person, aber ich versuche natürlich, eine Mentoren-Funktion auszufüllen. Ich sehe das als Teil meiner Rolle oder meiner Aufgabe, einfach immer da zu sein und zu unterstützen. Genau in diesen verschiedenen Themen. Klar, fachlich kann ich teilweise nur bedingt helfen, weil wir haben so viele verschiedene Fachthemen, das kann ich ja gar nicht alles irgendwie fachlich coachen oder mentoren. Und dann gibt es aber diese persönliche Ebene, wo ich da wirklich versuche, auch immer zu unterstützen und immer da zu sein und zu überlegen: Okay, wie können wir dieses Problem lösen.
Stefanie: Ja, vielen Dank für dieses Gespräch. Ich nehme für mich ganz viel positive Energie hier raus. Nicht, dass ich jetzt zum nächsten Gehaltsgespräch laufen würde, aber..
Aminata: Mach das! Also ich möchte noch mal als Sternchen vermerken an die GL: Ich kann nichts dafür, wenn jetzt alle Leute und alle Mädels losstürmen.
Stefanie: Ich nehme wirklich positive Energie raus und gehe vielleicht auch gleich mal ins Fitnessstudio, wer weiß?
Aminata: Sehr gut. Bewegung ist immer gut, gerade bei unserem Job.
Stefanie: Ich hoffe, dir hat es auch ein bisschen Spaß gemacht.
Aminata: Auf jeden Fall.
Stefanie: Sehr schön. Hoffe, dass unsere Zuhörerinnen und Hörer da draußen auch Spaß hatten und genauso mit positiver Energie rausgehen. Und wenn ihr mögt, lasst uns Feedback da. Ansonsten vielen Dank, Aminata. Vielen Dank da draußen und bis zum nächsten Mal. Ciao!
Aminata: Ciao!