Shownotes & Links
Transkript
Robert Glaser: Hallo und herzlich Willkommen zum INNOQ-Podcast. Heute spricht hier mal nicht Lucas, unser Podcast-Großmeister, sondern Robert: Ich vertrete den Lucas jetzt mal. Der Grund ist, wir nehmen die - glaube ich - erste Folge aus unserem schönen Berliner Büro auf. Wir sitzen hier in unserem Konfi, haben die Fenster gerade geschlossen, damit keine Geräusche hereindringen und schauen uns gerade den Landwehrkanal an. Da schwimmen ein paar Schwäne vorbei, es ist sehr schön hier. Ich habe nette Gäste heute hier dabei. Ich frage euch einfach kurz, wer ihr seid, und stelle euch kurz vor. Ihr stellt euch noch selbst vor und dann steigen wir so ein bisschen locker ein. Wir haben hier zuerst die Sonja. Magst du dich mal kurz vorstellen?
Sonja Heinen: Genau, hallo. Ich bin Sonja und bin Consultant hier bei INNOQ. Manchmal nenne ich mich sogar Creative Consultant, je nachdem mit wem ich rede. Und ich glaube, ich bin jetzt schon fast anderthalb Jahre bei INNOQ
Robert Glaser: Cool. Ute, magst du als nächstes?
Ute Mayer: Hallo, ich bin Ute. Ich bin seit zweieinhalb Jahren ungefähr bei INNOQ und schreibe gerade noch meine Bachelorarbeit und ab dem 1.9. starte ich dann auch als Consultant bei INNOQ.
Robert Glaser: Danke. Und Jan, magst du zuletzt?
Jan Körnich: Ja hallo, ich bin Jan. Ich bin jetzt seit gut zweieinhalb Jahren bei INNOQ, bin Senior Consultant hier und kümmere mich um Themen wie Projektmanagement, Produktmanagement, Anforderungsmanagement und agile Themen.
Robert Glaser: Cool. Das ist heute ein bisschen eine besondere Folge, die vielleicht so ein bisschen aus der Reihe fällt, weil wir heute keine technisches Thema beackern wollen, was ja sonst auch immer sehr interessant ist. Wir sollen im Gegenteil mal ein paar nette Menschen vorstellen, die bei uns arbeiten und die vielleicht nicht so den typischen Tech-Background haben, den Entwickler-Background und bei uns auch ganz andere Rollen bekleiden. Deswegen würde ich vielleicht mit dir mal anfangen, Sonja. Magst du vielleicht sagen, was du bei INNOQ so treibst und vor allem, wie du auf INNOQ gekommen bist?
Sonja Heinen: Wie ich auf INNOQ gekommen bin? Das sind ja jetzt zwei sehr große Fragen, tatsächlich.
Robert Glaser: Dann fang doch mit der zweiten mal an, wie du zu INNOQ gekommen bist.
Sonja Heinen: Wie ich zu INNOQ gekommen bin? Oha. Also ich glaube, das ist eine etwas längere Geschichte oder das hat sich über einen längeren Zeitraum hingezogen. Aber das erste Mal, als ich auf INNOQ gestoßen bin, war tatsächlich bei einer Konferenz. Da habe ich einen Vortrag gehalten zum Thema „Hobby-oriented programming“ und das war die Konferenz „Joy of Coding“ in Rotterdam, das war 2016. Und bei derselben Konferenz hatte Stefan Tilkov einen Vortrag gehalten – ich glaube, er war sogar vor mit dran – und nach meinem Vortrag kam es irgendwie dazu, dass Stefan auch an der Bühne stand und ich fragte halt so direkt nach, Stefan, wie fandest du es? Ich frage immer gerne nach Feedback. Und er meinte dann, ja, das war ja etwas chaotisch. Und ich dachte, ach cool, endlich mal ehrliches Feedback. Das hört man ja nicht so oft, wenn man Vorträge hält. Das ist meistens immer alles großartig, aber das kann ja nicht sein. Naja. Und wir kamen so ein bisschen ins Gespräch, vor allen Dingen, war ich gerade auch wieder aus dieser typischen Berlin-Waschmaschine herausgefallen: Man hat einen Job oder ist auf Jobsuche oder man sucht eine Wohnung und dann hat man eine Wohnung. Das ist immer so ein – Berlin gibt einem alle halbe Jahre mal so eine etwas größere Aufgabe.
Robert Glaser: Berlin ist hart.
Sonja Heinen: Das ist ein hartes Pflaster. Also es ist sehr schön hier, aber auch hart. Genau. Auf jeden Fall endete das Gespräch mit Stefan damit, dass er meinte, melde dich doch mal bei uns, und ich daraufhin sagte, ja, klar, mache ich gerne, aber ich bin jetzt erst mal zwei Monate im kanadischen Wald. Dann hat sich das irgendwie so ein bisschen verlaufen und dann bin ich tatsächlich sogar hier in Berlin auf Ute getroffen, die auch jetzt hier in der Runde sitzt. Wir sind uns bei irgendeiner Weihnachtsfeier über den Weg gelaufen und dann hat sie das Ganze noch einmal angestachelt und jetzt sitze ich hier.
Robert Glaser: Ja cool. Magst du denn vielleicht etwas zu deinem Background sagen? Wo du so herkommst und vielleicht, was du dann jetzt so tust bei uns?
Sonja Heinen: Ja, gerne. Also Background: Gut, ich komme aus Paderborn. Ich weiß nicht, ob das irgendwie aussagekräftig ist, aber…
Robert Glaser: Das zählt auch als Background.
Sonja Heinen: Das sagt eigentlich alles. Nein, Quatsch. Ich vergesse tatsächlich immer, dass ich mal ein Jahr lang Kunst studiert habe. Aber ich habe tatsächlich ein Jahr lang Kunst studiert in Paderborn und das war dann, glaube ich, eher so ein Alibi-Studium, weil Mama gesagt hat, Sonja, du musst jetzt irgendetwas tun. Dann bin ich zu einer Design-Hochschule gewechselt, nach Konstanz. Dort habe ich Kommunikationsdesign studiert und nach diesem Studium bin ich, glaube ich, als erstes in einer Werbeagentur gestartet. Genau, bei einer großen Münchener Werbeagentur und habe dort diverse Kunden betreut, „McFlurry“-Fotoshootings betreut und alles, was damit zusammenhängt. So nach anderthalb Jahren bin ich dann eher so in eine Webagentur gewechselt und habe da immer noch auf graphischer Seite gearbeitet, also wirklich im Grafikdesign-Department. Und die technische Abteilung, das war sehr separat. Das heißt, ich habe mir immer schön irgendwelche Online-Kampagnen ausgedacht oder Webseiten-Layouts und bin dann mit meinem Photoshop-Dokument rübergelaufen in die Technikabteilung und habe gesagt: Leute, so muss das ausschauen.
Robert Glaser: Das kommt mir bekannt vor.
Sonja Heinen: Jaja. Und so nach vier Jahren war die Frustration, in einer Werbeagentur zu arbeiten, tatsächlich sehr hoch. Das merkt man immer, wenn man mit mir über Werbeagenturen spricht. Da bin ich doch etwas ein gebranntes Kind, würde ich fast sagen. Und dann habe ich mich entschlossen, einen Masterstudiengang in „Sustainable Design“ in London zu machen. Das heißt, ganz salopp kurz formuliert: Ich wollte die Welt retten und habe dann gemerkt, das ist jetzt auch nicht so das Karriereziel schlechthin. Aber irgendwie gerade auch durch diese Arbeit in der Webagentur habe ich eigentlich immer so ein bisschen Kontakt zu Entwicklern gehabt. Das hört sich wahrscheinlich extrem blöd an, aber ich bin dann an den Bildschirmen entlanggelaufen und dachte, Mensch, diese Texteditoren sehen so schön bunt aus. Irgendwie hat mich das interessiert und ja, ich bin halt ein visueller Mensch und habe dann öfter auch da in der Abteilung gesessen und dann irgendwann angefangen, meine eigenen Webprojekte, quasi, dem Netz zur Verfügung zu stellen. Ich glaube, es gibt da diverse Sachen auf Github, die man sich mal anschauen könnte, aber…
Robert Glaser: Die werden wir auch verlinken.
Sonja Heinen: Jaaah. Darüber muss man aber noch mal, was dann da verlinkt werden darf.
Robert Glaser: Hier wird jeder gestalkt.
Sonja Heinen: Genau. Ja, ich glaube, es gibt da ein Horoskop, das ich tatsächlich noch betreue. Aber das ist jetzt vielleicht auch nicht das Thema. Und ja, jetzt bei INNOQ bin ich so ein bisschen… Ich wechsle teilweise zwischen Design und Frontend-Entwicklung. Also das Projekt, in dem ich gerade arbeite, da geht es auch darum, eine Komponentenbibliothek aufzusetzen mit einem Framework, das „Fractal“ heißt. Und das macht gerade richtig Spaß. Da verliere ich mich immer mehr im Frontend-Dschungel, aber das macht auch tatsächlich richtig Spaß und das finde ich auch gerade so eine interessantere Schnittstelle zwischen Design und Development. Und wie kann man die unterschiedlichen Arbeitsprozesse aufeinander abstimmen und wie kann man besser miteinander reden. Das interessiert mich gerade sehr und in dem Gebiet fühle ich mich auch gerade ganz gut aufgehoben
Robert Glaser: Cool. Wie bist du denn überhaupt dazu gekommen, jetzt CSS und HTML und Java Script und was weiß ich nicht noch alles zu schreiben? Hast du dir das dann selbst beigebracht oder hast du irgendwelche Schulungen gebucht oder beides?
Sonja Heinen: Das war damals so, ich glaube… Also als Designer braucht man ja ein Portfolio und normalerweise war das immer so, dass man eine riesengroße Mappe kauft und da Sachen ausdruckt und die da hinein tut und diese riesengroße Mappe immer mit zu Vorstellungsgesprächen, zum Beispiel, nimmt oder zu potentiellen Kunden und dann da seine Arbeiten präsentiert und irgendwie… Ich weiß gar nicht, irgendwann war dieses Internet tatsächlich auch sehr relevant.
Robert Glaser: Seit Kurzem.
Sonja Heinen: Seit Kurzem. Und man brauchte auf jeden Fall ein Online-Portfolio. Und da ich da nicht auf irgendwen anders angewiesen sein wollte, habe ich im Internet gesucht, was mir für Webseiten gefallen, habe den Quellcode quasi copy-paste in meinen Texteditor geschmissen und dann die Sachen ausgetauscht, die ich für meine Bedürfnisse brauchte. Also eigentlich habe ich coden so gelernt, dass ich Sachen aus Code herausnehme und schaue, was kaputt geht. Das ist es tatsächlich.
Robert Glaser: Ich glaube, so haben viele von uns angefangen.
Sonja Heinen: Ja?
Ute Mayer: Ja.
Sonja Heinen: Ich weiß es nicht. Also für mich ist das so ein großes Fragezeichen, sage ich mal, wie andere Leute programmieren gelernt haben, weil ich immer denke, ich habe das irgendwie falsch gelernt oder nie richtig. Also kann ich das schlecht einschätzen. Aber das ging dann immer so weiter. Das hat natürlich irgendwie auch Spaß gemacht und auf einmal hat man selbst seine eigenen Designs gebaut und dann waren die live und man konnte Buttons klicken und das hat funktioniert und dann… Ganz, ganz schlimmes JavaScript wahrscheinlich geschrieben, aber ich weiß gar nicht, wie schlimm das ist, weil ich gar nicht weiß, wie gutes JavaScript aussieht. Von daher ist es tatsächlich dieses typische: Funktioniert halt und dann war das gut genug für mich. Das kann ich natürlich jetzt in einem Arbeitsumfeld nicht mehr unbedingt so weiterverfolgen, diese Strategie. Aber so habe ich tatsächlich programmieren gelernt und dann sehr viel samstagabends zu Hause auf der Couch Programmierübungen gemacht. Das ist lustig, dass du fragst, weil dieser Vortrag, den ich da erwähnt habe, „Hobby-oriented Programming“ ist genau das: Ich habe hobbymäßig angefangen zu programmieren und jetzt wurde das zum Beruf. Und das ist natürlich so eine Dynamik, die sich dann ändert, weil man es einfach jeden Tag von morgens bis abends macht und nicht mehr nur zwischendurch samstagsabends auf der Couch.
Robert Glaser: Cool. Ja, Großteile davon kommen mir auch sehr bekannt vor und ich habe gestern noch mit jemandem über das Imposter-Syndrom gesprochen, das Hochstapler-Syndrom. Da geht es darum, dass viele Leute auch einfach Angst haben, mal neue Dinge zu machen, die sie nicht studiert haben oder auf der Schule gelernt haben oder irgendeine Art von professionellem Background haben, weil sie Angst haben aufzufallen, dass sie eigentlich nichts können. Aber das ist ja totaler Quatsch, weil jeder –selbst die Leute, die einen professionellen Background haben – ja irgendwie angefangen haben, zu frickeln, irgendwann mal. Deswegen ist das, glaube ich, eine ziemlich spannende Geschichte, dass du das einfach so gemacht hast, weil du da selbst den Bedarf hattest.
Sonja Heinen: Ja, das stimmt schon. Und auf der anderen Seite finde ich es halt auch super, dass ich bei INNOQ diese Chance habe, das weiter zu verfolgen, obwohl ich jetzt keine klassische Ausbildung als Entwickler habe. Mir wurde tatsächlich beim Vorstellungsgespräch eine kleine Aufgabe gestellt, die ich dann über zwei, drei Tage bearbeitet habe, und die ich dann tatsächlich vor Stefan und Olli, glaube ich, per Slack Call präsentiert habe. Und ich glaube, in diesem Slack Call habe ich gesagt, das CSS super, das ist irgendwie wie puzzeln. Und da mussten sie beide lachen und dachten sich, okay, das klingt schon mal ganz gut. Aber es…
Robert Glaser: Bitte komm doch zu uns.
Sonja Heinen: Genau. Wo man manchmal das Gefühl hat, CSS wird so ein bisschen… Ja, es ist nicht so ganz angesehen, hat man teilweise das Gefühl oder ich weiß nicht, vielleicht ist es manchen auch zu viel, aber ich mache es tatsächlich sehr, sehr gerne.
Robert Glaser: Cool. Ute, magst du vielleicht mal erzählen, was so dein Hintergrund ist und dann, wie du zu INNOQ gekommen bist?
Ute Mayer: Ja, klar. Also, ich habe einen kleinen Umweg genommen: Ich habe nach dem Abitur ursprünglich vorgehabt, Informatik zu studieren zusammen mit drei Klassenkameradinnen. Ich habe das aber aus Gründen, dass man mir gesagt hat, dass das nicht so gut funktioniert wird, weil Mathematik wahrscheinlich nicht funktionieren wird, obwohl ich immer sehr, sehr gut war in Mathe und auch ein naturwissenschaftliches Abitur gemacht habe, habe ich mich dann halt dazu entschlossen, erst in die Richtung Chemie, Pharmazie zu gehen. Da habe ich auch ein Studium zur Hälfte gemacht - damals gab es ja noch keinen Bachelor - und eine Ausbildung und habe dann fünf Jahre in einer Apotheke gearbeitet, bis ich festgestellt habe, dass mich das nicht so wirklich erfüllt. Dass da auch die Perspektiven nicht so gut sind. Ich habe mich dann selbstständig gemacht im Bereich Galvano-Technik, chemische Analyse und so. Das war sehr, sehr spannend, aber dann habe ich leider eine sehr, sehr starke Schwermetallallergie entwickelt und konnte den Job nicht mehr machen.
Und dann habe ich überlegt, was machst du denn jetzt, und dann ist mir eingefallen, eigentlich wolltest du ja Informatik studieren. Und dann habe ich das halt einfach mal gemacht. Das war ein sehr, sehr harter Schritt, weil ich in meinem damaligen Job sehr, sehr gut verdient habe und dann von mehreren 1000 Euro im Monat Einkommen auf kein Einkommen zu gehen, ohne Bafög und so, das war schon hart. Aber es war die beste Entscheidung meines Lebens. Ich habe es nie bereut, aber die Anfangsjahre waren schon sehr schwierig, gerade im Studium, das sehr theorielastig war. Das hat nicht so gut funktioniert und man hat auch nicht so wirklich viel Programmieren gelernt. Ich bin dann, als ich nach Berlin gegangen bin, an eine Fachhochschule gewechselt, da wurde es ein bisschen besser. Aber das mit dem Programmieren war immer noch sehr veraltet und ich war da sehr frustriert. Also zwischendurch habe ich auch gedacht, ich gebe die ganze Sache auf und mache einfach irgendetwas anderes. Aber ich habe dann - 2012 war das - die Rails Girls entdeckt. Da gab es den ersten Workshop hier in Berlin. Da bin ich dann hingegangen und habe mich dann halt mal außerhalb der Uni einfach mit Programmieren beschäftigt und habe festgestellt, das kann ja Spaß machen, das ist ganz cool und da ist eine Community dahinter. Und dann bin ich dabei geblieben.
Also, ich habe dann erst beim Organisieren von Workshops mitgeholfen, habe dann über die Ruby User Group sehr viele Entwickler kennen gelernt und da meine Mentoren gefunden, die mir dann gezeigt haben, dass man programmieren lieben kann. Dass es sehr viel Frust ist, aber dass man das auch schaffen kann und habe dann 2014 beim Rails Girls' „Summer of Code“ mitgemacht. Das ist ein dreimonatiges Stipendium, bei dem man in einem Zwei-Frauen-Team dann an einem Open-Source-Projekt arbeitet, und das war für mich so der Start. Also, das erste Softwareprojekt, wo ich dann gelernt habe, dass Softwareprojekte nicht nur aus Programmieren bestehen, sondern auch ganz viel aus Reden und Kommunizieren und Zettelchen schreiben und auch so die ganzen Prozesse außen herum. Und da war mir auch dann noch mal klar, das war das, was ich machen will und da habe ich mich sehr zu Hause gefühlt und habe dann 2015 meinen ersten Job angefangen als Junior-Entwickler. Und jetzt studiere ich immer noch nebenher und schließe das jetzt aber gerade ab. Also, ich liege gerade wirklich in den letzten Zügen; Anfang September muss ich abgeben. Und dann ist es geschafft! Ja, und dann…
Robert Glaser: Das wird auf jeden Fall super.
Sonja Heinen: Das denke ich auch.
Robert Glaser: Magst du vielleicht noch mal erzählen, was du zum Thema hast in deiner Bachelorarbeit?
Ute Mayer: Ja, also das Thema hat ungefähr vier Zeilen und ich habe den genauen Titel schon wieder vergessen. Aber im Prinzip kommt das so ein bisschen aus meiner Arbeit. Also ich habe ja jetzt im letzten Jahr den INNOQ-Webseiten-Relaunch schon stark mitgemacht, würde ich sagen. Und Frontend ist halt so mein Thema. Und ich will mit meiner Bachelorarbeit quasi nachweisen, dass man mit Hilfe von modernen Architekturprinzipien, die man aufs Frontend anwendet und mit Styleguides und mit Template-Sprachen die Wartbarkeit von Frontends verbessern kann. Also, ich weiß das ja schon, aber ich muss das jetzt noch nachweisen. Und genau, das ist mein Thema, an dem ich gerade arbeite. Den Progammierteil habe ich schon fast abgeschlossen und jetzt kommt noch das Schreiben.
Robert Glaser: Ja, dann sind wir gespannt auf die Arbeit. Die wird bestimmt auch irgendwo verlinkt werden, wenn sie dann mal fertig ist.
Ute Mayer: Ja bestimmt. Das ist der Plan.
Robert Glaser: Cool, danke dir. Last but not least: Jan, möchtest du kurz etwas zu dir erzählen, wie du… Was so dein Hintergrund ist und dann, wie du zu uns gekommen bist?
Jan Körnich: Ja, wie prähistorisch darf ich werden? Also…
Robert Glaser: Sehr, wir haben noch ein bisschen Zeit.
Jan Körnich: Okay, wir haben noch Zeit. Mein Hintergrund vom Studium her ist auch naturwissenschaftlicher Art: Ich habe Chemie studiert und da auch promoviert. Allerdings noch…
Sonja Heinen: Man lernt sich jetzt richtig kennen hier, ne?
Ute Mayer: Ich habe es nur bis zum Vordiplom geschafft.
Jan Körnich: Im letzten Jahrhundert war das noch. Ich bin dann halt Ende des letzten Jahrhunderts fertig geworden mit dem Studium und bin, genau genommen, in so einer Konjunkturdelle herausgekommen. Ich hatte auch keine Lust mehr, mein weiteres Berufsleben da in gekachelten Räumen zu verbringen. Das kam noch dazu, das machte die Jobsuche dann eher noch schwerer. Und dann habe ich angefangen, zu schauen, was es sonst noch für Tätigkeiten gibt, die so dem, was ich bisher gemacht habe, so ungefähr entsprechen. Also, eigentlich inhaltliche Aufgaben oder Probleme zu analysieren und dann irgendwie Lösungen für diese Probleme zu finden. Und dann bin ich tatsächlich im Bereich – Beratung hieß das damals irgendwie ja noch – hängen geblieben, wobei ein Großteil dieser Beratungshäuser ja auch eigentlich Softwareprojekte gemacht hat. Ich glaube, das hat sich alles so ein bisschen weiterentwickelt. Damals gab es tatsächlich auch kaum ausgebildete Informatiker.
Also, ich bin dann zu einem Beratungshaus gewechselt, das tatsächlich da so im Rahmen der 2000-Problematik ganz viele Leute eingestellt hat. Mit mir wurden damals irgendwie, ich schätze mal, so 50 Leute gleichzeitig eingestellt für ein großes Projekt. Alles Menschen, die keine Informatiker waren. Also, ganz viele Physiker, Ingenieure, Chemiker; so ein bisschen Highlight war für mich immer der Kirchenmusiker, der sich da auch in die Gruppe verirrt hatte. Und wir wurden dann eigentlich so in Softwareprojekten eingesetzt, allerdings auch gleich schon so ein bisschen in verschiedenen Rollen. Da habe ich so ein bisschen programmieren gelernt, allerdings schon da auch mit dem Ziel, das eigentlich nicht weiter zu machen, sondern eher in die Richtung gehen, Anforderungen mit dem Kunden zu erarbeiten, herauszufinden, was ein Kunde eigentlich will. Die Sachen dann aufzubereiten und dann für Entwicklungsteams bereitzustellen. Und da dann aber auch für die Entwicklungsteams der Ansprechpartner zu sein.
Robert Glaser: Hat dich dieser kurze Programmierausflug irgendwie abgeschreckt oder war das einfach weniger interessant als auf der Anforderungsebene zu wirken.
Jan Körnich: Nein, der hat mich nicht abgeschreckt. Also, ich zehre da tatsächlich immer noch von. Ab und zu verirre ich mich ja doch mal in ein Github, um einfach mal zu schauen, was ist da gemacht worden. Oder es ist ja auch in vielen Projekten nicht so, dass man auf einer blanken Wiese anfängt. Sondern man hat fachliche Anforderungen, die sich leider dann in dem jeweiligen Kundenumfeld echt nur im Code wiederfinden. Und das nützt mir immer noch, dass ich dann durchaus Code verstehe, wenn ich ihn sehe, und da dann auch sehe, was war denn jetzt wirklich da der Inhalt, der mal umgesetzt werden sollte. Das kommt immer mal wieder vor, auch gerade im laufenden Projekt.
Robert Glaser: Ich war dir auch immer sehr dankbar für deine SQL-Abfragen.
Jan Körnich: Ja, nein, das ist nun das, was ich dann im Zweifelsfall auch wirklich mal… Da habe ich tatsächlich auch mal so Mitte der 2000er auch richtig in Code, in C-Code, was gebastelt –
Robert Glaser: Um Gottes Willen.
Jan Körnich: – weil wir auch da prähistorisch… Anfang der 2000er gab es ja mal diese Internetblase, die tatsächlich dazu geführt hat, dass von den 50 Kollegen, die mit mir angefangen haben, so zwei Drittel auch wieder gegangen sind. Und der Rest der Mannschaft saß dann halt mit den Projekten da, die da waren. Und da habe ich dann tatsächlich auch mal in produktivem Code gefummelt und gerade so SQL-Geschichten teilweise doch massiv überarbeitet. Insofern denke ich, war das eine sehr gute Erfahrung. Ich glaube, das ist sowieso auch eine Sache, die wir immer wieder in Projekten sehen: Es ergibt Sinn, dass alle Rollen da wirklich auch mal so ein bisschen Einblick in die anderen Rollen haben. Also, ich denke auch, für Entwickler oder Architekten ist das, glaube ich, gar nicht schlecht, vielleicht dann auch noch mal sporadisch irgendwie auch so eine Rolle wie Product Owner oder Projektleiter zu übernehmen, weil das ja auch… Wir waren eben schon so beim Imposter-Syndrom. Eigentlich sind das Aufgaben, da wird ja auch nur mit Wasser gekocht. Das sind Sachen, die man ja auch lernen kann und wo, glaube ich, jeder Entwickler auch die Anlagen hat. Viele Entwickler haben ja auch eigene, kleine Projekte. Du sagtest eben, du hast erst mal nur so kleine Projekte gemacht und dann erst kennen gelernt, darum gibt es noch ja ein großes Umfeld. Aber ich denke, selbst im kleinen Projekt macht man viele Sachen, die in einem großen Projekt dann ja auch in irgendeiner Form passieren.
Robert Glaser: Aber du hast dich dann irgendwann nach diesen Erfahrungen doch eher so innerlich auf diese Anforderungsebene fokussiert, oder?
Jan Körnich: Genau. Damals waren das wirklich Projekte, die noch so in diesem klassischen Wasserfallformat stattfanden. Und damals war so meine Hauptaufgabe Anforderungsmanager und dann teilweise auch Projektleiter. So Mitte, Ende der 2000er ging es dann eher auf diese agile Schiene, dass das Projekt mehr und mehr irgendwie mit diesen Scrum-Rollen belegt wurden. Da war ich dann eher Product Owner, wobei ich diese ganzen Rollenbezeichnungen… Ich fühle mich da immer nicht so recht zu Hause. Also, ich übernehme fachliche Rollen im Projekt, aber wie die dann nun heißen ist mir dann auch relativ egal.
Robert Glaser: Cool. Und wie bist du zu INNOQ gekommen, dann letzten Endes?
Jan Körnich: Das war so, dass ich irgendwie vor… Das ist jetzt auch schon ein paar Jahre her, so um 2010 herum habe ich in einem großen deutschen Konzern gearbeitet. Und wir hatten eine Projektherausforderung, bei der dann ein Kollege von mir damals Kontakte zu INNOQ hatte. Und tatsächlich haben wir dann INNOQ als Projektteam engagiert mit einer recht großen Mannschaft. Ich glaube, das waren so 15 Kollegen von INNOQ, die damals mit uns das Projekt gemacht haben. Und ich habe da genau diese Aufgabe übernommen: Also, die fachlichen Anforderungen aufzubereiten und gleichzeitig aber auch das Projekt dann zu leiten. Und das Projekt war, denke ich, wirklich sehr erfolgreich und ich glaube, wir haben auch damals als Team sowohl auf Kundenseite, als auch dann zusammen mit den INNOQ-Kollegen sehr, sehr gut funktioniert. Wir hatten da auch viel Freiraum, muss man sagen, aber das war wirklich ein gesamtes Team. Insofern haben… Ich weiß nicht, ich will jetzt keine großen Worte sagen, aber so ein bisschen haben wir uns gegenseitig auch echt verliebt.
Robert Glaser: Das darf ruhig gesagt werden.
Jan Körnich: Ich hatte damals einen Kollegen, der mich da auch mit den fachlichen Sachen unterstützt hatte und der sagte damals, ja, was da wirklich auch bei dem INNOQ-Team auch anders ist als bei fast allen Teams, die er bisher erlebt hat, die sind wahnsinnig uneitel. Das ist nicht so, dass da irgendwie jemand kommt und sagt, so muss das gemacht werden und ich habe die Ahnung und deshalb ist nur das richtig. Stattdessen war da, glaube ich, echt die Kommunikation und auch so das Zuhören: Was ist jetzt wirklich die Anforderung sowohl auf der fachlichen Seite, als auch, was ist so die technische, beste technische Lösung. Das waren alles sehr, sehr zielorientierte und auch sachorientierte Diskussionen. Und nicht, wie man das so häufig erlebt, so mit irgendwelchem Ego aufgeladen.
Und ich habe den Konzern dann irgendwie so um 2012 verlassen, weil ich merkte, so toll finde ich das in Konzernen dann doch nicht. Aber der Kontakt zu INNOQ ist doch weiter bestehen geblieben und tatsächlich, bevor ich dann endgültig bei INNOQ gelandet bin, hatte ich zwischendurch auch einen Job, der auch eigentlich über INNOQ gelaufen ist. Oliver Wolf, einer der Geschäftsführer von INNOQ, hatte mich immer mal wieder angesprochen: Hier, ich habe hier einen Kunden, der sucht jemanden, wo du wahrscheinlich ganz gut helfen könntest, interessiert dich das? Und das Eine hatte mich dann tatsächlich interessiert, da habe ich dann gut zwei Jahre hier in Berlin bei einem Startup gearbeitet, eigentlich über Oliver Wolf vermittelt, also echtes Networking. Das Startup ist dann leider pleite gegangen und irgendwie kam dann nach einem halben Jahr Oliver wieder und fragte, ja, ich habe da wieder was, wäre das interessant? Und da habe ich gesagt, wäre interessant, aber wie wäre denn das, wenn ich denn mal jetzt direkt zu euch komme, als das immer über so Gigs bei anderen Kunden? Und da INNOQ sich ja auch in der Richtung erweitern will, also dass da auch weitere Rollen da sind um auch mal ganze Projektteams zu staffen, passte meine Anfrage wohl ganz gut. Und so sind wir dann so verblieben, dass ich dann tatsächlich hier angefangen habe.
Robert Glaser: Ja, das klingt sehr interessant. Was du zuletzt gesagt hast, dass INNOQ sich zu der Zeit breiter aufgestellt hat, das stimmt. Wir machen nämlich immer mehr Fullservice- oder Produktentwicklungsprojekte. Also, wir sind kein reiner technischer Dienstleister mehr, der nur Entwickler für Projekte bereitstellt, sondern wir übernehmen komplette Produktentwicklung. Und deswegen ist das auch so wichtig, dass wir eben nicht nur technische Rollen haben, also Menschen, die bei uns einen technischen Hintergrund bekleiden und entwickeln, sondern wir brauchen halt Designer, Product Owner, Projektmanager, Frontend-Entwickler, alles mögliche. Sonst kann man eben diese vollständige Produktentwicklung nicht machen, meiner Meinung nach. Und das sehen auch all jene in der Runde wahrscheinlich ähnlich, oder?
Ute Mayer: Ja. Also ich glaube historisch war das ja schon so, dass INNOQ damit gestartet hat, dass jeder irgendwie alles konnte, aber in den letzten Jahren hat sich gerade im Bereich Web so viel verändert und ich glaube nicht, dass einer noch einfach alles kann. Also dafür ist es halt von den Technologien einfach zu viel geworden. Deswegen ist es schon besser, wenn man jetzt auch ein paar Spezialisten hat.
Robert Glaser: Genau. Wir sind aber auch kein Hort von Spezialisten, die sich nur einigeln in ihrer Materie.
Ute Mayer: Das stimmt.
Robert Glaser: Ihr seid ja selbst, wie wir jetzt gehört haben – Ihr arbeitet ja auch immer so auf einer Grenze. Also keiner „malt“ jetzt nur irgendwelche Layouts, „malen“ bitte in Anführungszeichen sehen.
Sonja Heinen: Ich kralle mich in meinen Stuhl.
Jan Körnich: Also ich male, ich male, das ist schon okay.
Robert Glaser: Das ist auch ein Zitat und ich würde das nie selbst so nennen. Wohingegen auch Ute, jetzt zum Beispiel, du bist ja auch nicht nur am Programmieren. Du schreibst ja auch nicht nur Komponenten. Du entwirfst die ja auch und wir reden zusammen im großen Kontext darüber, wofür die eigentlich gut sind und warum wir die brauchen. Jan, wir haben ja auch schon im Projekt zusammengearbeitet. Du hast mir bei meinen mangelnden SQL-Skills immer geholfen, obwohl ich die eigentlich eher bei mir erwartet hätte. Ich glaube, das macht ein gutes Team auch aus, wenn man Leute mit verschiedenstem Background hat, die sich alle aber nicht in ihren Silos einigeln.
Ute Mayer: Das stimmt, ja.
Sonja Heinen: Ich glaube, das kann man nur immer wieder erwähnen. Also, das hatte Jan auch so schön ausgedrückt, es ist einfach unglaublich wichtig, dass man den interdisziplinären Kollegen über die Schulter schaut. Und ich glaube tatsächlich, dass ich dadurch, dass ich mich im Frontend ein bisschen austobe, ein besserer Designer geworden bin. Oder falls ich wieder ein Design selber erstellen muss, dann gehe ich da jetzt mit ganz anderen Augen dran. Also teilweise schaue ich jetzt auf Layouts und man hat schon so ein Gefühl, oooh, das ist entweder…
Robert Glaser: Das kann nicht funktionieren.
Sonja Heinen: Ja, genau. Das kann nicht funktionieren. Oder ja, das sieht gut aus oder … Also das ist einfach etwas, das man nicht lernen kann, wenn man nicht selbst da sitzt und schon mal ein react-select-Feld umstylen musste. Da muss man einmal in diesen Abgrund quasi reinstürzen und sich damit auseinandersetzen.
Robert Glaser: Ich glaube, das war ein schöner Schlusssatz: Man muss in den Abgrund schauen.
Sonja Heinen: Ja, select-Felder sind da schon ein sehr gutes Beispiel für den Abgrund von Frontend-Klassenkämpfen.
Robert Glaser: Auf jeden Fall. Wir müssen jetzt – Wir könnten, glaube ich, noch ganz lange weiterreden und wir sollten vielleicht noch mehr Folgen machen zu diesen Themen. In Berlin läuten jetzt allerdings die Mittagsglocken. Es ist gleich zwölf und wir müssen uns jetzt leider hier verabschieden, denn wir müssen in die Markthalle gehen und Mittag essen. Danke auf jeden Fall, dass ihr euch Zeit genommen habt für meine blöden Fragen.
Ute Mayer, Sonja Heinen, Jan Körnich: Gerne.
Robert Glaser: Vielleicht sehen wir uns ja noch mal in einer neuen Folge wieder.
Ute Mayer: Bestimmt.
Robert Glaser: Dankeschön und tschüss.
Ute Mayer, Sonja Heinen, Jan Körnich: Tschüss.