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Transkript
Robert Glaser: Hi! Herzlich willkommen beim INNOQ-Podcast, eine neue Folge. Heute mit meinen lieben Kolleginnen und Kollegen, der Lena Kraaz und dem Carsten Pelka. Wir widmen uns heute einem Thema aus dem Bereich E-Commerce, nämlich dem Thema PIM. Das ist ein Kürzel für Product Information Management. Aber viel wichtiger ist doch erst einmal, dass wir uns hier vorstellen. Ich bin der Robert. Ich springe heute mal wieder für unseren Podcast-Großmeister, den Lucas, ein. Der ist nämlich im Urlaub. Und zu Gast - habe ich gerade schon gesagt, jetzt nochmal ausführlich - die Lena und den Carsten. Lena, stell dich doch vielleicht einfach mal kurz vor und Carsten, danach einfach du.
Lena Kraaz: Hi, ich bin Lena Kraaz. Ich arbeite seit anderthalb Jahren ungefähr bei INNOQ und versuche, Kunden zu unterstützen bei Product-Ownership oder SCRUM-Master-Tätigkeiten. Und momentan bin ich in einem internen Projekt, wo wir uns mit genau dem Thema beschäftigen, über das wir heute auch reden: Mit PIM-Systemen.
Robert Glaser: Cool. Und Carsten, was machst du?
Carsten Pelka: Ich bin technischer Consultant bei der INNOQ und seit vielen Jahren im Bereich E-Commerce zu Hause. Und wir hatten die Idee, dass wir aufgrund unserer Erfahrung uns auch mal mit dem Produktbau eines PIM-Systems beschäftigen und haben da unsere Erfahrung reingemünzt. Und da arbeite ich mit der Lena zusammen derzeit an der Umsetzung.
Robert Glaser: Okay, super. Das heißt, ihr beide sind genau die Richtigen, um mir meine Fragen zu dem Thema zu beantworten. Denn ich habe hier fast so gut wie keine Ahnung. Deswegen hoffe ich, dass ich mir meine ganzen neugierigen Fragen so ein bisschen beantworten könnt. Ich weiß nicht, ob unsere Hörerinnen und Hörer wissen, was Product Information Management ist. Wenn man vielleicht im Sektor E-Commerce unterwegs ist oder dort mal Projekte gemacht hat oder der eigene Arbeitgeber sowieso das Kerngeschäft in diesem Bereich hat, dann ist das vielleicht ein Begriff. Aber Carsten, ich habe gehört, das Thema ist noch gar nicht so alt. Das ist ein relativ neues Thema. Kannst du kurz sagen, was PIM eigentlich bedeutet und wo das herkommt? Wer hat das erfunden?
Carsten Pelka: Ja, ich will das gerne versuchen. Das ist eine schleichende Entwicklung, die stattgefunden hat, eigentlich aus der Not heraus, dass diese Art von Daten, über die wir reden, diese Produktdaten, keinen wirklichen Ort hatten in dem gesamten E-Commerce-Kosmos. Es gibt verschiedene Ansätze. Teilweise sind die Daten in ERP-Systemen gepflegt worden, früher. Dann wurden die Daten gepflegt in den Shop-Systemen. Aber so richtig war es auch schwer die dann zu synchronisieren. Und dann gab es diese Strömung, sag ich mal, die gesagt hat: Es braucht ein zentraleres System, wo wir diese Daten maintainen können. Wo die Daten reinfließen aus verschiedenen Quellen, zum Beispiel ERP-Systemen und vielleicht auch, wo Fotografen, zuarbeiten können. Und das hat sich durchgesetzt, weil es ist ein schöner Flow. Aber es ist tatsächlich immer noch nicht überall der Standard.
Robert Glaser: Okay. Du hast gerade kurz gesagt, „ERP-Systeme“. Kannst du nochmal kurz sagen, was ein ERP-System ist, denn nicht jeder weiß bestimmt, wofür das steht.
Carsten Pelka: Ja. Im „ERP-System“ - das steht für Enterprise Resource Planning - da werden Waren verwaltet, Wareneingänge verwaltet, Warenausgänge, Rechnungen gebucht. Das heißt, das ist im Prinzip die Zentrale, das zentrale Gehirn von einer Organisation, die sich mit Handel beschäftigt.
Robert Glaser: Okay. Jetzt liegt für mich erstmal nahe, wenn ich sowieso ein ERP-System habe in meinem E-Commerce-Unternehmen. Nehmen wir mal an, wir sind irgendwie ein cooler Shop für T-Shirts oder sogar für viel mehr als T-Shirts, alle möglichen coolen Klamotten. Dann habe ich ja typischerweise wahrscheinlich ein ERP-System, um meinen ganzen Warenbestand zu verwalten. Dann liegt es für mich doch erstmal nahe, die Produktinformationen auch in meinem ERP-System zu pflegen. Warum soll ich das nicht tun oder warum sollte ich es heutzutage vielleicht nicht mehr tun, Lena? Kannst du mir dazu was sagen?
Lena Kraaz: Ja, ich kann das versuchen. Also: Es gibt viele Unternehmen, die auch mit einem ERP-System gut fahren und das auch so nutzen für sich. Das ist allerdings nicht so wunderbar geeignet, eigentlich, um Produktdaten zu verwalten. Ich glaube, die Zielfunktionalität ist eigentlich eine andere. Ich kann das nicht so ganz genau sagen, warum das ERP-System nicht zu hundert Prozent dafür geeignet ist. Aber das PIM will Produktdaten zentral verwalten und in alle möglichen anderen Kanäle ausspielen. Und ich glaube, darin ist es besser als das ERP-System. Aber da kann Carsten bestimmt noch was zufügen.
Carsten Pelka: Es ist natürlich so, die Lena hat da vollkommen Recht: Das ERP-System hat einen anderen Schwerpunkt. Natürlich hat es die Produktdaten drin, weil es die natürlich haben muss, für die Buchung und damit auch für die Prüfung, für die Finanzprüfung. Aber das Verwalten von, ich sage mal, Informationen, Fotos, ist eigentlich nicht Aufgabe des ERP. Das würde ein ERP auch überfrachten. Das haben wir der Vergangenheit tatsächlich auch gesehen bei Kunden, die Funktionalität - es gibt ja große ERP-Systeme, die jeder kennt - hinzugefügt haben. Und die Systeme werden langsamer, die werden riesig, und die können natürlich dann auch nicht mehr richtig agieren. Und die verlassen so ein bisschen ihren technischen Scope. Und das ist das Problem auch: Um die aktuell zu halten. Deswegen ist eigentlich so eine Funktionstrennung auch gar nicht schlecht.
Robert Glaser: Okay.
Lena Kraaz: Man will das PIM ja auch nicht statt des ERPs benutzen, sondern plus das ERP sozusagen. Beide Systeme zusammen funktionieren gut.
Robert Glaser: Okay, das verstehe ich. Das heißt, diese PIM-Systeme adressieren im Prinzip andere Usecases und vielleicht auch andere Nutzergruppen, die zwar auch mit dem Warenbestand arbeiten und dazu den mit Informationen anreichern sollen, aber eben aus anderen Nutzungsecken kommen, oder? Was wäre denn ein Beispiel, wenn ich das versuche, mal zu trennen? Was pflege ich im ERP-System? Und was pflege ich in einem PIM-System? Da fällt mir jetzt erstmal ein: Im ERP-System sind wahrscheinlich T-Shirts in ihren Farben natürlich auch gelistet, wenn die unterschiedliche Preise haben oder mit unterschiedlichen Motiven. Aber ich könnte mir vorstellen, ihr habt das ja gerade kurz schon angesprochen: Wenn jetzt ein Fotograf irgendwie die T-Shirts mit Models fotografieren soll. Da könnte ich mir vorstellen, dass das wehtut, diese ganzen Fotos in einem ERP-System hochzuladen. Vielleicht geht das auch gar nicht oder ist nicht so komfortabel, oder zuzuschneiden und mit Metadaten zu versehen. Ist das so ein typischer Case, wo dann ein PIM-System besser ist?
Lena Kraaz: Ich kann ja mal anfangen. Ich glaube, dass, sobald die Produktinformationen komplexer werden, oder auch länger. Ich glaube, ein ERP zum Beispiel kann nicht gut mit sowas umgehen wie langen Produktbeschreibungen. ERP, da kannst du super kurze Informationen über Produkte verwalten. Aber du brauchst ja für ein T-Shirt zum Beispiel viel mehr, gerade im E-Commerce. Die Leute gehen nicht in den Laden und schauen sich das T-Shirt an, sondern sie brauchen die Informationen aus dem PIM. Und da, glaube ich, kann ein PIM komplexere Informationen speichern.
Robert Glaser: Okay.
Carsten Pelka: Genau. Was ich noch zu ergänzen habe: Der Fall mit den Fotos ist auf jeden Fall ein Fall, wo das PIM-System eine sehr große Rolle spielt, wo man diese Daten zusammenbringt. Wir fokussieren jetzt mal kurz, ich sage mal, auf den „B-to-C-Fall“. Das heißt, wir begeben uns in die Rolle des Händlers, der seine Informationen dort verwaltet. Dann sind Fotos ein Fall. Typischerweise, was eher im ERP liegen würde, wäre die Preisverwaltung oder vielleicht auch die Warenbestandsverwaltung. Also: Wie viele Artikel habe ich eigentlich noch vorrätig? Das würde man typischerweise nicht im PIM verwalten. Es gibt auch Ansätze, das da durchzuschleifen. Aber das ist natürlich etwas schwieriger. Die Fälle als Händler sind da natürlich vielfältig im PIM. Ich möchte die Fotos natürlich auch aufarbeiten und die Texte und die ganzen Informationen auch. Ein Beispiel, das ich mal bringen würde: Sagen wir mal, wir vermöchten Getränke verkaufen. Dann gibt es ganz klare Bestimmungen, Gesetzeslagen, was wir ausweisen müssen eigentlich an Zusatzinformationen, an Nährstoffwerten, Nährstofftabellen, alkoholischer Gehalt etc. Das muss klar nachvollziehbar sein. Diese Informationen, die natürlich in einem ERP auch verwaltet werden können, aber eigentlich natürlich in einem PIM viel besser verwaltet werden, wo dann auch viele Menschen darauf Zugriff haben und wo man das an allen Stellen auch leicht publizieren kann. Das heißt, die Information geht dann auch nicht mehr verloren, weil die Kanäle, die bespielt werden, eigentlich dann alle aus dem PIM bespielt werden und gar nicht mehr aus, sag ich mal, noch anderen Quellen. Und damit hat man eigentlich eine Wahrheit für dieses Produkt.
Lena Kraaz: Genau. Das PIM ist mehr so ausgelegt auf Produktkommunikation sozusagen, oder die Kommunikation zwischen den Kanälen.
Robert Glaser: Das heißt, ein PIM würde in der Kette sehr viel näher am Marketing und Vertrieb sitzen als das ERP-System, was wahrscheinlich eher weiter hinten sitzt und sich mehr um diese betriebswirtschaftlichen oder warenwirtschaftlichen Daten dreht, oder?
Lena Kraaz: Ja. Genau.
Carsten Pelka: Absolut. Also, ein großer Punkt, den man da auch nochmal anbringen kann, was wir auch bei vielen unserer Kunden in der Vergangenheit noch gesehen haben, die mit Katalogen, mit Printmedium gearbeitet haben - kann auch Werbung sein, können richtige Kataloge sein, so wie wir die von früher noch kennen, die nach Hause geliefert wurden, diese schweren Kataloge. Da müssen natürlich auch Bilder, Texte rein. Und die sollten natürlich auch mit dem übereinstimmen, was heutzutage im Internet oder auch beim Telefonverkauf geboten wird an Informationen. Die Informationen sollten alle gleich sein. Und deswegen brauchen die eine gemeinsame Quelle, auf die man sich beziehen kann. Und genau da, das ist das PIM, das diese Daten liefert.
Robert Glaser: Okay, das ist ein schönes Beispiel. Der Versandhauskatalog. Den kennen bestimmt noch viele Hörerinnen und Hörer. Da hat man früher so eine 1000-seitige Schwarte einmal im Quartal nach Hause geliefert bekommen, und das war im Prinzip das PIM, was ich zumindest als Endkunde genutzt habe, um mir eben Infos zu besorgen. Wo gibt es die T-Shirts in weiß? Welche Größe? Wie sind die geschnitten? Was kosten die? Aus welchen Stoffen bestehen die? Und dann lag ja wahrscheinlich nahe in diesen reinen Print-Zeiten, dass das wahrscheinlich auch für das Versandhaus selbst, das bestand, schöne Datensysteme waren. Also, wenn der Vertrieb dann am Ende auch diesen Katalog benutzt hat, um am Telefon Nachfragen oder Bestellungen zu bearbeiten, dann haben die wahrscheinlich in denselben Katalog geguckt, oder?
Carsten Pelka: Anfangs mit Sicherheit und als die ersten Informationssysteme aufkamen. Typischerweise sind diese klassischen Unternehmen etwas anders gegliedert. Da spricht, ich sage mal, vielleicht, die Katalogabteilung nicht direkt mit der Direktvertriebsabteilung über das Telefon, über das Internet. Und dann hat jeder seine eigene Datenbasis. Und das hat es so schwierig gemacht. Früher hat man in den Katalog geschaut und dann hat man ein IT-System und jeder hatte so ein bisschen seine Informationen. Und man wusste eigentlich tatsächlich nicht: Wenn ich jetzt bei dem Unternehmen anrufe oder in den Kataloge schaue oder vielleicht auch in den Laden gehe, sagt jeder was anderes. Wie kommt das? Das haben die Kunden tatsächlich auch wahrgenommen auf dem Markt.
Lena Kraaz: Genau. Als Kunde, egal, ob ich jetzt in die Filiale gehe oder in den Katalog schaue: Wenn ich da das selbe Kleidungsstück anschaue, soll das selbe da stehen: Die selben Informationen, der selbe Preis - vermutlich der selbe Preis. Und wenn ich irgendwie sage: Jetzt gehe ich nochmal in den Onlineshop und gucke, ob es da irgendwie günstiger ist, dann müsste es im Online-Shop auch über dieselben Informationen verfügen. Das muss halt alles identisch sein. Und wenn alle Kanäle eben diese Informationen aus dem PIM holen, dann wird sichergestellt, dass es immer aktuell ist und dass es konsistent ist.
Robert Glaser: Okay. Also Kunden, Vertrieb, Marketing, Einkauf, was es noch alles für beteiligte Abteilungen oder Personas gibt, reden idealerweise alle über dieselben Daten, die aus demselben zentralisierten System stammen. Und es scheint mir, dass PIM wahrscheinlich auch deswegen aufkam, weil sich in vielen Unternehmen wahrscheinlich so Schatteninformationssysteme etabliert haben. Dann wusste eine Abteilung oder ein Schreibtisch wahrscheinlich über die verwendeten Chemikalien in dem T-Shirt XY Bescheid, aber der Telefon-Sales eher nicht.
Lena Kraaz: Genau.
Robert Glaser: War wahrscheinlich so, oder?
Lena Kraaz: Genau. Und das ist natürlich bei Print auch jetzt immer noch so der Fall, dass ein Printkatalog, der einmal so herausgegeben wurde, niemals so aktuell sein kann, natürlich, wie ein Online-Shop. Das ist natürlich nach wie vor so, das ist eher so eine Momentaufnahme. Aber tatsächlich würde ein neu gedruckter Printkatalog sich auch wieder mit den Informationen aus dem PIM bedienen.
Robert Glaser: Okay. Das heißt, wenn wir mal so ein bisschen jetzt hier über das einfache Beispiel eines T-Shirts- oder Modeversandhauses - wobei das kein einfaches Beispiel mehr ist. Das ist wahrscheinlich die große Domäne. Aber wenn wir mal bei dem T-Shirt bleiben, dann sehen wir alleine daran schon, was für viele Kanäle sich da auf einmal auftun, wenn ich darüber denke. Katalog mit Sicherheit, Telefongeschäft. Heutzutage hoffentlich auf jeden Fall ein Webshop, vielleicht aber auch irgendwelche affiliate Anbieter, die auf diesen Webshop zielen und vielleicht auch noch von diesen Produktinformationen profitieren oder die zumindest von uns ziehen wollen. Wie werde ich eigentlich Herr über diese ganzen Kanäle, wie kriege ich da das Chaos zusammen? Ich hab da mich mal versucht, ein bisschen einzulesen und bin immer wieder auf diesen Begriff „Omnichannel“ gestoßen. Kann mir einer von euch sagen, wofür der steht?
Lena Kraaz: „Omnichannel“ steht im Grunde genommen dafür, dass die Kanäle nicht nur nebeneinander existieren; die Stufe davor wäre, dass die nebeneinander stehen. Und dann sagt man Multichannel, es gibt die alle. Bei Omnichannel heißt das eigentlich, dass sie untereinander sprechen können, also kommunizieren. Und das tun sie halt durch das PIM. Und der eine Kanal weiß, was bei dem anderen los ist, sozusagen. Ich denke mir jetzt mal einen Fall aus. Ich könnte im Telefonverkauf z.B. nachschauen: In welcher Filiale gibt es den Pullover vielleicht noch? Oder wenn ich etwas verschicken will: Welcher Pullover ist am nächsten dran am Kunden, oder so. „Omnichannel“ bedeutet noch mehr. Aber ganz kurz gesagt ist es das. Oder, Carsten, hast du noch etwas hinzuzufügen?
Carsten Pelka: Nein, alles gut. [lacht] Genau, „Omnichannel“ ist die komplette Benutzung.
Robert Glaser: Okay. Wenn ich das jetzt mal aus meiner halb-ehemaligen Entwicklerbrille betrachte. Was hat denn so ein PIM? Wenn jetzt mein Unternehmen sich dafür entscheidet: Wir haben bisher kein PIM. Wir ziehen alle Infos aus dem ERP-System. Es knarzt an allen Ecken und Enden, weil ich soll mit am Webshop entwickeln. Und wir müssen dauernd den Infos hinterher rennen. Im ERP-System kriegen wir maximal natürlich betriebswirtschaftliche Infos wie Preis und sowas, aber bei den Fotos, dem Zugriff darauf hapert es schon, weil: Ich brauche bestimmte Formate, ich brauche bestimmte Zuschnitte. Was hat das denn aus Entwicklersicht für mich als Konsequenz, wenn wir jetzt in unserem imaginären Unternehmen entscheiden, ein PIM dazuzustellen? Würde das für mich bedeuten, dass ich dann alles über APIs abrufen kann? Oder gibt es andere Integrationsebenen in unserem Webshop? Wie bindet man so ein Ding ein, typischerweise?
Carsten Pelka: Klassischerweise ist es erstmal natürlich einmal ein System, das dazukommt, was als Entwickler dann vielleicht im ersten Moment weniger begeistert. Sie sehen aber, glaube ich, langfristig die Notwendigkeit und warum das eine gute Idee ist, sage ich mal, das zu platzieren. Es wäre so, wenn wir uns jetzt entscheiden, wir haben ERP, wir haben vielleicht einen Webshop und vielleicht auch einen Printkatalog. Wir wollen zukünftig vielleicht auch Marktplätze einbringen, es gibt ja ein paar größere Marktplätze, wo es vielleicht auch sinnvoll ist, etwas zu verkaufen, auch auf Social-Media-Plattformen etwas zu verkaufen. Und jetzt stehen wir vor der Entscheidung: Wir führen ein PIM ein und konsolidieren da die Produktinformationen. Erstmal: Den Weg nach draußen, also den Weg in die andere Richtung, Informationen wieder reinzuholen, wollen wir jetzt gar nicht betrachten. Aber wir stellen die Informationen bereit im PIM-System. Das heißt, wir müssen natürlich das PIM anbinden. Das muss die Daten aus dem ERP bekommen. Wir würden klassischerweise, weil ein PIM-System eher leichtgewichtig ist im Vergleich zu einem ERP, von der PIM-Seite aus die Daten anfragen, regelmäßig importieren, bereitstellen und dann allerdings auch Qualitätschecks machen auf die importierten Daten und auch auf die zu exportierenden Daten, damit man vorher genau weiß: Okay. Die Daten sind eigentlich nicht in einem Zustand, in dem man sie einem Kunden präsentieren möchte. Da fehlen z.B. Bilder. Die Kunden sind ja weltweit sehr unterschiedlich aufgestellt. In einigen Ländern ist es üblich, dass man 20, 30, 40 Produktfotos braucht, bevor so ein Produkt eigentlich auf den Markt gehen kann. Weil, wenn die Kunden das nicht aus allen Richtungen sehen können, dann werden sie es nie kaufen. Bei uns ist es klassischerweise so, dass man eigentlich erwartet, dass das Produkt sehr gut beschrieben ist. Der Kunde hierzulande schaut darauf: Was ist das für Material? Sind da noch irgendwelche Giftstoffe drin? Oder: Ist das irgendwas, was ich nicht vertrage auf der Haut? Das sind Themen, die der Kunde wissen möchte, die kann er im Laden sehen. Er kann das T-Shirt in die Hand nehmen. Das kann er im Onlinekauf nicht machen. Das heißt, die Information muss für alle gleichzeitig da sein. Und die Information würde man aufarbeiten, qualitativ überprüfen, dass sie vorhanden ist, die Bilder dazumergen, auch noch vielleicht einige andere Informationen bereitstellen und dann exportieren in die Kanäle. Da auch wiederum braucht es natürlich Schnittstellen in den eigenen Webshop. Das wird noch relativ einfach sein, weil den kann man natürlich mitbestimmen von beiden Seiten. Klassischerweise haben aber auch große Marktplätze eine Beschreibung für die Schnittstellen. Die würde man einmalig integrieren, weil das dann Standards sind. Und dann kann man die eigentlich sehr schnell auch nutzen.
Lena Kraaz: Ich würde gerne noch etwas nicht-Technisches ergänzen dazu, was Carsten gerade gesagt hat, mit den Informationen, dass das auch ländertypisch verschieden ist, was da gewünscht ist. Das ist mit den vielen, vielen Fotos zum Beispiel, dass es Märkte gibt, wo das gewünscht ist. Bei uns ist vielleicht eher etwas anders gewünscht. Was man damit natürlich versucht, ist auch, die Retourenquote niedrig zu halten. Je besser die Informationen sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass mir das T-Shirt wirklich passt. Das ist - wissen wir ja alle im Online-Shopping - ein ganz großes Thema. Die vielen Retouren. Die kann man so auch niedrig halten.
Robert Glaser: Das habe ich, glaube ich, auch schon mal gesehen, als ich mal online bestellt habe. Da stand neuerdings - das ist noch gar nicht so alt, das Thema, glaube ich: Wenn ich eine Größe auswähle, steht jetzt neuerdings bei vielen Shops immer: „Passt typischerweise zu 85 Prozent wie angegeben.“ Das scheint mir neu. Das habe ich noch gar nicht so lange gesehen. Das hat mir jetzt persönlich einmal schon weitergeholfen. Weil, ich schwanke immer zwischen L und XL bei T-Shirts, und wenn da steht: „L passt typischerweise 85 Prozent aller Kunden oder Kundinnen, die das hier bestellt haben.“ Dann hilft mir das ja erstmal. Und so eine Info meintest du wahrscheinlich, Lena, oder?
Lena Kraaz: Genau. so eine Info meinte ich, oder sowas: Es gibt ja auch in manchen Shops, wenn wir jetzt von Onlineshops reden, Videos, wo man sieht, wie Leute das tragen und dann steht: Welche Größe tragen die und wie groß sind die. Man versucht, so viele Informationen wie möglich bereitzustellen, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass es wirklich das ist, was man will.
Robert Glaser: Okay.
Carsten Pelka: Wobei wir da auch nochmal trennen sollten: Die Berechnung, die gerade zur Sprache kam, die zielt so ein bisschen darauf ab: Wie ist die Rücklaufquote? Man gibt ja typischerweise an, wenn ich einen Artikel erhalte: Er kommt zurück mit der Angabe: Die Größe passt nicht. Ich habe L bestellt, Größe L passt mir nicht. Dann falle ich unter diese restlichen 15 Prozent vielleicht, denen das eben nicht gepasst hat. Und die, die es nicht zurückschicken, da gehe ich mal davon aus, dass das gepasst hat. Das sind dann vielleicht diese 85 Prozent. Das ist aber natürlich keine Information, die wir in einer PIM vorhalten würden, sondern das weiß der Online-Shop vor allem. Vielleicht hat ja auch noch hintenrum etwas mehr Logik, dass das wieder über das PIM-System ausgespielt wird. Aber was Lena auch meinte, wovon wir typischerweise reden, ist, dass wir auch Größenmappings machen können innerhalb des PIMs. Das heißt, verschiedene Hersteller, du hast es angesprochen, bei T-Shirts, bei Kleidung ist das sehr üblich, dass das von den Schnitten variiert. Ich wollte jetzt auch gerade wieder ein Hemd kaufen, und je nach Hersteller gibt es natürlich verschiedene Größen, und die fallen unterschiedlich aus. Und ich weiß nicht unbedingt, bei wem was passt. Aber ich kann natürlich sagen: Die 41 von Hersteller A entspricht vielleicht der 43 bei Hersteller B. Wenn ich das weiß und sich das konsolidieren lässt, dann kann ich diese Information ausspielen. Das Gleiche bei Schuhen. Wir haben Größenangaben, amerikanische Größenangaben, deutsche Größenangaben, englische Größenangaben. Das kann man natürlich direkt, sag ich mal, mit berechnen, mit ausspielen und dem Kunden gleich sagen: "Okay, in welcher Art möchtest du die Informationen sehen, abrufen, Größentabellen, um dann die Entscheidung treffen zu können, was du eigentlich brauchst.
Robert Glaser: OK. Wenn ich mir das so vorstelle, dann sind diese ganzen Metainformationen, die ich in meinem PIM eben erfassen kann, um ein Produkt für die Nutzerinnen und Nutzer hilfreich anzureichern, potentiell auch komplexere Datenstrukturen. Hilft mir ein PIM dabei, als, zum Beispiel, jemand, der in der Produktpflege arbeitet, diese Informationen da zu erfassen? Also, kann ich meine Datenstrukturen da frei erstellen oder gibt es fixe Werttypen? Wie muss ich mir das vorstellen?
Robert Glaser: Also, das Spektrum ist sehr breit an der Stelle. Beides kann man machen, man kann im Prinzip alles vorgeben und das sehr stark einschränken. Oder man kann es natürlich auch komplett frei lassen und, ich sage mal, aus der Technik heraus gesprochen, mehr oder weniger einen Key-Value-Store bauen. Ist natürlich dann schwer überprüfbar. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte, und typischerweise würde man vorgehen: Man baut, ich sage mal, eine Klassifizierung für einen Produkttyp. Also, ein T-Shirt ist ja offensichtlich etwas anders aufgebaut, als, ich sage mal, eine Getränkedose oder als ein Auto. Und da sprechen wir von Klassen oder in einem PIM-System auch typischerweise von einer Familie. Die sind auch standardisiert. Es gibt verschiedene Formate weltweit, die die Sachen standardisieren, also alles, was irgendwie an Ware beschrieben werden kann. Da könnte man sich daran orientieren. Dann würde man aber, ich sage mal, organisationsintern vorgehen. Wenn wir uns entscheiden: Wir nutzen ein Klassifizierungssystem, ein offizielles, dann würden wir das tun. Typischerweise ist das etwas, was vor allem Hersteller machen, also, wenn wir in den B-to-B-Bereich springen, wie die ihre Daten beschreiben, damit auch klar ist: Was wird hier beschrieben, um was für einen Artikel handelt es sich? Was dann exportiert wird zu, wiederum, B-to-C-Händlern vielleicht. Im B-to-C würden wir uns wahrscheinlich die Struktur, ich sage mal, selbst nicht ausdenken, aber natürlich annähernd. Es ist ja klar, was zu einem T-Shirt gehört, und es ist klar, was in den gesetzlichen Vorgaben steht als Händler und was wir ausliefern müssen, was wir vielleicht auch zusätzlich ausliefern wollen und was auch für den Kunden natürlich einen Mehrwert bietet. Weil: Wir wollen natürlich auch, dass der Kunde am Ende eine saubere Information hat, die dann stimmig ist.
Robert Glaser: Also, so ein UI von einem typischen PIM-System unterstützt mich als Redakteur wahrscheinlich schon dabei, auch ein bisschen komplexere Strukturen zu erfassen als jetzt Farbe und Wert oder sowas, oder?
Lena Kraaz: Genau. Das hatte Carsten ja eben schon gesagt, da gibt es aber ganz unterschiedliche Ausführungen mit Familien, oder es gibt eben auch die Möglichkeit, dass man Pools hat von ganz verschiedenen Attributen, wo man sich dann rauszieht, was man braucht. Genau, das ist ein breites Feld.
Robert Glaser: Was ist denn eine Familie, wo du es gerade erwähnt hast?
Lena Kraaz: Carsten: So technisch gesprochen, hat er ja Klassen gesagt. Also für mich - ich komme eher aus dem nicht-technischen Bereich - für mich ist eine Familie eine Schablone. Da sind bestimmte Eigenschaften drin. Und wenn ich jetzt zum Beispiel eine Familie habe: T-Shirts, dann sage ich: Okay, jedes Produkt, was in dieser Familie steckt. Da muss gesagt werden: Welche Größe hat das? Welche Farbe? Wie ist der Ausschnitt? Wie lang ist das? Hat das einen Print oder nicht? Wie viel kostet das? Sage ich mal: Das ist jetzt meine Familie T-Shirts, das muss ausgewiesen werden, diese Informationen. Bei der Familie Autositze habe ich ganz, ganz andere Sachen. Da sage ich irgendwie: Welcher Stoff ist das? Für welche Marken ist das geeignet? So habe ich vergleichbare, konsistente Informationen in den Familien. Man kann mit dem PIM irgendwie gucken, ob alle Informationen vorhanden sind. Und man definiert vorher, welche Informationen das sein sollen.
Robert Glaser: Dadurch, dass ich quasi Familien auch pflege in diesem PIM, kriege ich automatisch - oder muss das selbst noch bauen, kann es aber tun - sogenannte Qualitätschecks, die ihr vorher mal erwähnt hattet, oder?
Lena Kraaz: Genau, das ist eine Möglichkeit. Diese Qualitätsüberprüfung ist etwas, was man tun kann, dass man sagt: Wenn ein Produktpfleger, dessen Aufgabe es ist, diese Daten einzupflegen in ein PIM. Wenn der jetzt bei der Familie T-Shirt da gar keine Größe eingetragen hat, dass der irgendwie Bescheid kriegt vom PIM-System, und das sagt zu ihm: „Du, Achtung, das können wir gar nicht freigeben, das kann so nicht zurück in den Shop. Da stehen überhaupt gar keine Größen drin, weil es ist nicht alles ausgefüllt.“
Robert Glaser: Was gibt es denn noch so für Produkteigenschaften außer der Familie?
Lena Kraaz: Eigentlich solltest du alle Eigenschaften oder Attribute, die ein Produkt hat, in den Familien abdecken. Du hast noch andere Möglichkeiten, es zu klassifizieren, zum Beispiel kannst du Sachen in Katalogen sammeln oder nach Märkten sortieren, also nach Ländern. Wo wird das vertrieben? Nach Sprachen. Aber die Familien, die Attribute der Produkte, sind eigentlich der Kern des Systems.
Robert Glaser: Wie würde denn eine so genannte Variante da reinfallen?
Lena Kraaz: Dein T-Shirt gibt es in verschiedenen Farben. Und wenn ich jetzt das Produkt T-Shirt habe, dann kann ich verschiedene Farbvarianten davon haben und Größenvarianten, vielleicht sogar Preisvarianten, wenn eine bestimmte Farbe heruntergesetzt ist, weil sie nicht rausgeht, oder so. Und in den Familien bestimme ich auch, welche Eigenschaften variantenfähig sind. Das ist jetzt ein bisschen kompliziert ausgedrückt. Aber in der Familie T-Shirt kann ich sagen: Diese Eigenschaft Farbe, die ist hier variantenfähig, denn davon gibt es hier mehrere. Bei einem Regenschirm zum Beispiel gibt es vielleicht überhaupt keine Varianten, den gibt’s einfach nur einmal. Aber bei Kleidung gibt es naturgemäß sehr, sehr viele Varianten.
Robert Glaser: Okay, also, wenn ich mir das so vorstelle mit den Varianten und Familien, das kann ja schon relativ komplex werden, wenn eine Variante wieder eine Variante hat, oder?
Lena Kraaz: Genau.
Robert Glaser: Geht sowas unendlich tief oder wie gehen PIM-Systeme da vor?
Lena Kraaz: Also, bei uns geht es unendlich tief.
Robert Glaser: Was heißt denn bei uns? Du hattest gerade erwähnt, du arbeitest an einem PIM-System.
Lena Kraaz: Also, wir haben uns ja auf die Fahne geschrieben, selber ein PIM zu bauen. Und daran sind wir auch gerade. Und da wir Leute im Team haben, die sehr, sehr viel Ahnung von E-Commerce und PIM-Systemen haben, haben wir uns eingebildet, zu wissen: Was ist nötig für ein gutes PIM-System? Und das wollten wir bauen. Wir wollten ein tolles PIM-System bauen. Und wir haben uns entschieden, da es ganz oft diesen Schmerz gibt, eben das darzustellen, wenn du eine Variante in einer Variante und dann noch eine Variante hast. Also, sagen wir mal, ich hab ein T-Shirt in schwarz in Größe 36 und Ausschnitt U-Boot. Dann gehst du sehr tief in diesen Baum. Und das technisch abzubilden ist, glaube ich, ziemlich schwierig. Und das haben wir aber umgesetzt, weil das für die Produktdatenqualität super ist, wenn man diese Variantentiefen abbilden kann.
Robert Glaser: Ah, okay. Vielleicht können wir es ja kurz mal erwähnen: Das PIM-System. Also, wenn du sagst, „wir“, meinst du damit natürlich Menschen bei INNOQ. Wir können ja kurz mal sagen: Es handelt sich da um das Produkt OctoPIM. Das erinnert so ein bisschen an Octopus, oder?
Lena Kraaz: Genau, das soll es auch.
Robert Glaser: Okay, hat vielleicht mit der Variantentiefe zu tun, die das unterstützt. [lacht]
Lena Kraaz: Na, es hat so ein bisschen damit zu tun, dass wir viele verschiedene Kanäle bedienen können, als Idee. Und der Kopf des OctoPIM ist sozusagen das PIM-System und die Arme kann man so als die Kanäle betrachten.
Robert Glaser: Okay. Aber es gibt wahrscheinlich mehr als acht, oder?
Lena Kraaz: Ja. Es sind sicherlich mehr als acht. [lacht]
Robert Glaser: [lacht] Okay, super. So, Carsten, Lena hat uns gerade was über unendliche Variantentiefe erzählt. Wenn ich jetzt nochmal ein Stück zurückgehe. Wir hatten vor kurzer Zeit mal über die Verbindung meines ERP-Systems mit dem PIM gesprochen. Wie verbinde ich eigentlich die Daten im ERP mit den Daten im PIM? Da ist bei mir die Frage aufgetaucht: Was nehme ich denn da als Kriterium, um diese Daten zu matchen, bietet sich da vielleicht sogar diese Produktnummer an oder eine ISBN? Oder wie kriege ich die Sachen zusammen, wenn ich die synchronisiere?
Carsten Pelka: Ja, das ist eine sehr, sehr spannende Frage und gar nicht allgemeingültig zu beantworten, leider. Aber du sagst vollkommen richtig: Ein Ansatz wäre, über eine hierarchische Produktnummer, die man intern vergibt, die Produkte zu matchen und auch die Variantenstruktur aufzubauen. Das würde man klassischerweise auch so machen. EANs, das wird etwas schwieriger, da zuzuordnen: Was gehört eigentlich wohin? Wie kommen die zusammen? Bei internen Produktnummern hat man gleichzeitig den Vorteil, ich sage mal: Wenn man es ins Warenhaus legt, dass man auch die Sachen findet. Ich möchte mal gerne ein Beispiel geben. Wenn ich also eine hierarchische Artikelnummer, die hierarchisch aufgebaut ist, aus dem ERP exportiere, dann kann ich natürlich beim Import in ein PIM-System sofort sehen: Okay, es handelt sich um, ich sag mal, den führenden Artikel, das führende Produkt vorneweg, und dann kann ich vielleicht sehen: Okay, das ist von der Art her ein T-Shirt, das kommt natürlich mit, und ich kann das nach Hersteller sortieren. Und dann kann ich vielleicht sagen: Das ist das T-Shirt aus der aktuellen Kollektion. Der nächste Teil der hierarchischen Artikelnummer könnte sein: Das ist die Farbe, dann die Größe und wenn ich das dann auch noch im Warenhaus so abbilde, dann weiß derjenige, der vielleicht auch den Karton hinterher füllt zum Versand, wo er das eigentlich findet, weil er genau weiß: Okay, da spiegeln sich auch irgendwo vielleicht Informationen über den Ablageort wider. Das kann man also mehrfach verwenden. Wir würden die als PIM-System klassischerweise vor allem nutzen, diese Informationen, wir könnten sie aber auch bereitstellen. So ein PIM-System kann sie jederzeit auch erstellen, diese Informationen, nach bestimmten Kriterien.
Robert Glaser: Okay, das ist mit Sicherheit ein technischer Punkt, den ich berücksichtigen muss, wenn wir jetzt als Unternehmen entscheiden sollten, ein PIM einzuführen, weil wir es eben noch nicht haben. Wir haben nur ein ERP. Das ist vielleicht schon in die Jahre gekommen. Dann ist wahrscheinlich dieser Punkt Datensynchronisation ein wichtiges Thema. Aber wenn so eine Entscheidung fallen soll - wir schaffen uns jetzt ein PIM an - und ich arbeite in der Entwicklungsabteilung für den Shop. Wir sollen eben unser Feedback dazu geben bei der Produktauswahl. Was ist da wichtig aus Entwicklungssicht? Was so ein PIM kann? Sollte ich dann mal auf die APIs gucken, wie die so funktionieren? Was muss ich noch beachten? Worauf soll ich da aus Entwicklungsbrille schauen?
Carsten Pelka: Da würde ich vielleicht gar nicht in erster Linie danach gehen, welche APIs da sind. Wir wissen, APIs: Man kann die in der Regel hinzuprogrammieren, programmieren lassen, entwickeln lassen. Ich würde vielleicht eher schauen im Kern: Deckt es die Anforderungen ab, die ich mit meinen Produkten oder mit der Flexibilität erreichen möchte. Wir haben gerade über Varianten gesprochen, auch darüber, dass wir gesehen haben in der Vergangenheit, dass nicht viele Systeme eine starke Variantentiefe zulassen. Sondern üblicherweise ist das eine Aufteilung in Elternprodukt, also Produktstamm, dann eine Variante. Und dann ist das zweite Variantenattribut schon in der SKU oder, ich sag mal, in dem Artikel verwoben. Also, „SKU“ und „Artikel“ ist da das gleiche, das ist die „Store Keeping Unit“. Und da würde ich schon schauen, wenn ich jetzt eine große Variantentiefe brauche. Lena hat vorhin das Beispiel gebracht mit den T-Shirts, die vielleicht auch einen Ausschnitt haben als Erkennungsmerkmal. Da muss sich das widerspiegeln lassen. Da würde ich eher darauf achten: Wie ist denn das Modell aufgebaut? Komme ich mit dem Modell hin oder nicht? Weil, das sitzt ja ganz tief unten und das zu erweitern ist wahrscheinlich unmöglich. Das haben wir in der Vergangenheit…
Robert Glaser: …das tut oft weh, oder?
Carsten Pelka: Ja, genau. Das haben wir in der Vergangenheit in vielen Systemen gesehen, das tut weh. Und dann behilft man sich mit irgendwelchen Hacks. Und dann lieber eine API, eine Schnittstelle im System bauen, als als da ganz unten in diesem Core-Bereich rumzuspielen.
Robert Glaser: Okay, also, wenn ich weiß, unser ERP-System ist in die Jahre gekommen und das kann schon überhaupt keine Variantentiefe in annähernder Ausprägung, und ich schaffe mir jetzt ein neues PIM-System an, um unter anderem dieses Problem zu lösen. Dann sollte ich natürlich ganz genau darauf achten: Kann das unendliche Variantentiefe, weil eben unsere Geschäftsdomäne sehr davon profitiert, oder?
Carsten Pelka: Absolut. Du sagst „unendlich“, ich möchte das auch nochmal einschränken. Natürlich, wir haben gerade kurz über unser Produkt gesprochen, wir können das realisieren. Ob eine unendliche Variantentiefe wirklich sinnvoll ist, sei mal dahingestellt. Aber manchmal hat man mehr als die eine oder die zweite Ebene, da kommt eine dritte oder eine vierte. Aber vielleicht hört es dann auch schon wieder auf.
Robert Glaser: Okay. Super! Vielleicht können wir - jetzt bin ich zumindest deutlich schlauer, was dieses ganze Thema PIM-System angeht - vielleicht könnt ihr zum Schluss, oder vielleicht kannst du das, Lena, mir beantworten: Wenn wir mal so ein bisschen in Personas denken. Wer sind denn so - wir müssen die nicht benennen, aber vielleicht gehen wir eine Ebene drüber - wer sind denn so die Nutzerinnen- und Nutzergruppen, die überhaupt mit so einem PIM-System in meinem Laden in Kontakt kommen würden? Also, wir haben schon einige tangiert, zum Beispiel einen Fotografen, einen externen, aber das sind ja mit Sicherheit auch die Entwicklerinnen und Entwickler des Webshops. Wen gibt es da noch? Wen sollte ich vielleicht, wenn ich so ein System einführen will, auch mal befragen?
Lena Kraaz: Ich glaube, vor allen Dingen die Leute, die beruflich den ganzen Tag damit zu tun haben, also die Produktpfleger. Das sind tatsächlich Leute, die wirklich mit diesen Produktdaten jeden Tag arbeiten. Ich glaube, im Marketing sitzen auch Leute, die das interessiert und die daran interessiert sind, dass die Produkte qualitativ gut verwaltet werden. Dann die Kunden natürlich und Kundinnen, die von den Informationen profitieren. Es wäre auch noch sowas möglich wie Menschen, die mit Logistik zu tun haben, oder mit den Warenhäusern. Genau. Das ist jetzt das, was mir ad hoc einfällt an Nutzern.
Robert Glaser: Okay. Würde es sich denn anbieten, wenn ich so ein PIM einführen will, dass ich vielleicht auch irgendwie ein, zwei, drei kleine Prototypen baue mit dem System und die Nutzergruppen vorlege? Du hast vorhin die Produktpfleger als sehr relevante Nutzungsgruppe erwähnt. Macht das Sinn, dass ich vielleicht mit denen einen kleinen User-Test mache, wo die schon mal auf Basis des neuen PIMs irgendwie in so einer Dummy-Page ein Produkt pflegen und einfach mal gucke, ob das jetzt besser für die klappt? Ist das eine gute Idee, oder sollte ich da anders vorgehen?
Lena Kraaz: Das ist auf jeden Fall eine gute Idee. Also grundsätzlich die Leute das ausprobieren zu lassen, die das wirklich benutzen, und von denen zu hören, ob das Sinn macht oder nicht. Das ist eigentlich sogar die beste Idee, die man haben kann, um etwas zu bauen, was die tatsächlich auch nutzen können für ihre Arbeit.
Robert Glaser: Ja, jetzt haben wir die 40 Minuten leider schon wieder gesprengt, liebe Lena, lieber Carsten, aber wir sehen: Das Thema gibt weitaus mehr her, als wir hier jetzt beackern können. Aber ich hoffe, wir haben unseren Hörerinnen und Hörern und mir natürlich einen kleinen Überblick geben können, was ein PIM ist. Warum das vielleicht echt eine gute Idee ist, wenn ich vielleicht nur mit einem ERP-System dastehe und damit Probleme habe, was Produktinformationsdaten angeht. Lena, Carsten, ich bedanke mich ganz lieb bei euch, weil zumindest ich jetzt schlauer bin. Und, ja, vielleicht machen wir ja in Bälde nochmal eine Folge dazu. Da gibt es ja noch so ein paar Facetten, die man da besprechen könnte.
Lena Kraaz: Ja. Gerne. Vielen Dank Dir für das Gespräch.
Robert Glaser: Danke euch!
Carsten Pelka: Sehr gerne, danke!
Robert Glaser: Bis zum nächsten Mal, tschüß!
Lena Kraaz: Tschüß!