Im Hamsterrad der Softwareentwicklung kommen Softwarearchitekt*innen selten dazu, sich lange Gedanken zur Behebung von schwierigen Problemen zu machen. Irgendwie muss alles schnell schnell gehen. Keine Zeit zum Nachdenken. Einfach nur machen: Zack Zack! Und dann?
Das Problem
Nach ein paar Monaten oder Jahren fröhlichstes vor sich hinwursteln kommt man irgendwie nicht mehr weiter: Zusagen werden nicht mehr eingehalten, Aufwandsanalysen dauern länger als die Umsetzung selbst und die Motivation der Entwickler*innen nähert sich dem Tiefpunkt. Wenn es jetzt doch nur jemanden mit dem goldenen Zauberstab geben würde, der alles wieder Heile machen würde! Die Hoffnung darauf stirbt spätestens dann, wenn klar wird, dass auch extern herbeigerufene Hilfe nach drei Tagen Beratung nicht all die Probleme aus den letzten drei Jahren wie von Zauberhand lösen kann.
Mit oder ohne externe Unterstützung: Meist bleibt es den Softwarearchitekt*innen selbst überlassen, die eigenen Probleme mit eigenen Mitteln zu lösen. Aber wo soll denn begonnen werden? Wie finden sich die richtigen Maßnahmen? Ist es vielleicht auch schon zu spät, um sich darüber Gedanken zu machen? Und: Woher soll überhaupt die Zeit dafür genommen werden?
Ganz so schlimm ist es zum Glück nicht! Oftmals reichen schon ein paar Minuten, um in der ein oder anderen verzwickten Situation neue Einsichten auf die aktuelle Lage oder der nahen Zukunft zu bekommen. Es muss auch nicht immer gleich das große Rad gedreht werden, um etwas zu verbessern.
Die Hilfe zur Selbsthilfe
Genau hier setzen die Mitmach-Karten für bessere Softwaresysteme des Projekts “cards42” an. Die Karten von cards42 bieten eine Hilfestellung für Themen rund um die Arbeit mit Softwarearchitekturen. Die “Cards for Analyzing and Reflecting on Doomed Software” geben kurze Denkanstöße in festgefahrenen Situationen und helfen, neues Licht auf schwierige Probleme zu werfen.
Derzeit haben wir 16 Karten entworfen, in ein erstes Kartenpack zusammengestellt und im handlichen DIN A6 Format auf Papier gebracht. Die Idee von cards42 ist, dass Softwarearchitekt*innen sich in einer ruhigen Minute (oder in einem unnötigem Meeting 😉) mit ganz speziellen Themen der Architekturarbeit (fast schon spielerisch) beschäftigen und diese direkt mit den kurzen Anweisungen auf den Karten selbstständig ergebnisorientiert durcharbeiten. cards42 bietet hierfür eine große Bandbreite an unterschiedlichsten Themen wie etwa Zeitmanagement, Risikoidentifizierung, Architekturbewertung und vielem mehr!
Karten wie etwa die “8-Stunden-Torte” lassen Softwarearchitekt*innen darüber nachdenken, ob die eigene Zeit auch effektiv genutzt wird. Die Karte “Das Worst-Case-Szenario” fordert dazu auf, die wichtigsten Punkte zu finden, welche das eigene Softwaresysteme sicher zum Scheitern bringt. Und auf der Karte “Architektur-Quick-Check” kann verglichen werden, ob die geplanten Qualitätsziele auch mit den gewählten Architekturansätzen zusammenpassen.
Die Entstehung
Die Idee zu dem Kartenformat stammt von kunterbunten Mitmach-Karten für Kinder. Hier stellen handliche Karten herausfordernde Aufgaben an Kinder, welche zum Nachdenken und Selbermachen mit dem beiliegenden Stift anregen. Wir von INNOQ haben dieses Konzept übernommen und für Inhalte der täglichen Architekturarbeit umgesetzt. Die Karten von cards42 enthalten daher Inhalte und Erfahrungen von Beratungsprojekten von uns – und zwar so aufbereitet, dass sich auch in schwierigen Softwareprojekten mit unangenehmen Themen gerne beschäftigt wird.
Wie geht es weiter?
Eine begleitende Webseite (https://cards42.org) bietet ausführliche Erklärungen zu jeder einzelnen Karte sowie den Hintergründen und weitere Informationen zum cards42-Projekt. Die Offline-Variante der Mitmach-Karten gibt es von uns für euch an unseren Konferenzständen oder teils auch auf Meetups. Gerne diskutieren wir hier auch über die verschiedenen Aspekte der Karten und geben unsere Erfahrungen damit weiter. Noch viel mehr Karten werden im Laufe des Jahres hinzukommen, um noch mehr typische Facetten der Softwarearchitekturarbeit abzudecken.