Teil 1 - Was macht eine gute Retro aus?
Teil 2 - Visuelle Abfragen
Teil 3 - Universelle Kategorien
Teil 4 - Freie Fragen und 5 Why
Teil 5 - Zerstören und Ein Tag für die Tonne
Teil 6 - Timeline
Teil 7 - Abschließende Tipps
In dieser Folge stellen wir alles auf den Kopf. Erinnern Sie sich an Teil 1 der Serie, wo ich den Grundsatz “Negatives immer ins Positive drehen” vorstellte? Hier wenden wir ihn an.
Format #5 – Zerstören
Der Kopfstand ist eine bewährte und sehr effektive Kreativtechnik. Anstatt Ihr eigentliches Ziel in ein Brainstorming zu geben, formulieren Sie das Gegenteil. Sie zerstören praktisch absichtlich Ihr Ziel. Das erste Brainstorming produziert also Ideen, wie das Ziel verfehlt werden kann. Es ist kurios, dass es Menschen recht leicht fällt, Dinge kaputt zu machen. Funktioniert immer!
Anschließend nehmen Sie jede einzelne zerstörerische Idee und drehen sie wieder ins Positive um mit einem weiteren Brainstorming. Auf diese Weise multipliziert sich mühelos die Anzahl der Ideen im Vergleich zu einem normalen Brainstorming.
Damit der Spaß nicht zu kurz kommt, habe ich das Format “Zerstören” entwickelt. Jedes Teammitglied bekommt einen Evil Twin, einen bösen Zwilling, als Avatar verpasst. Dann lasse ich der Lust am Zerstören freien Lauf. Wie immer nach einem Brainstorming bilden wir anschließend Cluster mit verwandten Themen. In der zweiten Runde werden die Cluster in grüne Ideenzetteln eingepackt, die das positive Gegenteil erzeugen.
Das folgende Bild zeigt das Feld der Zerstörung nach dem Clustering der ersten Runde:
Ein Themencluster, eingepackt in grüne, positive Ideen, nach der zweiten Runde:
Die Methode deckt unbeleuchtete Ecken im Projekt auf und erleichtert es dem Team, solche Problemzonen anzusprechen, indem sie dazu aufruft, richtig Kleinholz zu machen.
Als nächstes kommt eine weitere spaßige Anwendung der Kopfstandtechnik.
Format #6 – Ein Tag für die Tonne
Ab und zu dürfen wir in einer Retro einfach mal entspannt Blödeln. Das lockert die Atmosphäre im Team auf. Mein Format “Ein Tag für die Tonne” nimmt wieder die Kopfstandtechnik zur Hilfe. Es funktioniert so:
- Erste Aufgabe: Beschreibe in einer Reihe von Zetteln Ereignisse eines fiktiven Tags, der so richtig Bockmist ist. Vom Morgen bis zum Abend. Die Ereignisse sollen aus dem eigenen Leben kommen und nicht frei erfunden sein. Es dürfen auch Ereignisse sein, vor denen Du dich immer mal wieder fürchtest, die aber noch nicht eingetreten sind.
- Zweite Aufgabe: Kommentiere die Ereignisse der anderen mit einer Gegenmaßnahme. Hier können ernst gemeinte Ratschläge rauskommen, es darf aber auch hemmungslos geblödelt werden.
Hier ein Ausschnitt:
Zur Dekoration hatte ich für alle je ein Bild eines zornigen Tieres generiert mir StableDiffusion (InvokeAI oder Automatic1111) und dem Model Vectorartz aus HuggingFace.
Die Idee des Formats ist, dass wenn jemand das nächste Mal eines der Ereignisse erlebt oder daran denkt, sich mit einem breiten Grinsen an die spaßigen Vorschläge erinnert und alles nicht mehr so schlimm ist. Auf jeden Fall gibt es während der Sitzung jede Menge Gelächter, sobald die Kommentare kommen.
Als Abschluss meiner Palette an Formaten stelle ich Ihnen nächstes Mal die Timeline-Methode vor. Sie eignet sich besonders für Retros über gößere Zeitabschnitte.