Als ich Ende 2012 nach einer beruflichen Veränderung suchte, war für mich zunächst nicht klar, ob ich wieder in eine Festanstellung oder lieber in die Selbständigkeit gehen wollte. Was für mich klar war, ich wollte wechselnde Kunden, wollte vor Ort mit Menschen arbeiten, mit ihnen die besten Antworten auf ihre Fragen suchen und sie unterstützen, ein gemeinsames Verständnis in den Dialog zwischen IT und Fachbereichen zu bringen.
Wenn überhaupt, dann wollte ich einen Arbeitgeber, der diese Vorstellung teilte. Einen Arbeitgeber, der den Nutzen von Konferenzvorträgen erkannt hatte, der mir Möglichkeiten zur Erweiterung meines Wissens bot und ein Umfeld, in dem ich mit meinen Kollegen über die neuesten Technologien diskutieren konnte. Ich fand eine Handvoll Firmen bei denen ein paar dieser Ideen als “hehres Ziel” genannt wurden, die Mehrheit attributierte aber eher mit “überzogen”, “realitätsfremd” oder “unmöglich”.
Aus diesem Grund war ich auch ziemlich skeptisch, als Stefan (Tilkov) am Telefon in unserem ersten Kennenlern-Gespräch meinte "Ja, das ist ungefähr wie wir das hier so machen.” Ich hatte schon erlebt, dass Firmen einiges versprechen, um Mitarbeiter zu bekommen, aber hier hatte ich auf einmal das Gefühl, dass irgendetwas anders war. innoQ war mir schon seit 2007 durch Stefans REST-Buch ein Begriff, und ich schätzte die hohe Qualität der Artikel, die Stefan, Phillip Ghadir oder Till Schulte-Coerne und Falk Hoppe veröffentlich hatten. Allerdings wusste ich kaum etwas über die Firma selbst. Also schrieb ich einige Mitarbeiter über Twitter an und traf mich auch mit zweien, um Informationen aus erster Hand zu bekommen. Alle erzählten mir Ähnliches wie Stefan.
Kollektive Gehirnwäsche oder wirklich die Wahrheit?
Damals dachte ich, es müsse ein Fall von kollektiver Gehirnwäsche sein oder eine Art Vorgabe. Oder vielleicht gab es Sonderregelungen für langjährige Mitarbeiter? Ich ließ es auf einen Versuch ankommen und unterschrieb - trotz eines miserablen Vorstellungsgespräches meinerseits - einen Senior-Consultant Vertrag bei der innoQ.
Heute, nach etwas über einem Jahr, kann ich sagen, meine Skepsis war unbegründet. Bei innoQ herrscht eine Firmenkultur, die mich damals ziemlich umgehauen hat!
Es fängt dabei an, dass die Geschäftsleitung nicht als solche Auftritt, sondern eher als “Primus inter pares”. Die Mitarbeiter bestimmen auch in weiten Teilen, wie sich die Firma entwickelt. Es gibt quasi keine Hierarchie, sondern volles Vertrauen in jeden Mitarbeiter und sein verantwortungsvolles Handeln. Der erste Schock war für mich beispielsweise, dass ich das Passwort zum Amazon-Account der Firma bekam mit der Aussage "Wenn du irgendetwas wirklich dringend für deine Arbeit brauchst, bestell' es!”. Darüber hinaus hat jeder Mitarbeiter Zugang zu (fast) allen Firmen-Interna wie bspw. Abrechnungen oder Geschäftszahlen. Dadurch kann auch jeder sehen, wieviel die Firma in die Mitarbeiter investiert. Bspw. durch die 2-monatlich stattfindenden Events bei denen wir uns alle treffen, um uns über aktuelle Projekte, Themen und Fragen auszutauschen.
Wer fragt, dem wird geholfen
Für mich ist immer noch sehr beeindruckend, dass bei innoQ eine sehr offene und aktive Kommunikation gelebt wird. Ein gutes Beispiel hierfür ist die firmeninterne Development-Mailingliste, auf der ein täglicher Austausch stattfindet. Jeder Mitarbeiter kann hier zu jedem beliebigen Thema Fragen stellen und darf mit stetem Feedback & konstruktiver Kritik der Kollegen rechnen. Ich betone “konstruktiv”, weil ich selten einen so respektvollen Umgang miteinander erlebt habe, wie hier. Die Akzeptanz von abweichenden Meinungen ist quasi ein ungeschriebenes Gesetz. Wer fragt, dem wird geholfen! Egal, wie vermeintlich dumm eine Frage auch erscheinen mag, rein destruktive Kommentare sind so selten wie Schnee im Hochsommer. Das ist für mich eines der Merkmale einer Firmenkultur, die ich kennen und lieben gelernt habe.
Es gibt viele weitere Beispiele für das Vertrauen in die Mitarbeiter wie das Arbeitszeitmodell der Senior Consultants, der bewusste Verzicht auf eine Kontrolle der Urlaubstage oder Einhaltung der 40 Stunden-Woche, aber auch die Unterstützung bei Konferenzbeiträgen und Fachmagazin-Artikeln. Man vertraut auf ein verantwortungsvolles Handeln und korrigiert lieber im Nachgang kleine Fehler, als vorab Kreativität mit Reglementierungen zu ersticken. Einen solchen Vertrauensvorschuss zu bekommen, macht stolz und motiviert. Es motiviert dazu, sich gegenseitig zu unterstützen, das Richtige zu tun und Neues auszuprobieren. Das ist unsere Firmenkultur. Das ist für mich, was innoQ ausmacht.
Weitere Details im innoQ Podcast #14