Podcast

Women in Tech: Melanie und Isabel

Die Brückenbauerinnen

Freundinnen, Berufseinsteigerinnen und nun auch Kolleginnen: In dieser Folge stellen wir euch Melanie und Isabel vor, die als Trainee und Werkstudentin zu INNOQ gekommen sind. Ein Gespräch über gegenseitige Unterstützung, große Ambitionen und das Brückenbauen.
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Stefanie: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe des INNOQ Podcasts. Heute mal wieder aus der Reihe, Women in Tech at INNOQ. Ich darf euch heute gleich zwei Kolleginnen vorstellen: Isabel und **Melanie. Hi ihr beiden. Schön, dass ihr da seid.

Isabel: Hallo. Danke für die Einladung.

Melanie: Hallo.

Stefanie: Sagt mal, wie lange kennt ihr euch eigentlich schon?

Melanie: Ja, da muss ich jetzt mal kurz überlegen. Es sind zehn Jahre.

Isabel: Mindestens zehn Jahre, ja. Wenn nicht sogar schon elf.

Melanie: Wir kennen uns seit der Schulzeit, waren zusammen in der Schule und haben ganz viele gemeinsame Oberstufenjahre im Gymnasium miteinander verbringen dürfen und viele schöne Französisch Stunden.

Stefanie: Ihr seid Freundinnen, richtig? Ihr seid seit kurzem erst INNOQ Kolleginnen. Aber ihr seid schon ganz lange Freundinnen.

Melanie: Ja.

Isabel: Genau. Eigentlich so richtig seit der Oberstufe. Und der Kontakt hat sich auch weiter gehalten nach dem Abi und zwischendrin ein bisschen aus den Augen verloren, dann wieder zueinander gefunden und jetzt eben auch INNOQ Kolleginnen.

Stefanie: Und das finde ich ja tatsächlich ganz spannend. Mich würde dann nämlich interessieren und darüber würde ich mich heute gerne mit euch unterhalten, wie ihr denn tatsächlich zu INNOQ gekommen seid. Ihr habt ganz unterschiedliche Sachen studiert. Ihr macht jetzt auch ganz andere Sachen bei INNOQ. Und darüber würde ich gerne mit euch heute reden. Melanie, erzähl doch mal ganz kurz: Wie bist du überhaupt zu INNOQ gekommen? Was hast du mal studiert und was machst du jetzt bei uns?

Melanie: Ich habe Wirtschaftspädagogik und Mathematik studiert und das vor einem halben Jahr beenden können. Und als es dann langsam dazu kam, dass ich einen Job suchen musste, wäre eigentlich das Ziel gewesen, in die Personalentwicklung zu gehen, was ganz „normal“ für Wirtschaftspädagoginnen ist. Ich habe dann aber bemerkt, dass ich das irgendwie nicht bin. Ich kann mich dafür begeistern, wie Menschen lernen, aber nicht in den Settings, die viele Unternehmen bieten. Und da ich wusste, dass Isabels Stiefvater bei einer IT Firma arbeitet, mehr wusste ich darüber nicht, habe ich ihn mal gefragt. Und dann meinte er so: „Hey, ich kenn da eine ganz coole Firma, bewirb dich doch mal bei INNOQ“. Und ein paar Tage später habe ich dann auch schon mit Stefan Tilkov gesprochen und dann auch mit den anderen beiden Geschäftsführern Olli und Phillip und jetzt bin ich hier.

Stefanie: Und hattest du da schon eine Idee, was du in einer IT-Beratung machen möchtest?

Melanie: Die Homepage von INNOQ war interessant, weil da irgendwas mit Schulungen stand und ich dachte mir: Ah, das kann ich. Und ich habe immer nach einer Firma gesucht, die mich fordert, aber auch fördert und die mir vertraut und die genau das als die DNA ihrer Firma versteht. Und es war gar nicht so einfach, so eine Firma zu finden. Und als ich aber mit Stefan das erste Gespräch hatte, habe ich sofort gemerkt: Hier wird man noch als Mensch gesehen und nicht irgendwie als Nummer oder wie auch immer. Und durch mein Mathestudium wollte ich auch immer in die IT-Branche mal reinschauen, weil ich glaube, dass man da sehr viel analytisches Denken braucht. Was ich durch mein Mathestudium auch wirklich gelernt habe. Und ich glaube, dass es auch gerade in der jetzigen Zeit immer wichtiger ist, diese beiden Welten miteinander zu verbinden. Diese analytische Welt mit der pädagogischen Welt, wie man etwas anderen Menschen beibringt. Ich glaube, dass die Schere zwischen denen, die irgendwas darüber wissen und eben nicht wissen, immer größer wird. Und ich glaube, dass ich da ein ganz gutes Bindeglied sein kann. Und genau so habe ich mich auch bei Stefan im ersten Gespräch präsentiert. Und war dann ein Match.

Stefanie: Und du hattest aber vorher noch kein Praktikum oder ähnliches in einem IT-Unternehmen gemacht?

Melanie: Ich habe eineinhalb Jahre bei der DATEV, einem großen Softwareentwicklungshaus in Nürnberg gearbeitet, das Software für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer etc. macht. Da war ich aber im Außendienst, in der Weiterbildung im Außendienst, also eher wenig mit Entwicklung am Hut gehabt. Und dadurch, dass die Firma auch relativ groß ist, wusste ich gar nicht, wie so Softwareentwicklung eigentlich funktioniert.

Stefanie: Und hattest du Berührungsängste, als es dann darum ging: Okay, du kannst jetzt bei einer IT-Beratung anfangen?

Melanie: Angst würde ich es nicht nennen. Eher Respekt vor den Aufgaben und vor der neuen Welt. Weil man einfach so viele Worte noch nicht kennt, wenn man das noch nie gehört hat.

Stefanie: Genau. Und du hast dann erst mal als Trainee bei INNOQ angefangen. Das heißt, du hattest die Gelegenheit, dir erstmal verschiedene Bereiche anzugucken, um auch zu sehen: Okay, das ist das, was mir liegt, das möchte ich machen und da ist auch Bedarf tatsächlich. Wie lief denn dieses Traineeship ab?

Melanie: Das hat im Oktober angefangen und das ist daraus entstanden, dass ich gemeinsam mit der Geschäftsführung noch nicht so richtig wusste wohin. Und ich bin die erste Trainee bei INNOQ und durfte dann am Anfang im Marketing sein und habe schon in das Schulungsgeschäft reingeschaut, wie das so läuft, die ganzen Abläufe. Und dann habe ich noch als P* arbeiten dürfen in zwei verschiedenen Kundenprojekten.

Stefanie: Genau, was das ist, da kommen wir gleich noch mal drauf zurück. Das klingt erst mal sehr kryptisch. Du hast dir verschiedene Bereiche angeschaut und konntest du dann am Ende sagen: Okay, da habe ich Lust drauf, das möchte ich machen. Oder ging es da tatsächlich auch darum: Hier haben wir Bedarf. Hier sehen wir dich. Wie war das denn am Ende?

Melanie: Ich bin jetzt erst am Ende meines Traineeships und habe vor zwei Wochen meinen neuen Vertrag unterschrieben.

Stefanie: Herzlichen Glückwunsch an der Stelle noch mal!

Melanie: Und es war eigentlich auch immer so ein Geben und Nehmen zwischen Geschäftsführung und mir. Ich habe denen immer gesagt, was ich gerne machen würde, wo sie mich auch sehen würden, wo Bedarf ist. Das war einfach ein ganz offener Austausch für beide Seiten, wo sie mich sehen würden. Und dementsprechend haben wir uns für drei Bereiche entschieden, die ich dann ab April dann auch machen darf.

Stefanie: Erzähl doch mal, welche Bereiche das sind.

Melanie: Meine Stelle ist ein Sammelsurium aus Aufgaben, die gerade anstehen. Aber ich bin dann Trainingskoordinatorin, vor allem mit unserer neuen Firma SOCREATORY, unserer Software Creators' Academy, die wir vor kurzem gegründet haben. Und da werde ich dann die ganzen Trainings koordinieren und auch die Inhouse Schulungen, die wir an andere Firmen verkaufen. Und dann werde ich mich in der nächsten Zeit fokussiert auf die Studierendenbetreuung konzentrieren. Bei der es einfach darum geht, sich um die Studierenden zu kümmern, die zur INNOQ kommen möchten.

Stefanie: Nicht fachlich betreuen, sondern wahrscheinlich alles organisatorisch. Dass sie alles kriegen, was sie brauchen, einen Mentor oder so was in der Art zum Beispiel?

Melanie: Genau. Und dass sie einfach jemanden haben, den sie immer ansprechen können, weil die Consultants jetzt nicht so viel Zeit haben, neben dem Projektgeschäft da jetzt irgendwie noch diesen Ansprechpartner zur Seite zu haben. Da bin ich die Mama der Studis, quasi.

Stefanie: Und dann haben wir schon diesen Begriff P* fallen lassen. Was ist das, erklär doch mal?

Melanie: Ja, P* ist ein Begriff bei INNOQ für eine Stelle, die dabei unterstützt, Software Projekte erfolgreich aufzusetzen und Prozesse zu begleiten. Auch mit den richtigen methodischen Begleitungen und Beratungen für einen reibungslosen Projektablauf zu sorgen. Und das ist ganz unterschiedlich, wie diese Stelle eben fokussiert ist. Es kann sowohl auf die organisatorische Ebene als auch auf die Projektebene fokussiert sein. Und diese P* können eben verschiedene Rollen in der Softwareentwicklung darstellen. In der agilen Welt ist es dann ein Product Owner oder Projekt- oder Produktmanager.

Stefanie: Kannst du mal so ein Beispiel nennen, was du da im Projekt gemacht hast ohne zu viel zu verraten?

Melanie: Ich war jetzt bei einem Proof of Concept dabei, bei dem wir erst mal herausfinden mussten, was eigentlich zu tun ist. Und das war eine meiner Hauptaufgaben mit den fachlichen Verantwortlichen zu sprechen und einfach verschiedene Aufgaben daraus zu definieren und diese auch zu priorisieren. Und in User Stories konnten wir dann ein bestimmtes Template anwenden. Wann wird diese Aufgabe dann akzeptiert am Ende des Tages? Und sowas dann runter zu schreiben und zu definieren war jetzt hauptsächlich meine Rolle. Und dann täglich auch einfach Ansprechpartnerin zu sein für meine Mitarbeitenden.

Stefanie: Das sind jetzt drei Aufgabenbereiche, die haben jetzt erst mal alle nichts mit Programmieren zu tun. Trainingsgeschäft, Studierendenbetreuung, das sind mehr organisatorische Sachen. Und P* ist nicht Programmieren aber Teil der Softwareentwicklung, richtig?

Melanie: Das ist richtig. Und genau das ist das Schöne und das fasziniert mich auch so daran. Und ich glaube, dass ich dadurch einen guten Einblick bekommen kann in diese große IT-Welt, die mir vorher einfach noch ganz unbekannt war, weil ich vor allem durch die Aufgaben, die ich zusammen mit den Verantwortlichen dann definiere, erst mal herausbekomme: Was gibt es da eigentlich zu tun und welche Worte gibt es da eigentlich oder welche Use Cases? Und wo gibt es noch Dinge, die ich lernen kann? Und ich glaube, dass das ein guter Einstieg ist. Und nebenbei versuche ich jetzt auch noch programmieren zu lernen und mich dann in die Richtung weiterzuentwickeln. Alles step by step.

Stefanie: Das ist sehr spannend. Wie lernst du denn jetzt Programmieren? Auf eigene Faust oder hast du da Menschen, die dir dabei helfen, Kolleginnen oder Kollegen?

Melanie: Ich würde sagen, jeder bei INNOQ würde mir helfen, wenn ich ihn oder sie fragen würde. Ich hatte einen Kollegen, der jetzt leider gegangen ist, der mir ganz viel beigebracht hat. Mit dem habe ich auch viele Stunden beim Programmieren verbracht und er hat mir dann auch mathematische Aufgaben gegeben, die ich dann lösen durfte bei der Programmierung. Und eine andere Kollegin, die auch eine Quereinsteigerin war, inzwischen nicht mehr ist, würde ich sagen, hat mich auch an eine Lernplattform weitervermittelt, bei der ich jetzt HTML und CSS am Anfang lernen kann und so in die Webentwicklung einsteigen kann.

Stefanie: Und machst du das rein interessehalber oder auch so mit dem Hintergedanken: Okay, das hilft mir schon, hier gewisse Dinge besser zu verstehen?

Melanie: Beides. Ich will das auf jeden Fall können, weil ich glaube, dass es ein wichtiger Skill ist. Und ich glaube, dass ich das auch echt gut kann, weil vor allem auch HTML sehr strukturiert aufgebaut ist und auch einfach zu verstehen, wie allgemein auch Webseiten gerade aufgebaut sind, das hilft einem schon. Und wenn man inmitten von ganzen IT-Fachmenschen ist, dann ist es auch mal gut zu wissen, was ein Header und ein Footer ist.

Stefanie: Damit man nicht so ganz ahnungslos dasteht. Isabel, dein Werdegang ist ein bisschen anders. Du hast auch ursprünglich mal was ganz anderes als Informatik studiert. Erzähl doch mal, wie hast du angefangen, wie ging es weiter und wie bist du jetzt bei INNOQ angekommen?

Isabel: Ja, wenn man so will, war ich eigentlich initial auch eine Quereinsteigerin. Ich glaube auch, hätte man mir vor zehn Jahren gesagt, dass ich Informatik studiere, dann hätte ich das auch überhaupt nicht geglaubt. In der Schule war ich eigentlich immer eher auch auf Sprachen und Geschichte, Kultur fand ich total interessant und deswegen, sämtliche naturwissenschaftliche Fächer habe ich eigentlich erst mal, nicht unbedingt abgelehnt, aber mit dem Aufwand betrieben, der erforderlich war, um eben durchs Abitur zu kommen, aber eben auch nicht darüber hinaus. Und habe mich dann eigentlich auch nach dem Abi erstmal in meinen ursprünglichen Interessensrichtungen bewegt. Ich hatte immer diesen Kindheitstraum mit dem Journalismus und eben viel recherchieren, Zusammenhänge verstehen, Sprache zusammenzubringen und Menschen verständlich zu machen und auch näher zu bringen. Und habe dann erstmal in Hamburg mit Journalismus angefangen. Ich muss sagen, dass ich da schon nach relativ kurzer Zeit ziemlich ernüchtert war, weil ich dann festgestellt habe, dass meine Idealvorstellung von diesem Journalismusberuf irgendwie auch nicht mehr so ganz mit dem zusammenfällt, wie der Beruf heute aussieht. Und war dann auch erst mal so ein bisschen orientierungslos und wusste auch nicht so richtig wohin. Ich hatte dann das Glück, nach Berlin kommen zu können und dort im Bundestag ein Praktikum zu machen. Also auch mal in diesen politikwissenschaftlichen Bereich reinzuschnuppern, wirklich wertvolle Einblicke zu kriegen, wie Parlamentsarbeit funktioniert. Es war auch total spannend, aber irgendwie habe ich da schon gemerkt: Journalismus und Politik sind irgendwie für mich diese Hobbies, die ich interessant und spannend finde. Aber da habe ich dann doch irgendwie beruflich nicht die Zukunft für mich gesehen. Und ich glaube, das ist auch total gut, dass man sich einfach mal mit 18, 19, wenn man mit dem Abi fertig ist, auch erst mal ausprobiert und sich auch erst mal anschaut wie die Realität wirklich aussieht von den Dingen, die man sich immer als erstrebenswert im Kopf zusammengereimt hat. Und ich glaube, es ist auch okay, sich das einfach mal anzuschauen und festzustellen, dass das vielleicht nicht unbedingt mit der eigenen Erwartungshaltung zusammenfällt. Und ich war schon ein bisschen in Berlin, mit 19, desillusioniert und dachte mir: Gut, die Dinge, die ich jetzt ausprobiert habe, waren irgendwie interessant und wichtig, das mal ausprobiert zu haben, aber irgendwie hat da was in mir gearbeitet, was mir gesagt hat, das wird alleine nicht reichen. Das ist vielleicht nicht das, was dich wirklich glücklich macht. Und ich muss auch sagen, ich hatte immer schon trotz allem das Gefühl, dass einfach Informatik wirklich wichtig ist. Es ist einfach nun mal überall und ich bin ein neugieriger Mensch. Ich hatte immer das Gefühl, irgendwie: Ich verpasse irgendwie was, wenn ich mich damit nicht beschäftige. Es hat trotz allem irgendwie ein bisschen innerlich an mir genagt. Und da gab es einen ausschlaggebenden Punkt, und zwar waren es diese Panama Papers. Ich weiß nicht, ob ihr euch daran noch erinnert. Wie Journalisten mit Datenanalysenmethoden eben diese Steuerhinterziehungen auch geleakt haben und da eben mithilfe von Datenanalysen Spuren erfasst haben. Und dann dachte ich mir: Eigentlich ist das doch alles, was ich machen wollte, Research, Informationsauswertung, alles, was diesen klassischen Investigativ-Journalismus ausmacht. Das ist eigentlich Datenanalyse, Datenerhebung, Data Engineering. Das war dann irgendwie so ein bisschen der Motivationsfaktor, der mich dann auch dazu gebracht hat, mich dann doch auch ein bisschen mehr mit diesen Informatikthemen auseinanderzusetzen. Und als ich dann in Berlin war, war es so, dass, es super viele Angebote gab, um eben auch mehr Frauen in die IT zu bringen. Rails Girls, das ist eine Freiwilligenorganisationen, die sich ganz gezielt auch an Frauen richtet, um die in die Informatik zu bringen. Die haben einfach mal Coding Tage angeboten, einen Coding Workshop. Da dachte ich mir: Komm, schaust du dir einfach mal an, was zu verlieren hast du nicht. Und ich muss sagen, es hat dann auch echt super viel Spaß gemacht. Das war damals auch schon in den Räumlichkeiten meiner späteren Uni, das wusste ich damals noch nicht. Aber die haben einfach drei, vier Tage sich Zeit genommen um mal ein paar Basics vom Programmieren durchzusprechen. Man hat zwar nicht wirklich super viel daraus gelernt, sage ich jetzt mal, aber was wichtig war, es hat einfach gezeigt, dass es nicht unmöglich ist und dass es vor allem nicht so abstrakt und schwer greifbar ist, wie man erstmal denkt. Ich glaube, ein ganz großes Problem ist eben auch, dass viele Leute nicht wissen, was Informatik eigentlich ist. Das ist so ein nebulöser, dunkler, abstrakter Begriff, von dem wenige eine konkrete Vorstellung haben. Und ich glaube, dieses alte Klischee der Informatik mit diesen Keller-Programmierern, Programmiererinnen hat wenig mit der Welt zu tun, das ist einfach nicht richtig. Aber ich glaube, das ist auch ein bisschen was, was irgendwie den Graben zwischen uns Nicht-Informatikerinnen und der Informatik so groß erscheinen lässt. Und da ist es unheimlich wichtig, dass es solche Veranstaltungen gibt, die zeigen: Das ist auch kein Hexenwerk und schau mal, es sind so viele Leute, die sich damit beschäftigen und es macht auch Spaß. Das war dann ein zusätzlicher Faktor und dann war ich irgendwann an dem Punkt, wo ich mir dachte: Komm, du hast dich ausprobiert. Es hat auch nicht so gefruchtet in die Richtungen, die dich eigentlich auch interessiert haben. Was zu verlieren hast du nicht. Ich habe den Sinn dahinter gesehen und habe dann 2016 mit Wirtschaftsinformatik angefangen.

Stefanie: In Berlin hast du dann studiert?

Isabel: Berlin, genau. Das war dann der Einstieg.

Melanie: An diesen Anruf kann ich mich noch gut erinnern.

Isabel: Das hat für Diskussion gesorgt. Außer mein Stiefvater fand keiner die Idee gut. Ich weiß noch, meine Schwester hat das Veto eingelegt und meinte: Isa, damit gehst du viel zu weit von dem weg, wer du eigentlich bist. Und ich glaube, es hat erstmal für viel Verwunderung gesorgt. Aber ich glaube, dass das auch irgendwie wichtig ist, dass ich jetzt auch in den letzten Jahren irgendwie begreife, vielleicht auch noch nicht ganz begriffen habe, dass natürlich die Berufswahl etwas ist, mit dem man ganz viele Weichen stellt und was einem auch viel Sicherheit, Stabilität im Leben geben kann. Aber das heißt nicht, dass man alle anderen Dinge irgendwie aufgeben muss. Ich glaube, es ist eben keine Schwarz-Weiß Entscheidung für: Ich studiere jetzt Informatik und kann mich nie wieder mit Geschichte, Sprache und Kultur befassen. Wenn man das so formuliert, sondern ich hatte ganz im Gegenteil das Gefühl, dass sich das einfach gut ergänzt hat, dass ich dann nach meinem Studium, da musste ich mich erst mal viel mit Mathe beschäftigen und die naturwissenschaftlichen Dinge, die ich vielleicht ein bisschen schleifen lassen habe in der Oberstufe, die haben sich auch relativ schnell gerächt und bemerkbar gemacht und ich hatte doch erst mal zu tun. Aber es hat funktioniert, man kann sich in alles reinarbeiten, reindenken und es hat auch irgendwie ein bisschen Spaß gemacht, sich auch mal mit Dingen lange auseinanderzusetzen, die einem vielleicht auf den ersten Blick auch nicht so liegen. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass es irgendwas gibt, was es nicht wert ist, was Interessantes zu finden, wenn man sich nur einfach lange genug damit beschäftigt.

Stefanie: Sich also auch mal zu challengen.

Isabel: Ja, sich challengen oder einfach mal, auch wenn man es vielleicht initial nicht sieht, warum man das jetzt einfach machen muss, einfach mal irgendwie durchzuhalten. Und ich sage mal, im 1. und 2. Semester habe ich auch noch nicht verstanden, was wir da eigentlich machen. So richtig fügen, das kommt erst am Ende vom Studium, jetzt auch erst im Master. Aber ich glaube, es lohnt sich da einfach, am Ball zu bleiben. Und was ich auch gemerkt habe einfach, neben dem Studium, gerade weil man sich da noch viel mit Mathe beschäftigt und viel mit analytischem Denken, wird es umso mehr dann auch gebraucht, als Hobby dann eine Sprache zu machen und ich habe das dann viel mehr genießen können, weil das dann mein Ausgleich war, ich gleichzeitig aber wusste: Gut, da hängt jetzt nicht deine berufliche Zukunft daran. Da war der Druck auch einfach raus. Und das war einfach ganz schön, weil ich dann auf der einen Seite in meinem Studium dieses analytische, pragmatische Denken kennenlernen durfte, aber eben gerade deshalb in der Freizeit auch so schön ausgelastet war mit meinen eigentlichen Hobbies. Und das ist, das was ich jedem mitgeben würde, am Anfang ist es keine Schwarz-Weiß Entscheidung. Es wird Monate oder Wochen geben, wo man dann für Prüfungen lernt und überfordert ist. Und da sieht es auch erst mal so aus, als wäre das irgendwie der einzige Weltinhalt. Aber das geht auch wieder weg und man wird auch hinterher verstehen, warum man das auch gelernt hat. Und was Melanie vorhin meinte mit den Brücken zwischen Informatik und Real World sage ich jetzt mal, kann ich absolut bestätigen. Ich finde es total spannend, dass man auch weiß, wo zum Beispiel künstliche Intelligenz schon überall drin ist. Es ist nicht nur ein abstrakter Begriff. Man hat eine konkrete Vorstellung davon, wie diese Systeme funktionieren, wo die uns im Alltag auch begegnen, wo die uns auch im Alltag verstärkt begegnen werden. Und das finde ich ganz cool, man bekommt einen anderen Blick auf die Welt, aber eben weil Informatik auch in unserer Welt so drin ist, lohnt sich die Auseinandersetzung. Und ich glaube, klar, man kann in die Softwareentwicklung gehen, man kann in den Tiefen von Codes versinken. Aber die IT-Welt ist so vielseitig und offen für sämtliche verschiedene Interessen, gerade weil Informatik in der realen Welt, in jedem Anwendungsbereich da ist, findet man auch überall Schnittmengen zwischen der realen Welt und Informatik, wo man auch anknüpfen kann. Und das finde ich halt unheimlich bereichernd.

Stefanie: Und du hast schon Künstliche Intelligenz oder Machine Learning angesprochen. Das ist tatsächlich dein Hauptthema, dein Interessensgebiet.

Isabel: Genau, meinen Master mache ich in Data Engineering am Hasso-Plattner-Institut und bin auch schon im letzten Master-Semester und bei Data Engineering geht es eben um Datenerhebung, Datenverknüpfung, Datenanalyse, Datenintegration. Alles, was mit Daten zu tun hat. Das haben wir jetzt rauf und runter gemacht in den letzten zwei Jahren. Das hat mir wirklich total Spaß gemacht, weil es eigentlich im Prinzip genau das ist, das mich auch initial im Journalismus so gereizt hat. Was ich vorhin schon meinte, diese Datenauswertung. Ja, ich finde gerade das KI-Thema super spannend. Und das ist auch, was ich bei INNOQ viel in meiner Werkstudentenstelle mache.

Stefanie: Du bist nämlich Werkstudentin. Das haben wir noch gar nicht gesagt.

Isabel: Genau. Ich habe gestern extra nochmal bei LinkedIn nachgeguckt, dass ich genau weiß, wie lange ich schon bei euch bin. Das sind fast 4 Jahre. Ich habe meine Bachelorarbeit schon bei euch geschrieben, das war am Ende meines Bachelorstudiums und seitdem bin ich auch da geblieben.

Stefanie: Erzähl doch mal kurz, Werkstudentin. Wie kann ich mir das vorstellen? Was machst du bei INNOQ? Bist du in den Kundenprojekten drin oder bekommst du übergeordnete Aufgaben? Hast du eine Mentorin oder ein Mentor? Wie läuft das ab und wieviele Stunden bist du dann bei uns in der Woche?

Isabel: Ich kann natürlich nicht für alle Werkstudenten und Werkstudentinnen sprechen. Ich könnte mir vorstellen, dass es auch bei jedem ein bisschen unterschiedlich abläuft. Ich habe eine Mentorin, mit der ich eigentlich fast alles koordiniere. Ich kann auch nur das sagen, was Melanie auch schon gesagt hat, dass einem bei INNOQ vertraut wird und dass einem auch dahingehend vertraut wird, sich auch Interessensgebiete rauszusuchen, die man für wichtig hält und entsprechend eben auch ein bisschen selbstständig in Eigenregie zu vertiefen und dann die Inhalte an andere weiterzugeben. Was ich jetzt in den letzten Monaten viel gemacht habe, ist eben Stichwort KI-Systeme. Die Frage, wie man diese KI-Systeme auf Dauer auch compliant, also in Übereinstimmung mit gesetzlichen Regelungen bringt, wie man die technische Infrastruktur von diesen KI-Systemen aufbauen muss, damit sie eben schnell und effizient auch ins Deployment, in die Produktion, gebracht werden können. Und dafür habe ich jetzt einige Konferenzvorträge vorbereitet und gehalten. Ich habe letztens meinen ersten Full Day-Workshop gehalten, das hat auch total Spaß gemacht, mit dem Ziel, dann doch auch Unternehmen zu finden, die man da auch coachen kann in die Richtung: Wie können KI-Systeme in Einklang mit gesetzlichen Vorgaben aufgebaut werden? Was sind die technischen Voraussetzungen dafür? Und da arbeite ich grade hin. Da spreche ich mich auch ganz eng mit meiner Mentorin ab, die auch im Bereich Data Cleaning, KI, promoviert hat, entsprechend auch super viel Background-Wissen mitbringt. Daher würde ich sagen, meine Werkstudenten-Aufgabe ist viel Zusammenarbeit mit der Mentorin, aber auch viel Eigenregie, dass man Workshops vorbereitet. Artikel schreiben habe ich auch viel gemacht, dass man da auch für dieses Thema gerade auch eine Außenwirkung aufbaut. Ich arbeite 20 Stunden in der Woche. Bei INNOQ ist es aber auch so, wir müssen, bei Melanie wird es nicht anders sein, keine Exceltabelle ausfüllen mit Sekunden und Minutenanzahl, wie lange man jetzt genau vor dem Laptop saß. Wichtig ist, dass man gewissenhaft an diesen Themen dranbleibt, dass man seine Stunden vollmacht. Aber man wird auch nicht kontrolliert. Es ist egal, ob ich mir jetzt diese Stunden am Abend nehme oder am Morgen. Da gibt es keine festen Arbeitszeiten und das ist auch etwas, was ich bei INNOQ generell unheimlich schätze. Wir können remote arbeiten, sind sehr flexibel, wir können uns die Zeiten selbst einteilen. Wichtig ist, die Firma vertraut uns. Das heißt, wir haben natürlich auch eine gewisse Pflicht der Firma gegenüber, dass wir dieses Vertrauen eben auch nutzen, um unsere Aufgaben sinnvoll zu erfüllen. Aber das finde ich auch einen sehr attraktiven Faktor an der IT allgemein, dass man einfach sehr flexible Arbeitsbedingungen haben kann. Das ist definitiv auch ein wertvoller Faktor, den man bedenken kann bei der Berufswahl.

Stefanie: Und bist du auch in Kundenprojekte involviert?

Isabel: Tatsächlich nicht. Ich würde mir wünschen, dass sich das vielleicht auch noch mal ändert. Also sprich, wenn es vielleicht doch auch die Möglichkeit gibt, diese MLOps und Governance Themen, all diese Fragen rund um KI-Entwicklung, gesetzliche Regelungen und Deployment, wenn man das auch in einem Kundenprojekt abwickeln könnte. Das wäre cool. Aber bisher war das, glaube ich, nicht so. Es kann sich jetzt auch mittlerweile geändert haben. Ich möchte mich da auch nicht festlegen. Vielleicht kann Melanie da auch noch mal was dazu sagen oder in Zukunft mehr dazu sagen, weil sie sich dann auch um die Studentenbetreuung kümmert, dass es aber erstmal der Default ist, dass man nicht in Kundenprojekten drin ist. Aber da kann ich vielleicht auch noch nicht so viel dazu sagen.

Melanie: Es gibt inzwischen Studierende bei INNOQ, die in einem Kundenprojekt dabei sind, aber eben jetzt auch nicht jeder und jede.

Isabel: Genau. Ich glaube, tatsächlich ist es super individuell und man kann auch mit INNOQ sprechen, was die Wünsche sind und ich glaube, dass wenn jemand wirklich gerne in ein Kundenprojekt rein möchte und auch eben ein Thema besetzt, das im Kundenprojekt noch abgewickelt wird, dann glaube ich, wäre das auch kein Thema, so wie ich es verstanden habe.

Stefanie: Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, die Themen, die du besetzt, also nicht nur bei INNOQ, sondern auch für dich persönlich, haben jetzt auch nicht unbedingt was mit Programmieren zu tun. Ist das richtig?

Isabel: Doch, schon. Ich glaube, man kann es auch gar nicht so richtig trennen. Wenn ich jetzt über Model Governance rede, klingt das erst mal nach einem Framework, also quasi, das geht jetzt vielleicht zu sehr in die Tiefe. Aber als Beispiel: Was muss gegeben sein, dass ein Machine-Learning-System fair ist, also dass ein Algorithmus Entscheidungen trifft, die niemanden diskriminieren. Das klingt jetzt erstmal abstrakt, aber in Wirklichkeit ist es ein technisches Problem, weil viele Komponenten mit reinspielen. Erstmal sind die Trainingsdaten relevant. Da muss man sich die Datenqualitätsdimensionen angucken. Muss sich angucken, ob der Algorithmus genug Trainingspunkte zur Verfügung hat und auch die Teststrategien: Wie kann ich Fairness messen? Das ist natürlich auch ein mathematisches Problem. Da muss man sagen: Was ist programmieren und was ist auch Machine Learning? Machine Learning ist auch Programmieren, aber es ist eine andere Art und Weise als klassische Programmierung. Einfach weil Machine Learning Systeme auch anders funktionieren als klassische Software Systeme. Im Rahmen vom Studium habe ich da schon mit zu tun gehabt. Ich bin nicht in einem konkreten Software Projekt und schreibe gerade Codes, das nicht. Aber wie gesagt, AI ist natürlich Data Engineering Machine Learning und da braucht man natürlich auch Programmier-Skills.

Stefanie: Du hattest vorhin schon mal so angedeutet. Beim Studium bist du nicht so durchgesegelt, vom ersten Semester bis zum letzten. Was waren denn die größten Herausforderungen für dich?

Isabel: Ich glaube auch, das was Melli vorhin beschrieben hat, da man sich davor mit diesem Thema nicht beschäftigt hat, dass man auch erst mal ein bisschen überrollt wird. Und ich glaube auch, dass man anfangs auch gar nicht sieht, wo die Reise hingeht. Man lernt dann irgendwie etwas. Gerade Informatik ist erstmal ziemlich abstrakt. Da kann man noch nicht so ganz verstehen, was es einem in Zukunft auch mal bringt. Ich glaube tatsächlich, dass es eine Herausforderung ist, dass man sich davor wenig damit beschäftigt hat. Das war das, dass ich initial nicht gesehen habe, dass Inhalte, die man lernt, sich am Ende zusammenfügen. Und wenn man keine Vorstellung hat, was auf einen zukommt, dann ist es erst mal eine Herausforderung.

Stefanie: Und du hattest davor auch erzählt, dass dein Stiefvater auch in der IT arbeitet, auch bei INNOQ. War das so eine Art Influencer für dich?

Melanie: Klassischer Influencer.

Stefanie: Influencer, weil er dich auch auf diesen Weg geschubst hat?

Isabel: Schwierig. Ich mein, natürlich hat er mir dazu geraten, aber ich habe auch nicht jeden Ratschlag angenommen. Das muss ich auch sagen. Ich glaube, was tatsächlich der größte Motivationsfaktor für mich war, war dieses Gefühl: Ich verpasse was, wenn ich mich damit nicht beschäftige. Weil ich schon gewusst habe, Informatik ist irgendwie wichtig und es war eine Blackbox und ich mag es irgendwie nicht, wenn Dinge für mich eine Blackbox sind und ich gar keine Vorstellung davon habe. Und ich glaube, das war für mich der größte Motivationsfaktor. Und ich glaube, das ist ein bisschen das, was ich auch auf den Weg mitgeben will. Es lohnt sich, sich mit Dingen zu beschäftigen, die man einfach noch nicht so gut kennt, die man sich vielleicht anfangs so noch nicht vorstellen kann. Weil ich mir sicher bin, dass in der IT, die wirklich so unheimlich vielfältig ist, wirklich jede und jeder etwas finden kann, was Spaß macht und wo man auch einen Sinn dahinter sieht. Und ich glaube, wenn du mich fragst, was die größte Motivation war, dann glaube ich, war es das. Diese Blackbox wollte ich einfach auflösen und klar, das hilft dann natürlich, wenn man jemanden in der Familie hat, der auch konkreter was dazu sagen kann und deswegen auch, ich muss sagen, ich habe auch sehr unterstützt, dass Melanie in die IT geht und habe ihr auch gesagt: Quatsch auf jeden Fall mal mit Michi. Aber es war nicht so, dass ich gesagt habe: So, ich mache jetzt Informatik, weil mir nichts Besseres einfällt und ich habe da einen Stiefvater bei INNOQ. Ich habe auch erst mal gar nicht bei INNOQ angefangen, sondern war vorher bei in einem anderen Unternehmen. Aber wie gesagt, der größte Motivationsfaktor ist tatsächlich diese Blackbox, die man einfach irgendwie auch auflösen will.

Melanie: Ja, da kann ich dir zustimmen.

Stefanie: Es ist auch immer ganz spannend. Wenn ich zurückdenke, Schulabschluss, was mache ich? Dann tendiert man oft auch dazu, einfach das zu machen, was man eh schon kann. Man denkt, daraus mache ich jetzt einen Beruf. Das muss nicht sein, weil man viele Skills auf dem Weg einfach auch noch dazu lernen kann.

Isabel: Hätte man mir einfach mal in der 11. Klasse gesagt, was ich mit so einer Geradengleichung alles anstellen kann, dann wäre vielleicht meine Motivation auch eine andere gewesen.

Melanie: Ich habe es immer versucht.

Isabel: Da war nichts zu machen. Das war noch nicht so ersichtlich. Aber wie gesagt, was ich mir wirklich wünschen würde, und ich glaube, es würde auch dazu beitragen, dass man generell mehr Menschen in Informatikkurse bekommt. Egal ob Frauen oder auch Jungs, dass man auch den Informatikanteil in den Matheunterricht integriert. Dass man Data Science Kurse auch macht und sagt: Das sind Geradengleichungen, aber damit könnte man Machine-Learning-Algorithmen anwenden. Damit kann man Klassifikationsalgorithmen verwenden.

Stefanie: Praktische Anwendungswege.

Isabel: Ja, das wäre total cool, dass man da eben entsprechendes Know-how reinbringt. Das ist eine super große Herausforderung. Weil ich sage mal, im klassischen Mathestudium lernt man das nicht und die Leute die sich damit auskennen, werden eher nicht in Schulen gehen und Mathe lehren. Aber ich glaube, das wäre generell was, was ein bisschen diese Hürde auch nimmt. Diese Berührungsängste, die man auch mit Informatik hat, dass man einfach merkt: Was ich gerade im Unterricht mache, sind schon die absoluten Basics dafür, was diese KI-Systeme zum Beispiel auch machen, und dann ist es vielleicht auch gar nicht mehr so erschlagend und so wenig greifbar. Ich glaube, das wäre auf jeden Fall etwas, was generell dazu beitragen würde, diese Berührungsängste auch abzumildern. Und was ich trotzdem noch sagen wollte, das habe ich gerade vergessen. Ich weiß nicht, vielleicht kann Melanie dazu auch noch mal was sagen. Weil du mich gefragt hast, was ich als Herausforderung empfunden habe, auch in den ersten Monaten und ich muss sagen, ab dem dritten Semester wurde es besser. Das erste Jahr war schwierig, aber das ist natürlich schon auch dieses Gefühl und ich denke, ob Melanie da zustimmen wird, mal schauen, aber man schon denkt, das ist nicht für Frauen und man sitzt auch nur mit wenigen Frauen in den Hörsälen oder in den Kursen. Und ich glaube schon, dass es da schon dieses Vorurteil gibt: Jungs können gut Naturwissenschaften und Mädels machen Sprachen und Geschichte, Sozialkunde ganz gut. Und das ist schon etwas, was irgendwie auch mitgegeben wird. Und ich ertappe mich heute noch dabei, obwohl ich es besser weiß und obwohl ich jetzt auch schon in einem sichereren Sattel sitze im letzten Master Semester, dass man sich manchmal schon denkt, auch gerade in Zoom Meetings die Teilnehmerliste von den Kursen und man sieht einfach nur mehr männliche Vornamen erstmal. Und das ist schon etwas, bei dem ich mich heute noch ertappe, dass man sich von der männlichen Dominanz auch nicht erschlagen lässt. Dass man sich einfach erinnert: Wir Frauen können das auch. Und dann denke ich mir immer schon, da muss was passieren, dass man eben auch diese Klischees auch ein bisschen aufweicht.

Stefanie: Das muss schon in der Schulzeit passieren, weil es ist nicht so, dass genauso viele Frauen wie Männer anfangen, Informatik zu studieren und dann lassen sie das einfach, weil sie rausfinden, dass das nichts für sie ist, sondern da steigen von Anfang an weniger ein.

Isabel: In der Schule, auch in Büchern, einfach auch mehr im Alltag. Ich hatte auch mit Melanie vor ein paar Monaten schon gesprochen, bei diesem Girls‘Day. Was ich mir auch gedacht habe, ich dachte, eigentlich wäre es auch eine coole Idee, dass nicht nur Mädchen eingeladen werden zum Girls‘Day, sondern tatsächlich auch explizit Jungs, weil die auch genauso sehen sollen, dass es eben auch Frauen gibt, das klingt jetzt total blöd, die in ihren Domänen, also den naturwissenschaftlichen Domänen auch Karriere machen. Ich glaube, das funktioniert auch in beide Richtungen, dieses sichtbar werden von Frauen und tatsächlich ist es heute auch, wir nehmen die Podcastfolge am 8. März auf.

Melanie: Frauentag.

Isabel: Da würde ich es mir auch wirklich wünschen. Und das ist ein Appell, den ich jetzt auch rausgeben würde, dass sich einfach mehr Mädels trauen. Und wie gesagt, ich will jetzt auch nicht sagen, es ist immer alles super einfach und man fängt am ersten Tag an und es klappt für jeden. Aber es klappt auch für die Jungs nicht. Die haben auch gekämpft in den ersten Semestern. Ich würde mir wirklich wünschen, wir reden hier über Gleichstellung und Frauenrechte und das finde ich auch alles super wichtig. Aber ich glaube, je mehr Frauen wir in Naturwissenschaften kriegen, desto besser ist unsere Verhandlungsgrundlage. Je mehr wir da mitmischen, je mehr wir dort sichtbar werden, desto besser ist die Handlungsgrundlage, um auch mehr Teilhabe zu fordern. Das klingt traurig. Aber irgendwie ist es auch so, da würde ich mir wirklich wünschen, dass mehr Mädels einfach den Mut haben zu sagen: Hey, ich probier’s jetzt einfach mal! Und wie gesagt ist es keine Schwarz-Weiß Lebensentscheidung, selbst wenn man dann noch andere Interessen und andere Hobbys hat. Das geht erst mal nicht weg. Im Gegenteil, man genießt das vielleicht noch viel mehr, weil man weiß, da hängt nicht der Lebensunterhalt dran. Es ist ein schöner Ausgleich zu den analytischen Dingen, die man hat. Ja, ich weiß nicht, Melanie, was sagst du?

Melanie: Es gehört wirklich sehr viel Mut dazu, aber es lohnt sich auch, weil man eine andere Welt kennenlernt, die ich bis vor ein paar Monaten auch einfach nicht kannte. Und die verschiedenen Denkmuster auch kennen zu lernen, ist für mich als Pädagogin schon sehr spannend. Da kommt dann doch vieles auf das fachliche drauf an, aber da dann auch die soziale Komponente mit reinzubringen ist einfach super wichtig und irgendwie total schön zu sehen, wie das alles harmonieren kann. Ja, es gehört sehr viel Mut dazu. Und ja, ich finde es auch komisch, wenn 80% von den Mitmenschen scheinbar männlich sind. Aber da muss man irgendwie durch, um irgendwas besser machen zu können.

Stefanie: Genau, wenn man sich nicht einbringt, dann wird sich auch nichts ändern.

Isabel: Was Melanie gerade meinte, sie als ausgebildete Pädagogin, auch in den Projekten, die sie bisher so kennengelernt hatte, auch Parallelen sieht oder einfach Dinge sind, die vertraut sind und wo sie denkt: Das ist irgendwie cool, da jetzt die Verbindung zu sehen. Das ist genau das, was ich vorhin meinte mit diesen Schnittmengen, weil die überall sind. Da würdest du in jedem Anwendungsbereich in der Welt eben Schnittmengen finden, wo du IT verknüpfen kannst, mit diesem Anwendungsbereich. Und das ist einfach das, was es für mich so vielseitig macht. Und klar, man kann irgendwie Code schreiben und in Tiefen von Code versinken. Das ist auch etwas, das total Spaß macht, das ist auch super. Aber wie gesagt, es gibt so viele verschiedene Jobs auch in der IT, die man sich vielleicht so erst mal gar nicht vorstellen kann.

Stefanie: Ich glaube, man kann sich schon seine Bereiche suchen. Man findet auch Nischen, wo man nicht programmiert, zum Beispiel wo man sich anderweitig einbringen kann oder in diese P*-Rolle, die du beschrieben hast, Melanie. Das sind auch wichtige Bereiche der Softwareentwicklung, die jetzt nicht unbedingt mit programmieren zu tun haben.

Melanie: Das sind auch noch Bereiche, die mir vorher gar nicht bewusst waren. Ich dachte wirklich, jeder, das ist so komisch, wenn ich das jetzt sage, weil jetzt bin ich einfach schlauer. Aber vor einem halben Jahr dachte ich echt, jeder der irgendwas in der IT macht, der codet, hart, jeden Tag. Aber es ist nicht so und es ist so vielfältig und das ist irgendwie total schön.

Isabel: Ich glaube, was schon wichtig ist, ist tatsächlich, dass man Verständnis hat, wie Codes funktionieren. Dass man schon Programmier-Kurse macht und dass man da auch Verständnis für hat. Und wie gesagt, ohne das funktioniert es dann doch nicht, glaube ich. Aber es heißt nicht, dass man jetzt jeden Tag 1000 Zeilen Code schreiben muss. Wobei ich auch sicher bin, vielleicht wissen es manche noch gar nicht, dass es doch genau das ist, was sie machen wollen.

Stefanie: Frauen können programmieren und wollen das eventuell auch. Von daher, das muss man gar nicht schlecht reden.

Isabel: Auch mit dem Data Engineering. Klar, da muss man auch programmieren. Da macht es mir auch total Spaß, wobei ich das im ersten Semester nicht so mochte. Aber wenn man dann dieses KI-Thema programmiert, dann ist es auch wieder eine ganz andere Motivation. Ich glaube, es hängt auch davon ab, in welchem Kontext man unterwegs ist. Und es gibt sicherlich Leute, für die Programmieren alleine schon eine Bereicherung ist, wo der Weg das Ziel ist. Aber es kann durchaus auch so sein, dass man einfach ein total cooles Projekt hat, wo man absolut den Sinn dahinter sieht und auch gerade im KI-System, da was hat, das einen motiviert und dann programmiert man dafür dann auch gerne. Man programmiert nicht ohne irgendeinen Kontext, sage ich jetzt mal. Es ist erst mal kein Selbstzweck. Es kann zum Selbstzweck werden für bestimmte Menschen. Aber es kann auch seinen Sinn durchaus in einem Kontext entfalten.

Stefanie: Du bist jetzt kurz vor Ende deines Studiums, richtig? Ein Semester noch, sagtest du?

Isabel: Ja, jetzt kommt die Masterarbeit.

Stefanie: Hast du schon Pläne für nach dem Studium?

Isabel: Ja, ich würde schon gerne weiter in der KI-Entwicklung bleiben. Ich glaube auch, dass im Rahmen der Masterarbeit noch mal ein paar mehr Optionen auf den Tisch kommen.

Stefanie: Hast du da schon ein Thema für die Masterarbeit?

Isabel: Ja, ich schaue mir an, wie sich Datenqualitätsdimensionen auf die Performance von KI-Systemen auswirken. Da sind wir dabei, es zu konkretisieren. Aber das ist auf jeden Fall total spannend. Es bringt genau dieses Data Cleaning, Data Quality, Data Engineering zusammen und da hoffe ich, dass ich auch ein paar wissenschaftlich spannende Erkenntnisse noch liefern kann.

Stefanie: Das hoffe ich auch sehr. Und Melanie, du hast vorhin schon erzählt, Studierendenbetreuung, Trainingsgeschäft. Das muss für dich auch noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Du lernst jetzt auch Programmierung. Wo geht die Reise für dich noch hin?

Melanie: Wenn ich das wüsste.

Stefanie: Erst mal anfangen.

Melanie: So ganz weiß ich das natürlich nicht. Ich kann mir durchaus vorstellen, mehr in die Bereiche P* reinzuschauen, auch da Schulungen zu machen, wo mich INNOQ immer unterstützen würde. Ja, und vielleicht auch irgendwann, wenn ich die ganze IT-Welt besser kenne, vielleicht sogar mal Principal Consultant zu werden, das wäre schon das Ende der Fahnenstange. Da wäre ich schon sehr stolz auf mich.

Isabel: Nicht das Ende der Fahnenstange, dann geht es weiter. Das Schöne an IT ist, dass man weitergeht und man bleibt nicht stehen, sondern es entwickelt sich einfach alles so schnell. Man hat immer wieder neue Möglichkeiten, sich auch neu zu entfalten. Also das ist oft total spannend und cool.

Stefanie: Ich erinnere mich an eine Kollegin, die in dem Zusammenhang mal von einem Wissensbaum gesprochen hat, von dem immer wieder neue Äste abgehen. Dass man sein Wissen quasi unendlich erweitern kann, was auch ganz spannend ist.

Melanie: Ich könnte mir aber auch durchaus vorstellen, in die Entwicklung irgendwann zu gehen, wenn ich da mal ein bisschen mehr Fuß gefasst habe. Ja, Isabel, das sagst du schon lange. Ja, das mit dem Wissensbaum auf jeden Fall. Da kann ich sehr zustimmen.

Isabel: Ja, ich glaube, der Wissensbaum, ich glaube generell, wenn man anfängt, sich mit dem Thema zu beschäftigen, wird man erst mal auf zehn verwandte Themen stoßen, die mit diesem Thema zu tun haben, über die man davor noch nichts gehört hat. Dann wird man sich auch erst mal denken: Oh Gott, ich kann gar nichts und dann wird man anfangen, in diesen zehn Themen zu graben, sich da ein bisschen besser auszukennen. Und sobald man da einen Wissensstand erreicht hat, dann stößt man die nächste Tür auf. Ich glaube, das ist gar nicht mehr so unbedingt irgendwie IT-spezifisch, wobei ich aber glaube, in der IT ist es so, wenn du einmal eine Tür geöffnet hast und angefangen hast, dich damit zu beschäftigen und einen gewissen Wissensstand aufgearbeitet hast und dich dann erst mal anderen Wissenschaftsbereichen zuwendest, dass sich diese Tür, die du erst vor kurzem geöffnet hast, sich einfach weiterentwickelt, das bleibt nicht stehen. Das ist vielleicht das Spezifische, du lässt es einfach immer weiter wachsen und man keinen Baum erkunden, der irgendwie schon erforscht ist und stehen bleibt. Und das ist das Spannende daran. Das ist sehr metaphorisch gesprochen, aber ihr versteht, was ich meine.

Stefanie: Aber ich finde es ein sehr schönes Bild zum Abschluss. Der Wissensbaum, der vor sich hin wächst. Vielen Dank für das Gespräch, ihr beiden. Ich fand es super spannend, gerade auch eure Perspektiven auf eure persönliche Weiterentwicklung. Ich hoffe, euch hat es auch ein bisschen Spaß gemacht.

Melanie: Vielen Dank, Steffi, für die Moderation. Ja, es hat sehr viel Spaß gemacht. Ich habe jetzt auch nicht mehr so viel Angst vor dem Podcast. Vor der IT, die Angst ist weg.

Stefanie: Ich hoffe natürlich, dass es unseren Zuhörerinnen und Zuhörern auch Spaß gemacht hat. Gibt uns gerne Feedback über die üblichen Kanäle. Und vielen Dank fürs Zuhören. Und bis zum nächsten Mal.

Isabel: Tschüss.

Melanie: Tschüss. Danke.

Alumna

Melanie war bis August 2023 Consultant bei INNOQ. Sie befasst sich gerne mit unterschiedlichen Arbeitsmethoden, Förderung von personalen Kompetenzen und Teamentwicklung.

Alumna

Isabel Bär war bis Juni 2023 Werkstudentin bei INNOQ. Ihr Interessensgebiet ist die Entwicklung ML-basierter Software als Produkt zur Lösung von Business Problemen mit Machine Learning Model Operationalization Management (MLOps). MLOps erweitert DevOps um Machine Learning Artefakte mit dem Ziel, die Konzeptionierung, den Aufbau, das Deployment und das Monitoring von Machine-Learning-Modellen in Produktion durch effektive Methoden und Prozesse zu unterstützen.

Head of Marketing

Stefanie wirkt seit mehr als 15 Jahren als Marketer sowohl auf Unternehmens- als auch auf Agenturseite. Seit 2020 arbeitet sie bei INNOQ. Ihre Leidenschaft gehört dem geschriebenen Wort. Darüber hinaus interessiert sie sich für neue Technologien, insbesondere für die Auswirkungen von generativer KI auf unsere Arbeits- und Lebenswelt. Zusammen mit ihrem Kollegen Robert Glaser befragt sie dazu regelmäßig Gäste in ihrem Podcast „AI und jetzt“