DIN EN ISO 9241–11, DIN EN ISO 9241–11, DIN EN ISO 13407, DIN EN ISO 9241–210 und DIN EN ISO 9241–220. Wer soll da den Überblick behalten? In diesen Normen wurden Usability, User Experience, User-Centered Design und Human-Centered Design definiert sowie eben jene Definitionen nochmals angepasst und überarbeitet. Ebenfalls fanden Abgrenzungen der Begriffe zueinander statt. Es wundert daher nicht, dass die Begriffe und deren Unterschiede häufig nicht bekannt sind. Dieser Blog-Post soll daher die Fragen beleuchten: In welcher Beziehung steht Usability zu User Experience? Und was ist der Unterschied zwischen UED und HCD?

Usability

Die Gebrauchstauglichkeit, besser bekannt als Usability, wurde 1980 erstmalig definiert. In den nächsten 20 Jahren entwickelte und etablierte sich der Begriff der Usability, sodass 2011 folgende Definition veröffentlicht wurde:

„Gebrauchstauglichkeit ist das Ausmaß, in dem ein System, ein Produkt oder eine Dienstleistung durch bestimmte Benutzer[ und Benutzerinnen] in einem bestimmten Nutzungskontext genutzt werden kann, um festgelegte Ziele effektiv, effizient und zufriedenstellend zu erreichen." - DIN9241–210

Usability kann somit daran gemessen werden, wie effektiv, effizient und zufriedenstellend ein/e Benutzer/in die Nutzung eines Produktes bewertet. Die Bewertung erfolgt darüber, wie gut das Produkt für die vorgesehenen Aufgabenstellungen in einer bestimmten Umgebung gebraucht werden kann. Ein Toaster würde daher, unter der Berücksichtigung des Zieles, dass er toasten soll, als Toaster und nicht als ein neuer fahrbarer Untersatz bewertet werden. Eine Übersetzungssoftware soll demnach übersetzen und keine Bilder rendern. Die Effizienz, Effektivität und Zufriedenstellbarkeit bei der Berechnung von Bildern ist daher nicht relevant.

Im Bereich der Usability wird man unweigerlich auf Michael Friedewald, Marc Hassenzahl, Ben Shneiderman, Donald A. Norman und Jakob Nielsen treffen. Diese und einige weitere sind ausschlaggebend für die Definition und Entwicklung des Begriffs der Usability als eine Qualität: Der Nutzungsqualität.

Historische Entwicklung von Usability und User Experience
Historische Entwicklung von Usability und User Experience

User Experience

Nachdem die Usability definiert und etabliert war, entwickelte sich ein neuer Begriff: User Experience (UX). Diese sogenannte Frühphase der UX, die der Begriffsfindung diente, lief bis circa 2003. Auf sie folgte, von 2003–2007, die Reifephase. In dieser wurde UX erklärt und abgegrenzt. In der Früh- sowie der Reifephase entstanden zunächst unterschiedliche Begriffe und sehr divergierende Definitionen von diesen. Erst zwischen 2008 und 2010 etablierte sich UX unter einer eindeutigen Definition. User Experience ist die:

„Wahrnehmungen und Reaktionen einer Person, die aus der tatsächlichen und/oder der erwarteten Benutzung eines Produkts, eines Systems oder einer Dienstleistung resultieren" - DIN EN ISO 9241–210

Ergänzt wird diese Definition des Begriffs dadurch, dass sie alle psychologischen und physiologischen Reaktionen die vor, nach und während der Nutzung eines Produktes auftreten umfasst. Usability bezieht sich nur auf die aktive Nutzung und bildet somit einen Teil der UX. Die Vorstellung über die Nutzung sowie die Verarbeitung des Erlebten, die die UX auch umfasst, wird von der Usability nicht aufgegriffen. Sie bewertet die Nutzbarkeit während User Experience das komplette Nutzererlebnis umfasst.

UX wird zudem dadurch beschrieben, dass sie von diversen Faktoren beeinflusst werden kann:

User Experience ist eine Folge des Markenbilds, der Darstellung, Funktionalität, Systemleistung, des interaktiven Verhaltens und der Unterstützungsmöglichkeiten des interaktiven Systems, des psychischen und physischen Zustands des Benutzers[/der Benutzerin] aufgrund seiner [/ihrer] Erfahrungen, Einstellungen, Fähigkeiten und seiner > [/ihrer] Persönlichkeit sowie des Nutzungskontextes.

Die Gebrauchstauglichkeit kann an der Effektivität, der Effizienz und der Zufriedenheit gemessen werden, welche Teil der Definition von Usability sind. Für die Bereiche der UX, die über die Usability hinausreichen, sind solche Maßstäbe nicht in der Definition angelegt. Wenn man UX messen möchte, muss man sich daher unweigerlich die Frage stellen: Wie misst man ein Gefühl? Um dies zu beantworten, wurden diverse UX-Methoden entwickelt, die in weiteren Artikeln vorgestellt werden sollen.

User-Centered Design und Human-Centered Design

User-Centered Design (UCD) und das Human-Centered Design (HCD) sind Prozess-Modelle, um Usability oder User Experience in den Softwareentwicklungs-Prozess zu integrieren. User-Centered Design wurde von Don Norman entwickelt und 1999 erstmals in einer DIN-Norm definiert. Elf Jahre später erfolgte die Definition von Human-Centered Design. HCD wurde dabei zusammen mit User Experience in einer DIN-Norm definiert. UCD beschreibt den Prozess, der für Usability notwendig ist, während HCD sich auf User Experience bezieht. Dennoch werden User-Centered Design und Human-Centered Design häufig Synonym verwendet. DIN EN ISO 9241–210 empfiehlt jedoch die Nutzung von HCD, da „human" neben den Nutzern („users") auch weitere Beteiligte, wie beispielsweise die Stakeholder, umfassen kann.

Die beiden Prozesse sind sehr allgemein beschrieben und bieten nur einen ersten Ansatzpunkt für die Umsetzung von Human-Centered Design in der Praxis. Zu beachten ist, dass HCD Iterationen vorsieht sowie, dass Human-Centered Design kein einzelner Entwicklungsprozess sein kann, sondern in andere Prozesse eingebunden werden muss. Zur Umsetzung von HCD existieren daher diverse Ansätze und Modelle.

Diese Ansätze und Modelle sowie weitere Themen der UX werden in weiteren Blogbeiträgen näher besprochen. Ein Podcast zum Thema ist bereits hier zu finden: